Ange Pitou, Band 1
bleiben wünscht.
Ich wette, es ist die Person, die das Kistchen erhält.
Rigoulot, mein Freund, ich habe immer behauptet, du seist ein Junge voll Scharfsinn; doch mittlerweile, bis dieser Scharfsinn seine Früchte trägt und seine Belohnung herbeiführt, wollen wir ausreißen; der verdammte Pächter sieht nicht sehr mild und umgänglich aus, und wenn er wahrnimmt, daß das Kistchen fehlt, könnte er uns alle seine Knechte nachsetzen lassen, und das sind Bursche, die ihren Schuß so richtig thun, als der beste Schweizer von der Garde Seiner Majestät.
Diese Ansicht war wohl die der Majorität, denn die fünf Agenten setzten ihren Marsch unaufhaltsam im Saume des Waldes fort, der sie vor aller Augen verbarg und drei Viertelmeilen von da wieder zur Straße führte.
Die Vorsicht war nicht überflüssig, denn kaum hatte Katharine den schwarzen Mann und die zwei Sergeanten in Verfolgung von Pitou verschwinden sehen, als sie voll Vertrauen zu der Schnellfüßigkeit des Verfolgten, – der, wenn kein Unfall dazwischen trat, seine Verfolger weithin entführen mußte, – die ängstlich lauernden Knechte rief, ihr die Thüre zu öffnen. Die Knechte liefen herbei, und sobald Katharine befreit war, beeilte sie sich, ihren Vater auch in Freiheit zu setzen.
Billot schien zu träumen. Statt aus der Stube zu stürzen, ging er nur mißtrauisch und kehrte von der Thüre mitten in das Zimmer zurück. Es war, als getraute er sich nicht, am Platze zu bleiben, und hätte zugleich bange, seinen Blick auf das von den Agenten gesprengte und geleerte Hausgeräte zu werfen.Und sie haben ihm das Buch genommen, nicht wahr? fragte Billot.
Ja, mein Vater, doch sie haben ihn nicht genommen.
Wen, ihn?
Pitou. Er ist entflohen. Und wenn sie ihm immer noch nachlaufen, so müssen sie nun in Cayolles oder in Vauciennes sein.
Desto besser! Armer Junge! ich habe ihm das zugezogen.
Oh! mein Vater, bekümmern sie sich nicht um ihn, und denken wir an uns. Seien Sie unbesorgt, Pitou wird sich schon heraus helfen. Doch, mein Gott! welche Unordnung! Sehen Sie doch meine Mutter!
Oh! mein Weißzeugschrank, rief Frau Billot. Sie haben nicht einmal meinen Weißzeugschrank respektiert. Das sind ruchlose Gesellen!
Sie haben im Weißzeugschrank gesucht! rief Billot.
Und er stürzte auf den Schrank zu, den, wie gesagt, der Sergeant sorgfältig wieder geschlossen hatte, und fuhr mit seinen beiden Armen durch die Haufen umgeworfener Servietten.
Oh! rief er, das ist unmöglich!
Was suchen Sie, mein Vater? fragte Katharine.
Billot schaute in einer Art von Geistesverwirrung umher.
Sieh, ob du es irgendwo findest. Doch nein; in dieser Kommode – nein; in diesem Sekretär auch nicht; übrigens war es da, denn ich hatte es selbst hierher gestellt. Noch gestern habe ich es gesehen. Nicht das Buch suchten diese Elenden, sondern das Kistchen.
Welches Kistchen? fragte Katharine.
Ei! Du weißt es wohl.
Das Kistchen des Doktors Gilbert? sagte Frau Billot, die bei Umständen von hoher Bedeutung schwieg und die andern handeln und sprechen ließ.
Ja, das Kistchen des Doktors Gilbert, rief Billot, indem er die Hände in seine dichten Haare versenkte. Das so kostbare Kistchen!
Sie erschrecken mich, mein Vater, sprach Katharine.
Oh! ich Unglücklicher! rief Billot voll Wut; und ichhabe mir das nicht ahnen lassen! ich habe gar nicht an dieses Kistchen gedacht! Oh! was wird der Doktor sagen? was wird er von mir halten? Er muß glauben, ich sei ein Verräter, ein Feiger, ein Elender!
Aber, mein Gott, was enthielt denn das Kistchen, mein Vater?
Ich weiß es nicht; ich weiß nur, daß ich mich dem Doktor mit meinem Leben dafür verbürgt habe, und daß ich mich hätte müssen töten lassen, um es zu verteidigen, rief Billot.
Und er machte eine so verzweifelte Geberde, daß seine Frau und seine Tochter vor Schrecken zurückwichen.
Mein Gott, mein Gott, werden Sie wahnsinnig, mein Vater? sagte Katharine.
Und sie brach in ein Schluchzen aus.
Antworten Sie mir doch! rief sie, um des Himmels willen, antworten Sie mir doch.
Mein Freund, sprach Frau Billot, antworte doch deiner Frau, antworte doch deiner Tochter.
Mein Pferd, mein Pferd! rief der Pächter; man führe mir mein Pferd vor.
Wohin wollen Sie denn, mein Vater?
Den Doktor benachrichtigen, der Doktor muß Nachricht haben.
Aber wo werden Sie ihn finden?
In Paris. Hast du in dem Brief, den er uns geschrieben, nicht gelesen, er begebe sich nach Paris? Er muß dort sein. Ich gehe nach Paris. Mein Pferd! mein
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