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0051 - Das Schiff der toten Seelen

0051 - Das Schiff der toten Seelen

Titel: 0051 - Das Schiff der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Leonardo, der Schreckliche! Jener legendäre Vorfahre Zamorras, der den silbernen Talisman von diesem Kreuzzug mitgebracht hatte und der noch nicht ahnte, daß es ihm bestimmt war, die Macht des Amuletts zu mißbrauchen, über Geister und Dämonen zu herrschen und seine Seele dem Satan zu verschreiben.
    Mit verzerrtem Gesicht kämpfte er sich voran. Der Schimmel bäumte sich unter ihm. Hageldicht prasselten Schwertstreiche gegen seinen kreuzgeschmückten Langschild, verbissen hieb er zurück – und irgendwann im Chaos der Schlacht hatte er plötzlich das Gefühl, als verschöben sich die Bilder vor seinen Augen.
    Eine andere Zeit, ein anderer Ort…
    Kampf – aber nicht dieser Kampf!
    Für eine blitzhafte Sekunde kam Leonardo de Montagne ganz deutlich zu Bewußtsein, daß er nicht mehr er selbst war, sondern ein anderer. Er erschrak bis ins Mark – aber der immer von neuem anrollende Angriff des Kalifenheeres ließ ihm keine Zeit zum Grübeln…
    Mondlicht lag wie ein silberner Schleier über den Ausläufern der Wüste.
    Eine riesige Pyramide ragte in den Sternenhimmel, geisterhaft schimmernd, als sei sie nicht von dieser Welt. Und Professor Zamorra wußte, daß sie tatsächlich nicht von dieser Welt war. Hier an diesem Platz, irgendwo in Ägypten, befand sich ein Tor in eine andere Welt, befand sich einer jener seltenen magischen Punkte, an denen die Naturgesetze aufgehoben waren, an denen man in eine andere Dimension eintreten und durch die unermeßlichen Tiefen der Zeit reisen konnte, und Zamorra und seine Freunde glaubten, die geisterhafte Ausstrahlung des Ortes wie einen Windhauch zu spüren.
    Hoch oben auf dem Plateau an der Spitze der Pyramide wartete eine Gestalt in einem weißen, wehenden Mantel.
    Alban de Bayard war es: Geist eines Kreuzfahres, der zu seinen Lebzeiten gegen die Mächte der Finsternis gekämpft – und der Zamorra und seinen Freunden geholfen hatte bei dem Abenteuer, das hinter ihnen lag. Der Professor blickte sich nach Nicole Duval und Bill Fleming um. Sie waren dicht neben ihm, erklommen schweigend die Stufen der gespenstischen Pyramide. Beide waren blaß, waren wie gebannt von dem Bewußtsein, sich in einer anderen, längst vergangenen Zeit zu befinden – und Zamorras Gedanken tasteten noch einmal zurück zu den Ereignissen der letzten Tage.
    Sie hatten einen Dämon bekämpft.
    Den schrecklichen, mordgierigen Dämon, zu dem ein unheimlicher Fluch Leonardo de Montagne nach seinem Tod gemacht hatte.
    Um ihn zu besiegen, waren sie ihm durch Jahrhunderte gefolgt, bis in die Zeit der Kreuzzüge, die Zeit, in der Leonardo lebte. Der Kalif Achman hatte ihn verflucht, weil er den »Stern des Morgenlandes« aus seinen Schatzkammern raubte. Dem Fluch verdankte der Dämon seine Existenz – und um den Fluch zu löschen, mußten Zamorra und seine Freunde den kostbaren Brillanten seinem Besitzer zurückbringen.
    Sie hatten es geschafft, aber selbst Zamorra war nahe daran gewesen, aufzugeben.
    Sein Amulett versagte, denn in dieser längst versunkenen Zeit war Leonardo der rechtmäßige Träger des Talismans. Das magische Feuerschwert, das Alban de Bayard ihm geliehen hatte, vermochte nichts gegen den Dämon. Und erst als Alban, der tote Kreuzfahrer, den unseligen Geist in der Dimension der Finsternis herausforderte und Leonardo de Montagne ohne dämonische Hilfe blieb, war es Zamorra gelungen, seinem Gegner den gestohlenen Brillanten wieder zu entreißen. [1]
    Jetzt wartete Alban de Bayard dort oben auf der Spitze der magischen Pyramide, um sie sicher zurückzugeleiten in die Gegenwart.
    Der Dämon war besiegt.
    In dem Moment, in dem der Fluch des Kalifen erlosch, hatte er in den Körper seines anderen Ich zurückkehren müssen, war er wieder zu einem Teil von Leonardo de Montagnes Seele geworden. Mit Leonardo würde er weiterleben, mit Leonardo würde er eines Tages eines natürlichen Todes sterben. Und mit Leonardos Geist würde er zur Hölle fahren, für immer verbannt ins Schattenreich des Satans, und nie mehr auf die Welt zurückkehren können, um Angst, und Schrecken zu verbreiten.
    »Ich bin froh, daß es vorbei ist«, sagte Nicole leise. »Und ich habe nicht den geringsten Ehrgeiz, jemals in diese Zeit zurückzukehren. Himmel – wenn ich daran denke, wie knapp wir dem Tod entgangen sind…«
    Zamorra legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. Neben ihm grub Bill Fleming die Zähne in die Unterlippe. Für ihn, den Kulturhistoriker, war es faszinierend gewesen, all das, von dem man sonst nur

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