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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sich zu Tarzans Freunden zählen durfte, verging kaum ein Tag ohne Abenteuer. Tarzan war nun mal der geborene Draufgänger und Klößchen sein Budenkamerad.
    »Ist nett, dass du das für mich tust«, sagte Gaby zu Tarzan.
    Er nickte und machte eine Miene, als sei das doch selbstverständlich. Dabei fiel ihm ein, dass er um 15 Uhr zum Zahnarzt bestellt war. Er sagte es, und Gaby fragte, ob er denn Zahnschmerzen hätte.
    »Keine Spur. Aber ich lasse jedes halbe Jahr die Zähne nachsehen. Dr. Kempfer brauchte noch nie zu bohren. Jedes Mal sagt er, es sei unanständig, so gesunde Zähne zu haben. Von Patienten wie mir könnte er nicht leben. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich überhaupt keine Süßigkeiten esse. Wenn ich da an dich denke, Willi. Wenn du 20 bist, hast du wahrscheinlich deine dritten Zähne, nämlich künstliche.«
    »Macht nichts«, meinte Klößchen ungerührt. »Hauptsache, ich kann damit Schokolade kauen. Übrigens: Ob ihr’sglaubt oder nicht, auf die Nachhilfe bei der Mübo freue ich mich. Sie ist unheimlich nett.«
    »Umso schlimmer, dass sie Kummer hat«, sagte Tarzan. »Vorhin war sie in Tränen aufgelöst.«
    »Wie bitte?«, fragten die drei wie aus einem Mund.

2. Anschläge auf die Lehrerin
    Tarzan erzählte, wie er die Mübo im »Pauker-Grün« angetroffen hatte.
    »Bestimmt hat sie sich über ihre Klasse geärgert«, meinte Karl. »Die 9a ist das Letzte. Der schlimmste Haufen der Schule, hat neulich der Direx gesagt.«
    Tarzan nickte. »Ich verstehe nur eins nicht: Wieso ist die Mübo überall beliebt. Aber ihre eigene Klasse versucht alles, um sie fertig zu machen.«
    Als Klassenlehrerin unterrichtete die Mübo Englisch und Französisch in der 9a. Dabei ging es manchmal zu, als finde ein Erdbeben statt.
    »Vorige Woche erst«, sagte Klößchen, »musste der Direx eingreifen. Sonst hätten die Idioten gemacht, was sie wollen.«
    »Die erproben jede Möglichkeit, um die Mübo zu schikanieren«, wusste Gaby. »Entweder sie sitzen verkehrt herum in den Bänken und rühren sich nicht. Oder sie lachen im Chor, wenn die Mübo was sagt. Die letzte Klassenarbeit haben sie verweigert. Keiner hat den Federhalter angefasst. Sie musste die Hefte wieder einsammeln lassen.«
    »Und dann das mit dem Dietrich«, trug Karl dazu bei. »Einer – man weiß nicht, wer – hatte einen Nachschlüssel. Damit hat er einfach die Tür abgeschlossen. Als die Stunde begann, stand die Mübo auf dem Flur und konnte nicht rein.«
    »Wenn ich sie wäre«, sagte Gaby, »hätte ich Angst, die Klasse zu betreten.«
    »Öffentlich darf sie sich das nicht anmerken lassen«, sagte Tarzan. »Aber ich bin sicher, dass sie Angst hat. Sonst hätte sie im ›Pauker-Grün‹ nicht so viele Tränen vergossen. Sie dachte, sie wäre allein und unbeobachtet. Dass ich ihr in den Weg rannte, muss ihr sagenhaft peinlich sein. Wir dürfen das auf keinen Fall weitererzählen.«
    Gaby strich ihr langes Haar über die Schultern zurück. »Wie kommt es eigentlich, dass eine ganze Klasse – immerhin 24 Schüler – so mies ist?«
    Tarzan, der mit dem Rücken zur weit geöffneten Tür stand, hörte, dass jemand hereinkam, drehte sich aber nicht um.
    »24 Flegel auf einem Haufen«, sagte er, »das ist sicherlich selten. Ich glaube auch nicht, dass in der 9a alle so gemein sind. In einer Gruppe geben immer einige wenige den Ton an. Die andern kuschen, weil sie aus Feigheit keinen Widerstand leisten, oder sie sind begeisterte Mitläufer. Wenn ihr mich fragt: In der 9a geben Detlef Bettger und Joachim Drechsel den Ton an. Fragt sich nur, wer von beiden der größere Schweinehund ist.«
    Gabys Gesicht war ganz starr geworden. Aus großen Augen sah sie an ihm vorbei.
    Klößchen hatte, vor Tarzan stehend, heftig mit einem Auge geblinkert; und auch Karl versuchte, mit heimlichen Gesten Gefahr anzudeuten.
    Tarzan begriff. Jemand, für dessen Ohren solche Worte nicht bestimmt waren, stand hinter ihm. Wer? Ein Pauker? Die Mübo bestimmt nicht. Außerdem hatte er an den Schritten gehört, dass es sich um keine Frau handeln konnte. Also einer aus der 9a. Na, und?
    Jetzt erst recht, dachte er. Fehlte noch, dass ich verschweige, was ich denke.
    »Schlimm ist«, fuhr er fort, »dass sich keiner der andern gegen den Terror stemmt. Ich wette, Bettger und Drechsel treiben die Klasse dazu. Aber weshalb? Sind sie von der Mübo ungerecht behandelt worden? Bestimmt nicht! Bettger ist ein gemeiner Dreckskerl. Drechsel ist ein gemeiner Dreckskerl. Die haben Spaß an

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