Ange Pitou, Band 3
ins Speisezimmer hinab.
Die Fenster des Speisezimmers gingen auf den Weg; sie öffnete ein Fenster und sprang leise zu Boden.
Sie ließ das Fenster offen, um zurückkehren zu können, und legte nur einen von den Läden am Kreuzstock an.
Dann lief sie in der Nacht an die bezeichnete Stelle, und hier, das Herz bebend, die Beine zitternd, eine Hand an ihrem brennenden Kopf, die andre auf ihrer Brust, die dem Zerspringen nahe war, wartete sie.
Sie hatte nicht lange zu warten. Das Geräusch laufender Pferde drang in ihr Ohr. Sie machte einen Schritt vorwärts. Isidor war bei ihr; der Lakai blieb zurück.
Ohne vom Pferde zu steigen, streckte Isidor die Arme nach ihr aus, hob sie vom Steigbügel empor, küßte sie und sagte: Katharine, sie haben gestern in Versailles meinen Bruder Georges getötet; Katharine, mein Bruder Olivier ruft mich, und ich muß dich verlassen.
Ein schmerzlicher Ausruf erscholl. Katharine schloß Charny wütend in ihre Arme.
Oh! rief sie, sie haben Ihren Bruder Georges getötet, sie werden auch Sie töten.
Was auch geschehen mag, mein ältester Bruder erwartet mich; Katharine, Sie wissen, ob ich Sie liebe.
Oh! bleiben Sie! bleiben Sie! rief Katharine, die von dem, was ihr Isidor sagte, nur eines begriff: daß er gehe.
Aber die Ehre, Katharine! aber mein Bruder Georges! aber die Rache!
Oh! Sie weinen, sagte Sie; Dank, Dank! Sie lieben mich!
Ah! ja, ja, Katharine, ich liebe dich. Aber begreifst du, Katharine, mein Bruder, der älteste, schreibt mir: komm! und ich muß gehorchen.
Gehen Sie also, sprach Katharine, ich halte Sie nicht zurück.
Einen letzten Kuß, Katharine.
Gott befohlen!
Und in ihr Schicksal ergeben, glitt Katharine aus den Armen ihres Geliebten auf den Boden.
Isidor wandte die Augen ab, seufzte, zögerte einen Augenblick; aber fortgezogen durch den unwiderstehlichen Befehl, den er erhalten, setzte er, Katharine ein letztes Lebewohl zuwerfend, sein Pferd in Galopp. Der Lakai folgte ihm querfeldein.
Katharine blieb auf dem Boden, auf der Stelle, wohin sie gefallen war, und versperrte mit ihrem Leib den schmalen Weg.
Beinahe in demselben Augenblick erschien auf dem Hügel ein Mensch, der von Villers-Cotterets herkam; er ging mit großen Schritten in der Richtung des Pachthofes und stieß in seinem raschen Lauf an den leblosen Körper, der auf dem Pflaster der Straße lag.
Er verlor das Gleichgewicht, stolperte, rollte, und fand sich erst zurecht, als er mit seinen Händen den trägen Körper berührte.
Katharine! rief er, Katharine tot!
Und er stieß einen entsetzlichen Schrei aus, einen Schrei, der die Hunde des Pachthofes heulen machte.
Oh! fuhr er fort, wer hat denn Katharine getötet?
Und er setzte sich bleich, zitternd, eiskalt nieder und legte diesen leblosen Körper quer über seinen Schoß.
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