Der dunkle Highlander
Zweiter Prolog
Jahrtausende vor Christi Geburt ließ sich in Irland ein Geschlecht namens Tuatha De Danaan nieder, das im Laufe der Zeit als das Wahre Geschlecht oder das Volk der Feen bekanntwurde.
Als kultiviertes Volk aus einer fernen Welt unterrichteten die Tuatha De Danaan einige Menschenkinder, die ihnen verheißungsvoll schienen, in den Künsten und Wissenschaften der Druiden. Und eine gewisse Zeitspanne lebten Menschen und Feen in Frieden auf dieser Erde; doch dann kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen, und die Tuatha De Danaan beschlossen weiterzuziehen. Die Legende besagt, sie seien »unter die Berge« ins Reich der Feen abgewandert. In Wahrheit haben sie unsere Welt niemals verlassen, sondern hielten auf eine fantastische Weise Hof an Orten, die für Menschen nur schwer auffindbar waren.
Nach dem Weggang der Tuatha De Danaan bekämpften sich die menschlichen Druiden gegenseitig, und es entstanden verschiedene Gruppen. Dreizehn Druiden wandten sich der schwarzen Magie zu und hätten - dank der Wissenschaften, in denen die Tuatha De Danaan sie unterrichtet hatten - die Erde beinahe zerstört.
Doch die Tuatha De Danaan verließen ihre Verstecke und verhinderten im letzten Moment, dass die finsteren Druiden der Erde einen Schaden zufügten, der nicht wieder gutzumachen gewesen wäre. Sie entmachteten sämtliche Druiden und versprengten sie in ferne Winkel. Die dreizehn Druiden, die sich den dunklen Wissenschaften verschrieben hatten, verbannten sie in einen Bereich zwischen den Dimensionen und sperrten ihre unsterblichen Seelen auf ewig in ein Gefängnis.
Dann erwählten die Tuatha De Danaan das edle Geschlecht der Keltar zum Bewahrer des geheiligten Wissens und dazu, dieses Wissen zum Nutzen und Wohl des Landes anzuwenden. Sie schlössen den so genannten Pakt, einen Vertrag, in dem das friedliche Zusammenleben ihrer Geschlechter geregelt war. Die Keltar legten vor den Tuatha De Danaan viele Eide ab. Der erste und bedeutendste war der Schwur, dass sie niemals die Macht der aufrechten Steine - die dem, der die Formeln kannte, Reisen durch Raum und Zeit ermöglichte - nutzen würden, um persönliche Interessen oder politische Ziele zu verfolgen. Im Gegenzug gingen die Tuatha De Danaan ebenfalls etliche Verpflichtungen ein; die wichtigste war, dass sie niemals das Blut von Normalsterblichen vergießen würden. Beide Seiten hielten sich an den Pakt, der an jenem denkwürdigen Tag geschlossen ward.
Im darauf folgenden Jahrhundert zogen die Mac- Keltar nach Schottland und ließen sich in den Highlands etwas oberhalb von dem Ort nieder, der heute als Inverness bekannt ist. Zwar war ihre Geschichte aus der Zeit, in der sie sich mit den Tuatha De Danaan geeinigt hatten, längst vom Nebel der fernen Vergangenheit umhüllt und vergessen, und über eine weitere Begegnung eines MacKeltar mit den Feen war nichts bekannt; aber die MacKeltar hatten die im Pakt verankerten Ziele stets im Auge behalten und ihre Aufgaben nie vernachlässigt.
Keiner der MacKeltar, die sich verpflichtet hatten, dem Wohl der Erde zu dienen, hat seine heiligen Eide jemals gebrochen. Sie hatten zwar im Steinkreis einige wenige Male das Tor zu anderen Zeiten geöffnet, aber sie hatten jedes Mal einen sehr noblen Grund dazu: Sie wollten die Erde vor großen Gefahren bewahren. Die Legende ist uralt und erzählt, dass, wenn ein MacKeltar seinen Eid bricht und die Steine zu persönlichen Zwecken benutzt, Myriaden von Seelen finsterer Druiden, die in den Zwischenwelten gefangen sind, von ihm Besitz ergreifen und ihn in den mächtigsten Druiden der Finsternis und des Schreckens verwandeln, den die Menschheit je gekannt hat.
Im späten fünfzehnten Jahrhundert erblicken die Zwillingsbrüder Drustan und Dageus MacKeltar das Licht der Welt. Wie ihre Vorfahren bewahren sie das uralte Wissen, pflegen und bestellen das Land und bewachen das Geheimnis der aufrechten Steine.
Beide, sowohl Drustan als auch Dageus, wachsen zu ehrenhaften redlichen Männern heran, die treu ihre Pflichten erfüllen.
Bis Dageus MacKeltar in einer schicksalhaften Nacht in blinder Trauer den heiligen Pakt verletzt.
Sein Bruder Drustan kommt ums Leben. Daraufhin betritt Dageus den Steinkreis und geht in der Zeit zurück, um den Tod seines Bruders zu verhindern. Das gelingt ihm auch, aber zwischen den Dimensionen wird er von den Seelen der schwarzen Druiden ergriffen. Deren Sinne sind seit fast viertausend Jahren tot, und ebenso lange haben sie weder geliebt noch getanzt
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