Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
Stöhnen lauter, ihr Gesicht rötet sich, und ihre Augen treten hervor. Noch einmal bäumt sie sich auf und fällt in sich zusammen.
«Frannie!» Ich setze mich auf die Bettkante und ziehe sie an mich. «Frannie, kannst du mich hören?» Frannie hebt den Kopf. Ihre Augen sind blau und klar. Sie schauen mich ein wenig ängstlich an, aber sonst ist ihr Blick ungetrübt.
«Er ist weg», erklärt sie matt. Um mich zu beruhigen, atme ich ein paarmal ein und aus. Dann küsse ich sie sanft.
Frannie
Luc sitzt auf meiner Bettkante. Ich umklammere seine Hand.
«Das hast du gut gemacht», lobt er mich. «Deine Macht wird immer stärker.»
Ich zittere am ganzen Leib, und meine Zähne schlagen aufeinander. «Aber warum kann ich mich an kaum etwas erinnern?»
«Wahrscheinlich erinnerst du dich nur an die Momente, an denen du die Oberhand hattest.»
«Es war, als hätte mich ein Bus überfahren. Warum war das nicht so, als du in mir warst?»
«Habe ich dich etwa zum Auftakt an die Wand geschmettert?», fragt Luc. Sein Blick zuckt zu Gabe hinüber. Gabe runzelt die Stirn. Luc lächelt in sich hinein. «Es ist eben was anderes, wenn man eingeladen wird.»
Matt lässt sich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und betrachtet Luc misstrauisch.
Gabe schaut mich vorwurfsvoll an. Ich zucke die Achseln, denn ich weiß nicht, was ich sagen soll. Plötzlich fange ich an zu frösteln, und mir wird übel. Als Nächstes schießen mir Tränen in die Augen. Ich will nicht weinen, aber ich komme nicht dagegen an. «Ich werde nie ein normales Leben führen können», schluchze ich.
Luc streicht mir über die Haare, sagt jedoch nichts.
«Niemand kennt die Zukunft», kommt es von Gabe. «Irgendetwas geschieht und löst etwas anderes aus. Fakt ist, dass du für Himmel wie Hölle wertvoll bist. Ohne eindeutige Markierung wird es so weitergehen. Aber selbst wenn du markiert bist, egal, von welcher Seite, wird man versuchen, dich zu manipulieren. Ich bin hier vielleicht nicht der Objektivste, aber von Höllenmächten wollte ich nun wirklich nicht gesteuert werden.»
Womit wir wieder beim Thema wären. Mein Herz verkrampft sich. Ich weiß, was geschehen muss, und auch, was ich dafür tun muss, aber ich bezweifle, dass ich es schaffe. «Wie soll ich mir denn das Schlimmste verzeihen können, was ich jemals getan habe? Das Schlimmste, was ein Mensch überhaupt tun kann?»
«Indem du dich erinnerst, was damals wirklich passiert ist», sagt Matt und lässt sich am Fußende meines Bettes nieder. Luc drückt meine Hand, ehe er aufsteht und Matt seinen Platz überlässt. «Ich bin gestürzt, weil ich zu schnell geklettert bin», fährt Matt. «Es war meine Schuld.»
«Nein, Matt. Ich habe deinen Fuß gepackt. Ich war wütend und habe dich zurückgerissen.»
«Hör jetzt damit auf, Frannie. Du quälst dich schon viel zu lang mit etwas, das nicht dein Fehler war.» Sanft streicht er mir über die Wange.
«Ich wollte dich zurückhaben, du ahnst nicht, wie sehr», flüstere ich.
Matt lächelt. «Jetzt hast du mich wieder.»
«Nicht wirklich», antworte ich traurig. «Du bist noch immer tot.»
«Stimmt. Aber dafür kann ich jetzt hier sein und euch helfen.» Matt seufzt. «Hör zu, Frannie, du weißt, dass du dir verzeihen musst. Gabriel hat es dir erklärt. Ohne Markierung können wir dich nicht schützen.» Auf Matts Lippen breitet sich ein verschmitztes Lächeln aus, wie ich es von früher kenne. «Jetzt mach schon, Frannie, oder willst du, dass ich meinen ersten richtigen Job versaue?»
«Ich kann nicht.»
«Warum nicht?»
«Weil –» Ich schlucke meine Tränen herunter und ziehe das Tagebuch unter der Matratze hervor. Wie viele Gespräche ich auf die Weise mit Matt geführt habe! Alles habe ich ihm anvertraut, um ihm einen kleinen Teil von mir und meinem Leben zu schenken. Und um ihn in meinem Herzen lebendig zu halten. «Das habe ich geschrieben, um dich nie zu vergessen. Und deshalb musste ich mich hassen, denn der Schmerz hat die Erinnerung frisch gehalten.»
Ich glaube, ich muss mich übergeben. Irgendetwas steckt in mir, das mein Körper loswerden will. «Und jetzt sagst du, ich soll das loslassen? Wie soll das gehen?»
«Ich habe es schon gesagt. Indem wir die Ereignisse genau durchgehen.»
Ich schließe die Augen und hoffe, dass meine Übelkeit vergeht. Doch sie verstärkt sich, als ich mich an den Tag damals erinnere. Ich sehe Matt, der in die Höhe klettert. Sein Fuß rutscht aus. Meine Hand schießt vor, um ihn zu packen. Und
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