Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
wäre wirklich schön, wenn du ihn ein für alle Mal erledigt hättest.»
Schön? Ich weiß nicht, ob ich das schön finden würde. Immer, wenn ich daran denke, habe ich ein schlechtes Gewissen. Sicher, es war Notwehr, aber ich möchte niemand sein, der andere «ein für alle Mal erledigt». «Dann bin ich also für die Hölle ausersehen.»
«Was?», fragt Luc verblüfft. «Wie kommst du denn darauf?»
«Wenn ich ihn getötet habe, wäre ich doch wie Tom, oder nicht? Noch vor kurzem hast du gesagt, bei Mord gäbe es keine mildernden Umstände.»
Luc runzelt die Stirn. «Bei dir war es aber Notwehr. Und einen Dämon zu töten, ist auch etwas anderes.» Er klingt jedoch unsicher, als versuche er, sich selbst zu überzeugen.
«Ach so, dann machst du also doch Ausnahmen? Du bist so ein Heuchler.»
«Mag sein, aber du bist definitiv nicht für die Hölle markiert.» Das sagt Luc mit so übertriebenem Nachdruck, dass ich weiß, er ist sich selbst nicht sicher.
Stumm schaue ich ihn an. Luc sieht nachdenklich aus dem Fenster. «Es ist meine Schuld. Ich hätte nie herkommen dürfen.»
«Dann wäre ein anderer beauftragt worden. Jemand wie Belias.»
«Der bestimmt nicht. Der hätte dich nie gefunden.»
Aber Luc hat es getan. Weil es von Anfang an eine Verbindung zwischen uns gab. Ich lege meine Arme um ihn, und er drückt mich an sich.
«Ich will, dass du in Sicherheit bist», flüstert Luc. «Gabriel und Matt können dafür besser sorgen als ich.»
«Aber ich fühle mich auch jetzt sicher, hier in deinen Armen.»
«Allein schaffen wir es nicht. Wir brauchen die Hilfe der beiden. Insbesondere wenn du darauf bestehst, nach L.A. zu ziehen.»
Ich lasse ihn los. «Wohin sollen wir denn sonst gehen?»
«Was weiß ich. Wir hauen einfach ab und verstecken uns irgendwo. Wie wär’s mit einer einsamen Insel in der Südsee? Da bräuchten wir nicht einmal Kleidung …»
Ich muss lachen, denn irgendwie gefällt mir die Idee. «Ich hätte nichts dagegen, aber hast du nicht gesagt, sie würden uns überall finden?»
«Jetzt nicht mehr. An dem Abend bei Gabriel hat Beherit mich nicht bemerkt, dabei war ich von Anfang an in der Wohnung. Und doch ist mir noch ein Rest Macht geblieben. Zumindest hat sie ausgereicht, die Hunde vor ihm zu verbergen. Und jetzt haben wir auch noch Matt als Unterstützung. Also gut, gehen wir nach L.A. Es ist sowieso die beste Stadt, um unterzutauchen.»
Ich hoffe, Luc hat recht. Ich streichele seine heile Wange und küsse ihn. «Ich liebe dich.»
«Das weiß ich», erwidert er zärtlich. «Denn deine Liebe hat mich erlöst.»
Behutsam fahre ich mit einer Fingerspitze an Lucs Narbe entlang. Dann schmiege ich mich an ihn und schaue in seine Augen. «Was meinst du, könnten wir das von neulich noch mal wiederholen?»
«Was denn genau?», fragt Luc lächelnd. Dann fällt es ihm ein, und sein Lächeln erlischt. «Ich glaube nicht, dass ich das noch kann.»
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, lege meine Arme um seinen Hals und küsse ihn noch einmal. «Du könntest es doch versuchen», flüstere ich, denn ich möchte es zu gern noch einmal erleben.
Luc schließt die Augen und atmet tief durch, ehe er mich lang und hingebungsvoll küsst. Plötzlich lässt er mich los und tritt zurück. «Es klappt nicht mehr, so leid es mir tut. Ich nehme an, auch mein Geist ist menschlich geworden. Jedenfalls kann ich meinen Körper nicht mehr verlassen. Das wird erst wieder gehen, wenn ich gestorben bin.» Sehr enttäuscht wirkt er jedoch nicht.
«Heißt das, wir können jetzt – etwas anderes tun?», frage ich leicht atemlos.
Seine dunklen Augen sind wie ein Teich, der mich in die Tiefe lockt, doch jetzt kann ich auf den Grund sehen, bis hinein in Lucs Seele. Sehnsüchtig sieht Luc mich an, nickt und küsst mich. Wir lassen uns auf mein Bett fallen. Ich weiß, es ist richtig.
Luc
Dass man sich so fühlen kann, habe ich nicht gewusst. Denn wenn ich Frannie küsse, fühle ich reines Glück.
Wir können zusammen sein – richtig zusammen.
Ihre Hände nesteln am Verschluss meiner Jeans, in meinem früheren Leben hätte ich sie einfach weggezaubert. Aber das war eigentlich kein wirkliches Leben, sondern reines Existieren. Frannie bedeckt mein Gesicht mit Küssen. Ich halte sie fest umschlungen. Das ist Leben.
Ich schaue in ihr Gesicht und weiß, dass ich noch nie etwas Schöneres gesehen habe. Frannie schließt die Augen. Mit einem Finger fahre ich an den Konturen ihres Gesichts entlang. Als ich ihren
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