Ange Pitou, Band 3
morgens früh von einer Menge Mädchen und Kinder überströmt, denen langsamer, aber nicht mit geringerem Interesse die Väter und Mütter der Streiter folgten.
Den Anfang machten Imbisse, indem man sich lagerte auf dem Grasboden, einfache Festessen von Obst und Brotkuchen, durch das klare Wasser der Quelle angefeuchtet.
Bald erschollen vier Trommeln in verschiedenen Richtungen; sie kamen von Largny, von Bez, von Taillefontaine und von Vivieres.
Haramont war ein Mittelpunkt geworden; es hatte seine vier Hauptpunkte.
Die fünfte Trommel ging mutig und führte aus Haramont ihre dreiunddreißig Nationalgardisten.
Unter den Zuschauern bemerkte man einen Teil der adeligen und bürgerlichen Aristokratie, welche gekommen war, um darüber zu lachen.
Dabei befanden sich viele Pächter aus der Umgegend, die ihre Schaulust befriedigen wollten.
Bald trafen auf zwei Pferden, nebeneinander reitend, Katharine und die Mutter Billot ein.
Das war der Augenblick, als eben die Nationalgarde von Haramont aus dem Dorfe ausmündete, mit einem Pfeifer, einem Trommler und ihrem Kommandanten Pitou an der Spitze, der einen großen Schimmel ritt, den ihm sein Leutnant Maniquet geliehen hatte, damit die Nachahmung von Paris vollkommener wäre und Herr von Lafayette in Haramont leibhaftig repräsentiert würde.
Strahlend vor Stolz, mit würdevoller Haltung, den Degenin der Hand, ritt Pitou auf dem breiten Roß mit silberner Mähne und, ohne Spott, er stellte, wenn nicht etwas Elegantes und Aristokratisches, wenigstens etwas Kräftiges und Beherztes vor, was mit Vergnügen anzuschauen war.
Der siegreiche Aufmarsch von Pitou und seinen Leuten wurde durch freudigen Zuruf begrüßt.
Die Nationalgarde von Haramont hatte gleiche Hüte, alle geschmückt mit der Nationalkokarde, glänzende Flinten, und marschierte in zwei Gliedern mit einem sehr befriedigenden Gesamteindruck. Als sie auf den Exerzierplatz kam, hatte sie auch bereits alle Stimmen der Versammlung für sich gewonnen.
Pitou erblickte aus dem Augenwinkel Katharine.
Er errötete, sie erbleichte.
Die Revue hatte von diesem Augenblick an für ihn mehr Interesse als für jedermann.
Er ließ die Leute zuerst das einfache Exerzitium mit der Flinte machen, und jede Bewegung, die er kommandierte, wurde so pünktlich ausgeführt, daß die Luft von Bravos erscholl.
Nicht dasselbe war bei den andern Dörfern der Fall; sie zeigten sich matt und unregelmäßig. Halb bewaffnet, halb unterrichtet, fühlten sich die einen schon demoralisiert durch die Vergleichung, die andern übertrieben hochmütig.
Alle gaben nur unvollkommene Resultate.
Doch vom Exerzitium sollte man zum Manövrieren übergehen. Hier erwartete der Sergeant seinen Nebenbuhler Pitou.
Der Sergeant hatte, in Betracht seines Dienstalters, das Oberkommando erhalten, und es handelte sich für ihn ganz einfach darum, die hundertundsiebzig Mann der Hauptarmee marschieren und manövrieren zu lassen.
Er konnte es aber nicht zu stande bringen.
Seinen Degen unter dem Arm und seinen getreuen Helm auf dem Kopfe, schaute Pitou mit dem Lächeln des überlegenen Feldherrn zu.
Als der Sergeant die Spitzen seiner Kolonne unter den Bäumen des Waldes hatte verschwinden sehen, während die Schweife den Weg nach Haramont einschlugen; als sich seineCarres in unrichtigen Entfernungen zerstreuten; als die Rotten auf eine sehr unerfreuliche Art sich vermengten und die Rottenführer sich verirrten, verlor er den Kopf, und wurde von seinen zwanzig Soldaten mit einem Gemurmel des Mißfallens begrüßt.
Ein Schrei erscholl auf der Seite von Haramont.
Pitou! Pitou! Pitou!
Ja, ja, Pitou! riefen die Leute von den andern Dörfern, wütend über ihre geringeren Fähigkeiten, die sie liebreich ihren Instruktoren zuschrieben.
Pitou bestieg wieder seinen Schimmel, kehrte zu seiner Mannschaft zurück, die er an die Spitze der Armee stellte und ließ ein Kommando von solcher Stärke und einem so herrlichen Baß erschallen, daß die Eichen darüber erbebten.
Auf der Stelle und wie durch ein Wunder bildeten die in Unordnung geratenen Glieder sich wieder; die befohlenen Bewegungen wurden mit einer Übereinstimmung ausgeführt, deren Regelmäßigkeit der Enthusiasmus nicht störte, und Pitou wandte die Lektionen des Vaters Clouis und die Theorie des vollkommenen Nationalgardisten so glücklich in der Praxis an, daß er einen ungeheuren Erfolg erlangte.
Einmütig und einstimmig ernannte ihn das Heer auf dem Schlachtfelde zum Befehlshaber .
Pitou stieg,
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