Andersrum durch die USA - Teil 1 - Florida: Ein schwules Roadmovie führt durch Florida und Kalifornien
der für den Bereich in dem wir saßen, zuständig war, war eine echte Granate. Schwul. Das hatten wir sofort gecheckt. Und er seinerseits natürlich auch. Dies kam uns direkt wieder einmal zugute, denn eine Obstplatte mit frisch geschälten Früchten, bekamen die anderen Passagiere nicht. Dazu noch eine nicht enden wollende Versorgung von gratis Alkohol und die Welt war in Ordnung. So ließ es sich doch Leben.
Nach zehn Stunden der Völlerei setzte der Vogel auf der Landebahn in Orlando, Florida auf und wir betraten zum ersten Mal in unserem Leben einen anderen Kontinent.
Guten Tag Orlando, welcome to Florida, hallo USA.
Mit einem kleinen Bus wurden wir, nachdem wir das Gepäck vom Band gepflückt hatten, zu der angeschlossenen Autovermietung kutschiert. Wir sprangen aus dem Bus, als dieser hielt und reihten uns in die Schlange der Wartenden ein. Als wir nach gefühlten zwei Stunden endlich dran waren, trafen wir auf unser erstes Problem im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nein, nicht Problem, Probleme gibt es ja keine; auf die erste Herausforderung. Ich sollte, nein musste, der Fahrer sein, doch André hatte die Kreditkarte, über die das ganze lief. Kreditkarten waren für mich fremde Welten. War ja zu der Zeit noch nicht so, dass jeder eine bekommen konnte oder sich überhaupt für dieses Plastikgeld interessiert hätte. André, Dank seiner Ausbildung bei der Bank, besaß aber eine und diese sollte uns in den USA eigentlich über Wasser halten, falls es mit dem Bargeld mal nicht hinhauen würde. Nach langer und müßiger Diskussion mit der leicht gereizten Dame, mussten wir das Feld räumen, mit dem Bus zurück zum Flughafengebäude und in der dort ansässigen Bank vorsprechen. Während André langwierige Diskussionen mit dem Bankangestellten ausfocht, fielen mir langsam die Augen zu. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer von dem, was da gerade bis auf die blanken Knochen ausdiskutiert wurde. Aber das sollten die beiden Banker auch mal schön unter sich ausmachen. Einige Zeit später sah ich ein freudiges Leuchten, welches sich in Andrés Augen stahl und wusste, dass er den Kampf oder besser gesagt, den Krampf gewonnnen hatte.
Wir bekamen die fünfhundert Dollar, die die Autovermietung als Kaution von uns haben wollte, in der Tasche. Soviel zu unserem ersten Eindruck des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten.
Mittlerweile völlig durchgeschwitzt, müde und genervt fuhren wir erneut vor dem Gebäude der Autovermietung vor. Zu meinem Entsetzen hatte sich die Warteschlange noch ein Stück verlängert und ich begann, leicht missgestimmt zu brummen und zu knurren.
André grinste breit, als er mich ansah, denn er wusste genau, was als Nächstes kommen würde.
Noch einmal hinten anstellen? Ich? Könnt ihr direkt mal vergessen! Die Reisetasche in der einen, den Koffer in der anderen Hand, marschierte ich vorweg, vorbei an den Wartenden. Verwirrte Blicke folgten André und mir, aber das interessierte mich in diesem Moment mal so gar nicht. Mit dem freundlichsten Lächeln, das ich in meiner derzeitigen Gereiztheit zustande brachte, trat ich erneut an den Schalter dieser stocksteifen Dame. Sie schaute zuerst etwas irritiert, hatte sie doch den nächsten Kunden aus der Schlange erwartet, doch ließ sie sich auf eine kurze Diskussion mit mir ein. Den Zahn, bezüglich wir sollten uns doch bitte hinten anstellen, hatte ich ihr schnell gezogen und so standen wir zehn Minuten später auf dem riesigen Parkplatz mit unzähligen Mietwagen. Ein netter junger Mann kam zu uns geeilt, besah sich unseren Vertrag und griff den entsprechenden Autoschlüssel aus dem großen Kasten neben dem Gebäude.
„Okay, guys. Come’n follow me“, sagte er in bestem Kaugummi-Amerikanisch und lief los. Wir marschierten, nun wieder voller Tatendrang, hinter dem knackigen Jüngling her.
„Schau dir mal die ganzen Autos hier an. Ist doch echt der Wahnsinn, oder?“, fragte André mich.
„Welche Autos?“, meinte ich trocken und ließ meinen Blick weiterhin auf dem knackigen Hintern, in der knallengen Shorts, vor uns ruhen.
„Du nun wieder“, bekam ich, neben einem kleinen Schubs gegen die Schulter, als Antwort.
„Was denn? Wenn hier alle Kerle so aussehen, dann wird dieser Urlaub für uns beide ein böses Ende nehmen … verbunden mit jeder Menge Spaß, versteht sich!“
Wir lachten beide, bis wir von unserem Führer unterbrochen wurden: „Ik sprekke eine bisken Deuts.“ Er grinste, drehte sich wieder um und setzte
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