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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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Anthony seinen Leuten zu. »Ihr Mistkerle werdet noch genügend Zeit haben, um eure Münzen in den Hurenhäusern zu verplempern. Aber erst später, nachdem uns die kaiserliche Audienz gewährt wurde.«
    »Kaiserliche Audienz?«, frage ich Percy.
    Er dreht sich leicht zu mir herum. »Glaubt Ihr etwa, dass wir in diesen langen Monaten Persien und Europa nur deshalb durchquert haben, um jetzt die Schönheiten Prags zu betrachten?«, fragt er müde. »Wir sind auf einer Mission des Schahs von Persien.«
    »Eine Mission?«
    »Wir sind gekommen, um Rudolf II . aufzusuchen, den verrückten Kaiser von Prag«, sagt er, betont dabei wieder jedes einzelne Wort und ist spätestens jetzt davon überzeugt, es mit einem kompletten Schwachkopf zu tun zu haben.
    Verständnisloser als je zuvor blicke ich ihn an.
    »Rudolf«, spuckt Percy hervor. »Er ist ein verdammter Magnet für alle Arten von Irrsinn. Dieser Ort ist voll von Schwindlern, Scharlatanen und Verrückten, die sich mit Geschichten von Wundern und übernatürlichen Erscheinungen den Weg in seinen Palast erschleichen. Es wird behauptet, er habe eine ganze Menagerie von Zwergen und ein Regiment aus Riesen. In seinem Verlangen, die dunklen Künste zu verstehen, überschüttet er die Alchemisten mit Gold, während die Menschen in dieser Jauchegrube unterhalb des goldenen Schlosses mit Stehlen, Morden und Herumhuren beschäftigt sind.«
    Ein Stück vor uns bringt Sir Anthony den Zug mit einer Armbewegung zum Stehen. Die erstickend engen Straßen haben sich jetzt zu einem kleinen Platz hin geöffnet.
    »Wartet hier einen Moment«, sagt Sir Anthony und steigt elegant von seinem Pferd. Auch Percy lässt sich in einer fließenden Bewegung auf den Boden herunter. Ich hingegen kann seinem anmutigen Beispiel nicht folgen und rutsche auf dem feuchten Pflaster aus. »Percy, du kommst mit mir.« Einen Augenblick zögert Sir Anthony, sieht mich über den Rand seines Helms hinweg an und sagt: »Und Ihr, wenn es Euch nichts ausmacht. Es könnte Euch vielleicht interessieren.«
    Sir Anthony, Percy und ich überlassen unsere Pferde den anderen Männern, die gleich darauf beginnen, mit den Huren zu plaudern, die unversehens aus den kleinen, in den Platz mündenden Gassen hervorströmen. Dann erklimmen wir die steilen und glatten Treppen, die zu einem aus Eisen gefertigten Tor hinaufführen.
    »Der Veitsdom«, murmelt Percy und deutet auf die beiden Türme, die vom Grund des Schlosshofs in die Höhe ragen. »Man sagt, nirgendwo auf der Erde könne ein Mann näher zu Gott kommen.«
    Während ich die riesigen, im Nahkampf abgebildeten Steinfiguren über dem Tor vor uns betrachte, winken uns Rudolfs Palastwachen herein, ohne nach irgendwelchen Legitimationen zu fragen, was Sir Anthony in leichtes Erstaunen versetzt.
    »Der Hof ist in Aufruhr«, vertraut uns der Wachoffizier an. »Es gibt Neuigkeiten.«
    »Welche Neuigkeiten?«, will Sir Anthony wissen und runzelt beunruhigt die Stirn. »Wien? Spanien?«
    »Wenn es Krieg gibt«, flüstert mir Percy zu, »dann wird sich Sir Anthony gleich zurückziehen. Unsere Lehnstreue gilt naturgemäß Elisabeth in London, und in finanzieller Hinsicht Schah Abbas von Persien. Alle anderen Konflikte gehen uns nichts an.«
    »Doktor Dee«, flüstert der Offizier, ein robuster Mann mit kantigem Gesicht und Brustpanzer, und stützt sich auf seine geschärfte Lanze. »Es sind Boten aus Krakau gekommen. Doktor Dee wird sich am Hofe von Kaiser Rudolf niederlassen.«
    Als Sir Anthony uns über den Schlosshof zu den steinernen Türmen des Palastes führt, frage ich Percy: »Wer ist dieser Doktor Dee?«
    Percy stößt ein bitteres Lachen aus. »Habt Ihr etwa Euer ganzes Leben in diesem Graben verbracht? Sogar die Huren auf der Straße kennen Doktor Dee, den ehemaligen Hofmagier Elisabeths. Man behauptet, er spräche mit Engeln und könnte Blei in Gold verwandeln. Und natürlich weiteren Unsinn.«
    Als wir den Schlosshof betreten, schließen sich hinter uns die Tore. Percy geht auf eine große, zweiteilige Tür zu. Sie wird von zwei Wachen flankiert, die fremdartige, auffallend blaue Uniformröcke und hohe, beinahe komisch anmutende Pelzhüte tragen. Doch ihre scharf wirkenden Lanzen laden nicht gerade zu einer frechen Bemerkung ein. Während sich zwischen Percy und den Wachen eine Unterhaltung entspinnt, die ich nicht hören kann, nutze ich die Gelegenheit, mir das Schloss genauer anzusehen. Hinter den Mauern des Schlosshofs ragen die eindrucksvollen Doppeltürme des

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