Ange Pitou, Band 3
Schlafes bin ich in den Wald gegangen, um Schatten zu haben. Ich ging .... ich ging bis zu den alten Mauern des Pavillons.
Ah! versetzte Pitou, des Pavillons .... welches Pavillons?
Katharine errötete abermals. Die Unwissenheit war diesmal zu erkünstelt, als daß sie hätte daran glauben können.
Des Pavillons von Charny, erwiderte sie Ruhe heuchelnd. Dort wächst die beste Hauswurz der Gegend.
Potz tausend!
Ich hatte mich bei der Wäsche gebrannt, und ich brauchte Blätter.
Ange, der Unglückliche, als hätte er zu glauben gesucht, warf einen Blick auf die Hände Katharines.
Nicht an den Händen, am Fuß, sagte sie rasch.
Und Sie haben Hauswurzblätter gefunden?
Ja wohl; sehen Sie, ich hinke nicht mehr.
Sie hinkte noch weniger, als ich sie schneller als ein Reh durch das Gebüsch entfliehen sah, dachte Pitou.
Katharine bildete sich ein, es sei ihr geglückt; sie bildete sich ein, Pitou habe nichts gewußt, nichts gesehen.
Einer Bewegung der Freude nachgebend, einer schlimmen Bewegung für eine so schöne Seele, sagte sie:
Also Herr Pitou schmollte mit uns; Herr Pitou ist stolz auf seine neue Stellung; Herr Pitou verachtet die armen Bauern, seitdem er Offizier ist.
Pitou fühlte sich verletzt. Ein so großes Opfer, selbst wenn man es verhehlt, verlangt beinahe immer belohnt zu werden, und da ihn Katharine im Gegenteil zu foppen schien, da sie ihn durch Vergleichung mit Isidor von Charny ohne Zweifel verspottete, so verlor Pitou alle gute Gesinnung für sie.
Jungfer, sagte er, mir scheint, daß Sie vielmehr mit mir schmollten.
Wieso?
Einmal haben Sie mich vom Pachthofe weggejagt, indem Sie mir Arbeit verweigerten -- -- oh! ich habe Herrn Billot nichts darüber mitgeteilt. Gott sei Dank! ich besitze Arme und Mut im Dienste meiner Bedürfnisse.
Ich versichere Sie, Herr Pitou ....
Genug, Sie sind die Gebieterin in Ihrem Hause. Sie haben mich also weggejagt; da Sie sodann in den Pavillon von Charny gingen und ich dort war, und Sie mich gesehen haben, so war es an Ihnen, mit mir zu sprechen, statt zu entfliehen wie ein Apfeldieb.
Die Schlange hatte gebissen, Katharine fiel von der Höhe ihrer Ruhe herab.
Entfliehen, sagte sie; ich entfloh?
Als brennte es im Pachthofe; ich hatte noch nicht Zeit gehabt, mein Buch zu schließen, als Sie schon auf dem im Blätterwerk verborgenen armen Cadet saßen, der die ganzeRinde einer Esche gefressen hat, -- ein verlorener Baum ...
Ein verlorener Baum? aber was sagen Sie mir denn da, Herr Pitou? stammelte Katharine, die fühlte, wie ihre ganze Dreistigkeit sie zu verlassen anfing.
Das ist sehr natürlich: während Sie Hauswurz suchten, fraß Cadet, und in einer Stunde frißt ein Pferd teufelmäßig viel Dinge ab.
Katharine rief: In einer Stunde!
Es ist unmöglich, Jungfer, daß ein Pferd einen Baum wie diesen in weniger als einer Stunde mit den Zähnen abschält. Sie mußten Hauswurz für so viele Wunden sammeln, als auf dem Platze der Bastille gemacht worden sind; das ist eine herrliche Pflanze für Kataplasmen.
Ganz bleich und außer Fassung gebracht, fand Katharine kein Wort mehr. Pitou schwieg auch, er hatte genug gesagt.
Die Mutter Billot hielt gerade auf dem Kreuzwege an, um von den Gevatterinnen Abschied zu nehmen.
Pitou, auf die Folter gespannt, denn er hatte sich eine Wunde versetzt, deren Schmerz er fühlte, wiegte sich bald auf einem, bald auf dem andern Beine, wie ein Vogel, der zu entfliegen im Begriffe ist.
Nun, was sagt der Offizier? rief die Pächterin.
Er sagt, er wünsche Ihnen einen guten Abend, Frau Billot.
Noch nicht; bleiben Sie, sprach Katharine mit einem beinahe verzweifelten Ausdruck.
Guten Abend, erwiderte die Pächterin. Kommst du, Katharine?
Oh! sagen Sie mir doch die Wahrheit! flüsterte das Mädchen.
Welche?
Sie sind also nicht mehr mein Freund?
Ach! seufzte der Unglückliche, der, in der Liebe noch ohne Erfahrung, im schrecklichen Dienst des Vertrauten debutierte, eine Rolle, aus der nur die Gewandten einen Nutzen zum Nachteil ihrer Eitelkeit zu ziehen wissen.
Pitou fühlte, daß ihm sein Geheimnis auf die Lippentrat; er fühlte, daß das erste Wort von Katharine ihn ihrer Willkür preisgeben würde.
Er fühlte aber auch zugleich, daß es um ihn geschehen war, wenn er sprach; er fühlte, daß er vor Schmerz an dem Tage sterben müßte, wo ihm Katharine das verkündigte, was sie ihn bloß ahnen ließ.
Diese Furcht machte ihn stumm wie einen Römer.
Er verbeugte sich mit einer Ehrerbietung, die ihr das Herz
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