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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Ausschiffung mit Hindernissen

    Das schmucke Kreuzfahrtenschiff Wassermann hatte erst in den frühen Morgenstunden mit unvorschriftsmäßiger Verspätung im Hafen von Nassau angelegt. In der Nacht zuvor hatte es sich bei orkanartigen Stürmen die Fahrt durch den aufgewühlten Atlantik erkämpfen müssen. Die meisten Passagiere hatten erst Schlaf gefunden, als der Kreuzer die ruhigeren Gewässer nahe der Küste der kleinen Insel New Providence erreicht hatte. So kam es, daß sie sich zerschlagen und erschöpft fühlten, als sie um sieben Uhr geweckt wurden. Sie hätten sich gern noch mal auf die andere Seite gelegt. Aber das war unmöglich, denn die Ausschiffung mußte pünktlich erfolgen. Schon am späten Nachmittag des gleichen Tages wurden neue Passagiere für die nächste Kreuzfahrt erwartet.
    Monika und ihre Freundin Ingrid waren einige der wenigen gewesen, die nicht seekrank geworden waren. Jetzt hatten sie Mühe, sich nicht allzu munter zu geben. Sie spürten, daß das nicht in die allgemein herrschende Stimmung paßte, und wollten nicht unnötig anecken. Aber als die Gangway herabgelassen wurde, waren sie die ersten und blickten erwartungsvoll auf das bunte Gewimmel im Hafen hinab. Unten wurde schon der Schiffsbauch geöffnet und das Gepäck auf die Pier gehievt.
    „Los, komm schon!“ rief Monika. „Klettern wir runter! Auf was warten wir denn noch?!“
    „Auf Norbert und seine Eltern.“
    „Die können wir genausogut unten treffen!“ Monika schenkte dem Matrosen, der neben der Gangway stand, um älteren Passagieren behilflich zu sein, noch ein strahlendes Lächeln und machte sich daran, die sehr steile und sehr hohe Leiter hinabzusteigen. In der rechten Hand hielt sie ein Katzenkörbchen, über der linken Schulter trug sie eine Riementasche. Die letzten Stufen nahm sie im Sprung.
    „Sag mal, tut es dir denn gar nicht leid?“ fragte Ingrid, die ihr mit Abstand gefolgt war.
    „Was?“
    „Daß die Kreuzfahrt schon vorbei ist.“
    „Ach was“, sagte Monika weise, „kein Glück dauert ewig! Und außerdem... wir haben ja noch was vor uns. Eine Woche Aufenthalt im South Ocean Beach Hotel. Klingt doch Spitze, oder?“
    „Wie du es aussprichst, hört’s sich an, als hättest du den Mund voll heißer Kartoffeln.“
    Monika lachte. „Na ja, ich spreche eben noch nicht perfekt auswärts. Aber so ähnlich hat mir’s mein Vater vorgesagt.“ Sie wollte ihre Tasche öffnen. „Ich zeig dir den Prospekt...“ Ingrid winkte ab. „Den kenne ich doch längst.“
    „Ich sehe ihn mir bloß immer wieder gerne an!“ gestand Monika. „Sag selber... haben wir nicht ein Schweineglück gehabt?! Eine Kreuzfahrt durch die Karibik und dazu noch einen Aufenthalt auf den Bahamas! Wer gewinnt so etwas schon?!“
    „Du!“ erklärte Ingrid trocken.
    „Ja, weil ich ein Glückspilz bin... und du auch, weil du meine Freundin bist!“
    „Erwartest du jetzt etwa, daß ich dir auf Knien danke, weil du mich mitgenommen hast?“ fragte Ingrid mit hochgezogenen Brauen.
    Monika ärgerte sich erst über Ingrid und dann über sich selber, als ihr klarwurde, daß sie unbeabsichtigt taktlos gewesen war. „Ach, Quatsch mit Soße!“ sagte sie rasch. „Jetzt mach nicht so ein Gesicht. Du weißt doch genau, wie ich es gemeint habe... einfach, daß wir beide allen Grund haben, uns zu freuen.“
    „Ehrlich gestanden, ich hatte mir unsere Ankunft auf den Bahamas anders vorgestellt.“
    „Wie anders?“
    „Bei strahlender Sonne und blitzblauem Himmel... eben so, wie es auf den Plakaten der Reisebüros immer gezeigt wird.“
    „Das kannst du doch nicht ernsthaft erwartet haben... nach diesem Sturm heute nacht! Wie könnte es dann hier strahlend schön sein!?“
    „Weiß ich auch nicht“, mußte Ingrid zugeben und zog fröstelnd die Schultern hoch.
    Es war nicht wirklich kalt, eher schwül, aber vom Meer kam ein feuchter Wind. Ingrid war warm genug in ihrem braunen Kostüm mit Faltenrock gekleidet, aber, wie meist, ein wenig zu fein. Monika trug Jeans und hatte sich eine Jacke übergezogen; an ihrem glatten, leuchtend roten Haar, das sie im Nacken zusammengebunden hatte, zerrte der Wind.
    „Wart’s nur ab“, sagte sie tröstend, „das Wetter wird schon werden... muß es ja, sonst hätten sämtliche Prospekte gelogen.“
    „Vielleicht haben sie’s“, meinte Ingrid düster.
    „Selbst wenn es so bleiben würde“, entgegnete Monika, „ich fände es interessant genug! Auf der anderen Seite der Erde zu sein! Sieh dir bloß mal

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