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Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Titel: Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Mann
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Erbe gehörte auch ein Mietshaus in der Ohrdrufer Straße. Da die DDR-Regierenden Hausbesitzer nicht leiden konnten und ihnen das Leben schwer machten, verkaufte Oma das Haus an den Staat, und zwar, wie man so sagt, für’n Appel und’n Ei. Schade eigentlich. So ist mein ganzes schönes Erbe den Bach runtergegangen.
    Meine Mutter Else war die Älteste. Dann kam Anneliese. Sie war sehr hübsch und hatte das Glück, einen netten Österreicher – meinen späteren Onkel Franz – kennenzulernen, der sie heiratete und mit nach Österreich nahm. Onkel Franz arbeitete auf einem Milchhof in Graz und Oma Rosa bekam immer herrliche Fresspakete von den beiden. Da ich in den Ferien oft bei ihr war, hatte auch ich etwas davon. Dann war da noch Vroni, meine Lieblingstante. Vroni war immer fröhlich und ließ sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Sie heiratete ihren Gerhard aus Waltershausen, und obwohl der ein ganz schöner Schlawiner war – meine Oma Rosa und er haben sich niemals geduzt – blieben die beiden bis zu seinem Tod ein Paar.
    Else war die Widerborstige. Sie ließ sich ungern etwas sagen. Meine Oma schickte sie sogar auf ein Internat nach Köln, weil sie selbst mit ihr nicht fertig wurde. Im Internat hatten Nonnen das Sagen, aber so richtig haben sie die Else wohl auch nicht in den Griff bekommen. Nachdem sie wieder nach Arnstadt zurückgekommen war, meinte Oma, die Else soll in einen Haushalt gehen, wie das damals so üblich war. Aber meine Mutter hatte ihren eigenen Kopf. Sie hat sich einfach bei Nacht und Nebel davongemacht und ist nach Berlin gefahren. Dortschaffte sie es tatsächlich, ihren Traumberuf zu ergreifen. Sie wurde Krankenschwester und blieb es bis zu ihrem 65. Lebensjahr mit Leib und Seele.

    Mein Vater Harald Mann, meine Mutter Else Mann, geb. Holz und ich im Alter von ca. zwei Jahren
    Gelernt hat sie im Franziskus-Krankenhaus in Berlin-Charlottenburg. Auf ihrer Station lag als Patientin meine spätere Oma Maria. Sie liebte Schwester Else, von der sie aufopfernd gepflegt wurde.
    Mein Vater besuchte seine Mutter oft im Krankenhaus. Der Familientradition folgend studierte er gerade Medizin. Harald hatte ihr überhaupt immer nur Freude gemacht. Er war stets Klassenprimus und nun auch ein fleißiger Student. Meine Eltern lernten sich also am Krankenbett meiner Oma kennen und lieben. Leider hat Maria die Hochzeit der beiden und auch die Geburt ihres ersten Enkelkindes nicht mehr erlebt.
    Nach ihrer Hochzeit zogen meine Eltern nach Berlin-Südende, in den Westteil der Stadt Berlin. Zur Erinnerung: Berlin war damals eine Stadt mit vier Sektoren. Ich wurde vor Gründung der DDR in der Universitätsfrauenklinik geboren. Diese lag witzigerweise neben dem heutigen Friedrichstadtpalast. Dann bekam mein Vater, der inzwischen Arzt war, die Möglichkeit, in Buch, im Nordosten Berlins, zu arbeiten. Das war praktisch, denn in Berlin Buch wohnte auch mein Opa Arthur. So wurde ich im Säuglingsalter verschleppt – vom Westen in den Osten. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn meine Eltern, so wie sie es eigentlich vorhatten, eine Praxis in Steglitz eröffnet hätten?

■ Lüttchen, Lüttekind, Lüttjepüttje
    Opa Arthur hatte inzwischen wieder geheiratet, Brigitte, eine attraktive Frau, 40 Jahre jünger als er. Brigitte, von uns allen Tante Gitta genannt, war ein besonderes Kaliber. Man soll ja über Tote nicht schlecht reden, aber bei der Wahrheit muss man schon bleiben. Und genau damit – also mit der Wahrheit – nahm es Tante Gitta nicht so genau. Meinem Opa war das egal. Sie war jung und sah gut aus. Sie erzählte ihm, dass sie Physik studiert hätte und an der berühmten Lette-Schule unterrichten würde. Mein Vater war da wachsamer. Als er ihr schließlich einmal hinther spionierte, fand er heraus, dass nichts davon stimmte. Mein Opa, mit den Tatsachen konfrontiert, sagte diesen in die Familiengeschichte eingegangenen wunderbaren Satz: „Na und, niemand ist verpflichtet, immer die Wahrheit zu sagen.“ Das war wahre Liebe.
    Wir Kinder – mein vier Jahre jüngerer Bruder Eckart und ich – lernten durch Tante Gitta, wackere Opportunisten zu werden. Wir haben erlebt, dass sie zu allen Leuten überaus freundlich war, aber kaum waren die aus der Tür, wurde mächtig gelästert. Das erlebte ich auch, als meine Mutter mal für ein paar Tage verreisen wollte und der Opa sich freute, dass wir so lange bei ihm wohnten. Meine Mutter hatte soeben das Haus verlassen, als Tante Gitta mit einer Freundin

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