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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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Erste, was sie tat, als sie zurückkam, war, mir das Kompliment zu erzählen und mich mit Unschuldsmiene zu fragen: »Warum sollte er mir so etwas sagen, Schätzchen?« Jetzt rufe ich sie: »Gloria!« Lächelnd sieht sie zu mir hoch und wirft mir ein Küsschen zu. Sie hat diese perverse Gabe, mit der einen Hand zu zerstören und mit der anderen zu heilen. Ich bedeute ihr heraufzukommen. Zwei Minuten später ist sie bei mir. Sie ist zynischer als ich. Lächelnd, mit einer Zigarette im Mund kommt sie an und verlangt einen Kaffee.
    »Von wegen Kaffee, Gloria. Es gibt keinen Kaffee!«
    »Hör mal, mein Lieber, spiel dich jetzt nicht so auf, meine Angelegenheiten gehen dich nämlich nichts an.«
    »Nein? Und wen dann?«
    »Mich.«
    »Darf man wissen, wer, zum Teufel, dieser Kerl da war? Nicht war. Ist. Denn immerhin lebt er noch.«
    »Willst du ihn umbringen?«
    »Wenn er weiter so dreist ist, kann es durchaus sein, dass ich ihn absteche. Wo immer ich ihn zu fassen kriege.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Am liebsten würde ich ihm den Dolch in die Rippen jagen. Sodass er in einer Minute verblutet. Ich verliere keine Zeit.«
    »Ach, sag so etwas nicht! Jesus, Maria und Joséf.«
    Sie küsst sich die Knöchel und klopft auf Holz.
    »Gloria, ich habe zweimal gesessen. Wegen Dummheiten. Mir ist alles scheißegal.«
    »Das kannst du nicht ernst meinen. Ich kann nicht glauben …«
    »Hahaha. Ich nehme dich auf den Arm. Aber wenn er mir auf den Zeiger geht, schnappe ich ihn mir, und dann mit einem Schnitt durch die Halsschlagader, um keine Spuren zu hinterlassen. Ein Schnitt durch die Halsschlagader lässt ihm nicht einmal Zeit zu sagen: ›Es war Pedro Juan.‹ Hahaha. Aber nein, so kaltblütig nicht. Glaubst du, ich bin ein Mörder? Ein Verrückter?«
    »Du wirst noch verrückt von den ganzen Geschichtchen, die du schreibst, aber bei mir nicht, Schätzchen, bei mir hast du die Seele eines Zuhälters.«
    »Nein, nein.«
    »Doch, doch! Wer hat mir all die Yankees besorgt? Die beiden Italiener, den Deutschen, den Mexikaner, die beiden Spanier, den verblödeten Österreicher …«
    »Ach, Schluss jetzt, es reicht.«
    »Das willst du jetzt verdrängen und willst nicht, dass es jemand erfährt, aber du hast sie mir angeschleppt, Süßer, und hast gesagt: ›Pack dir diesen Kerl, und zieh ihm die Scheinchen aus der Tasche.‹ Stimmt’s oder nicht?«
    »Das war, um dir zu helfen. Schon lange habe ich dir keinen mehr besorgt.«
    »Ich weiß, dass du mir helfen wolltest, aber ich musste sie mir alle vornehmen. Hier in meinem schmalen Bettchen. Und das ganze Theater abziehen und Präservativ drauf und wieder runter und Präservative wieder drauf und wieder runter, hahaha.«
    »Ja, bei all denen, die ich dir besorgt habe, plus all denjenigen, die du dir selbst aufgerissen hast, und denen, die dir deine Cousine im Palermo auftreibt.«
    »Das ist mein Problem. Und lass meine Cousine in Ruhe. Ich spreche von denen, die du mir aufgehalst hast. Um dir zu zeigen, dass du doch ein Zuhälter bist und ich dich gar nicht ernsthaft interessiere. Es ist dir schnuppe, ob ich nur mit dir ins Bett gehe oder mit noch zweihundert anderen.«
    »Habe ich je Geld von dir genommen?«
    »Nein.«
    »Habe ich je etwas verlangt?«
    »Nein.«
    »Dann war ich auch kein Zuhälter für dich.«
    »Weil du das nicht brauchtest.«
    »Ha, allerdings. Sollte ich pleite sein, wirst du jede Nacht den Malecón auf und ab spazieren. Ich habe lange genug von Luisita gelebt. Freu dich also nicht zu früh.«
    »Ahhhh … siehst du, du bist also doch mein kleiner Zuhälter. Markier also nicht den Anständigen und Sittsamen.«
    »Machst du’s oder machst du’s nicht?«
    »Für dich, na klar, Schätzchen. Für dich tue ich alles. Was immer du verlangst. So muss man den Männern gegenüber sein.«
    »Nicht den Männern gegenüber, Gloria. Mir gegenüber.«
    »Alle Männer sind gleich. Weißt du, was mich der Kleine gestern gefragt hat?«
    »Nein.«
    »Ich erzählte ihm, ich wolle wieder anfangen zu tanzen. In irgendeiner Bar. Und er fragt mich: ›Nackt vor den Männern?‹ Und ich entgegne ihm: ›Nicht nackt. Im Bikini.‹ Und er rümpft angewidert die Nase und sagt: ›Versuch das bloß nicht, denn sonst zerre ich dich an den Haaren nach Hause. Und rede kein Wort mehr mit dir.‹«
    »Was für ein Macho!«
    »Und was für einer! Er ist erst sieben und sagt mir schon so was. Ich weiß nicht, was aus mir werden soll. Mein Vater holte mich vom Tanz weg, du lässt mich nicht, und

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