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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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seltsamen schwarzen Flecken auf der Schale lag vergessen zu ihren Füßen. »Wenn du es sagst, Kind. Ich hatte nur gehofft, dich wenigstens noch ein paar Tage ... Ach, was soll's.« Ihr Gesicht verzerrte sich zum Weinen, und sie wandte sich schnell zum Haus.
    Ida holte sie mit wenigen ausgreifenden Schritten ein und hielt sie fest. Sie drehte die kleinere Frau zu sich herum und drückte sie an sich. »Ich komme wieder zurück, Tante Ysa, das verspreche ich dir. Weine doch nicht, Liebe. Ich habe nicht gewusst, dass du mich vermisst hast.«
    Ysabet schniefte ärgerlich und schob Ida von sich. »Ach was, vermisst«, sagte sie heftig. »Ich hatte endlich mal meine Ruhe, als du Nervensäge aus dem Haus warst!« Ida lachte und hakte sie unter.

    Ysabet wollte Ida nicht fortlassen, ohne ihr die passende Ausrüstung mitzugeben, obwohl ihre Nichte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. »Es ist viel zu gefährlich, in dieser Jahreszeit in den Norden zu reisen«, jammerte sie, als wäre schon tiefster Winter und nicht der schöne, warme und sonnige Nachsommer, den sie gerade erlebten.
    »Ich bin doch kein Kind mehr, Tante Ysa. Ich werde schon aufpassen, dass mich nicht der Schneewolf frisst«, neckte Ida ihre besorgte Tante.
    Ysabet schniefte gekränkt und begann eigenhändig damit, warme, pelzgefütterte Kleidungsstücke aus den Truhen auf dem Dachboden herauszusuchen. »Das hier müsste dir passen.« Sie wischte einige Spinnweben aus ihrem Gesicht. Missmutig darauf niederblickend, machte sie sich im Geiste die Notiz, die Mägde demnächst zu einer außerplanmäßigen Putzaktion auf den Dachboden abzukommandieren.
    »Süßer Iovve, wo hast du das Zeug her?«, fragte Ida entgeistert und hielt einen pelzgefütterten Umhang hoch, der neben einer dicken, mit etlichen Mottenlöchern verzierten Wollhose gelegen hatte.
    »Die Sachen haben einem Onkel deiner Mutter gehört.« Ysabet inspizierte geistesabwesend das zerschlissene Futter eines dicken, kragenlosen Hemdes. Mit ein wenig Ausbesserung würde es sicher noch gute Dienste tun.
    »Tante Ysa, ich habe keine Expedition ins Hochgebirge vor mir«, protestierte Ida lachend.
    »Man weiß nie, was passiert. Das Wetter in den Bergen kann in dieser Jahreszeit tückisch sein, Kind.« Sie tauchte wieder tief in die alten Truhen.
    Ida seufzte und entschied, die Zeit zu nutzen, um noch einmal durch den alten Obstgarten zu spazieren. Als sie die überwucherten Wege entlangschlenderte und sich mit selbstvergessener Freude ein paar der Kirschbeeren in den Mund steckte, die ihre ordentliche Tante und die geplagten Mägde übersehen hatten, fiel ihr wieder ein, was Fiamma ihr gestern nachgerufen hatte.
    Sie hockte sich neben den Feuerbohnenbusch und sagte sanft: »Frau Feuerdorn, entschuldigt. Ich suche Eure Enkelin Fiamma.«
    Es raschelte leise im Laub. Eine runzlige alte Elfe steckte den Kopf hervor und blinzelte Ida kurzsichtig und fragend an. »Ach, die kleine Ida«, sagte sie schließlich mit altersdünner Stimme. »Das ist aber eine nette Überraschung. Du hast mich schon lange nicht mehr besucht.«
    Ida lächelte die alte Feuerelfe herzlich an. »Ich war lange fort, Frau Feuerdorn. Wie geht es Euch?«
    »Oh, danke, gut.« Fiammas Großmutter setzte sich bequem auf einem Ast zurecht. »Aber die alten Knochen werden doch langsam ein wenig kalt. Du suchst mein Glutstückchen, die kleine Fiamma? Sie wollte mich eigentlich heute besuchen, sie vergisst ihre Oma nicht. Ganz wie ihre liebe Mutter«, plauderte die alte Elfe. »Wenn du ein wenig Zeit mit einer alten Frau verbringen magst, wirst du sie bestimmt treffen.«
    Ida folgte dem Beispiel der Elfe und hockte sich etwas bequemer hin. Vom Boden stieg schon herbstliche Kühle auf. Sie dachte bedauernd an die alten, kälteempfindlichen Glieder der Elfe. Der Winter musste für sie doch eine wahre Qual bedeuten.
    »Hallo, ihr beiden Hübschen«, zwitscherte es über ihren Köpfen, und Fiamma landete anmutig zwischen Ida und dem Busch. »Hast du es ihr schon gegeben?«, fragte sie ihre Großmutter und klatschte in die Hände, dass die Funken nur so stoben. »Ich bin so gespannt auf ihr Gesicht, wenn sie es auspackt.«
    »Ach ja, das«, sagte die alte Elfe. »Ich bin doch wirklich ein vergesslicher alter Glühwurm. Einen Moment, Kinder.« Sie tauchte in den Busch. Fiamma hüpfte von einem Fuß auf den anderen und gab kleine, aufgeregte Laute von sich. Ida sah sie lachend an.
    »Was ist es denn?«, fragte sie neckend. »Ein paar von den

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