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Feist Raymond E. - Krondor Saga 01

Feist Raymond E. - Krondor Saga 01

Titel: Feist Raymond E. - Krondor Saga 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Verschworung der Magier
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Warnung
Der Wind heulte.
    Locklear, Junker am Hof des Prinzen von Krondor, saß in eine schwere Decke gehüllt auf seinem
Pferd. Der Sommer verschwand früh aus den
Nordlanden und den Pässen jener Berge, die die
Zähne der Welt genannt wurden. Während die
Nächte im Süden noch immer mild und warm
waren, hatte es hier im Norden nur einen kurzen
Herbst gegeben, und rasch hatte der Winter Einzug
gehalten – ein Winter, der lange anhalten würde.
Locklear verfluchte seine eigene Dummheit, die
ihn an diesen verlassenen Ort verschlagen hatte.
    »Verdammt kalt, was?«, meinte Sergeant Bales.
Der Sergeant kannte die Gerüchte, die sich um
das plötzliche Auftauchen des jungen Edlen in
Tyr-Sog rankten; es hatte etwas mit einer jungen
Frau zu tun, die mit einem bekannten Kaufmann
in Krondor verheiratet war. Locklear war nicht der
erste junge Geck, den man an die Grenze geschickt
hatte, um ihn außer Reichweite eines wütenden
Ehemannes zu schaffen. »Wohl nicht ganz so mild
wie in Krondor.«
»Tatsächlich?«, erwiderte der junge Mann trocken.
    Die Patrouille folgte einem schmalen Pfad über
den Grat eines Gebirgsausläufers, der die nördliche Grenze des Königreichs der Inseln bildete.
Locklear war kaum eine Woche am Hof von TyrSog gewesen, da hatte Baron Moyiet dem Junker
nahegelegt, mit einer außerordentlichen Patrouille
das Gebiet östlich der Stadt auszukundschaften.
Es kursierten Gerüchte, dass Abtrünnige und Moredhel – Dunkelelben, die als die Bruderschaft des
Dunklen Pfades bekannt waren – im Schutz von
heftigen Schnee- und Regenschauern in den Süden
vordrangen. Die Spurenleser fanden zwar nur wenige Hinweise, die dies bestätigen konnten, doch das
Gerede und die hartnäckigen Behauptungen der
Bauern, die angeblich Kompanien von dunkel gekleideten Kriegern auf dem Weg in den Süden gesehen hatten, hatten den Baron zu dieser Patrouille
veranlasst. Locklear wusste so gut wie die dort in
der Garnison stationierten Männer, dass sie nur eine geringe Chance hatten, im späten Herbst oder
frühen Winter irgendwelche Bewegungen auf den
kleinen Bergpässen zu entdecken. Wenn der Frost
auch gerade erst die Ausläufer erreicht hatte, so lag
doch auf den höher gelegenen Pässen bereits reichlich Schnee, der bei vorübergehendem Tauwetter
zusätzlich von Matsch bedeckt sein würde.
    Doch seit Murmandamus, der charismatische
Anführer der Dunkelelben, vor zehn Jahren seine
Armee ins Königreich geführt und einen Krieg
begonnen hatte, der als die Große Erhebung bekannt geworden war, mussten alle diesbezüglichen
Hinweise genauestens untersucht werden. Außerdem war der Befehl direkt von König Lyam gekommen.
    »Ja, das ist wohl eine ordentliche Abwechslung
zum Leben am Hof des Prinzen, Junker«, stichelte
der Sergeant. Als Locklear in Tyr-Sog eingetroffen
war, hatte er ganz das Gehabe eines krondorianischen Gecken an den Tag gelegt – er war ein großer, schlanker, gut gekleideter junger Mann Mitte
zwanzig mit einer Vorliebe für einen Schnauzbart
und lange Ringellöckchen. Locklear glaubte, der
Schnauzbart und die schönen Kleider würden ihn
nicht so jung erscheinen lassen, aber wenn überhaupt, bewirkten sie genau das Gegenteil von dem,
was er sich wünschte.
    Langsam wurde Locklear der – wenn auch spielerischen – Neckerei des Sergeanten überdrüssig.
»Aber hier ist es immer noch wärmer als auf der
anderen Seite der Berge, wenn ich mich recht entsinne.«
»Auf der anderen Seite?«, fragte der Sergeant.
    »In den Nordlanden«, sagte Locklear. »Dort sind
die Nächte sogar im Frühling und Sommer kalt.«
Der Sergeant warf dem jungen Mann einen misstrauischen Blick zu. »Ihr seid dort gewesen, Junker?«
Außer Abtrünnigen und Waffenschmugglern waren
nur wenige Männer lebend aus den Nordlanden
ins Königreich zurückgekehrt.
»Zusammen mit dem Prinzen«, erwiderte Locklear. »Ich bin mit ihm bei Armengar und Hohe
Burg gewesen.«
Der Sergeant schwieg und schaute nach vorn.
Die Soldaten neben Locklear tauschten bedeutungsvolle Blicke und nickten. Einer flüsterte dem
Mann hinter sich etwas zu. Es gab wohl keinen
Soldaten im Norden, der nicht von Armengars Fall
zehn Jahre zuvor gehört hätte, von Murmandamus,
dem mächtigen Moredhel-Anführer, der mit seinen
Horden die Stadt der Menschen in den Nordlanden
zerstört hatte und dann ins Königreich eingedrungen war. Nur durch seine Niederlage bei Sethanon
hatte man verhindern können, dass seine Armee

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