Bibi und Tina 36 - Der verschwundene Pokal
Wie alles anfing ...
E ine knappe Reitstunde von dem Dörfchen Falkenstein entfernt liegt der Martinshof. Frau Martin, die hier mit ihren Kindern Holger und Tina lebt, hat den Hof von dem Grafen Falko von Falkenstein gepachtet. Das Schloss des Grafen liegt zwischen hohen Tannen versteckt, vom Martinshof aus kann man seine Türme sehen.
Der Martinshof ist ein Reiterhof. Hier gibt der schon erwachsene Holger Stadtkindern Reitunterricht und kümmert sich um alle anfallenden Arbeiten. Er ist der »Mann fürs Grobe«, während seine Schwester Tina ihrer Mutter vor allem im Haushalt hilft und sich um die Pferde kümmert. Tina ist vierzehn Jahre alt und hat eine gute Freundin: Bibi Blocksberg, die kleine Hexe aus Neustadt.
Das Dorf Falkenstein ist von Neustadt aus mit dem Bummelzug zu erreichen, aber Bibi kommt lieber auf ihrem Hexenbesen Kartoffelbrei angereist. Eine Hexe hat schließlich auch ihren Stolz!
Jeden freien Tag, jede freie Woche verbringt Bibi auf dem Martinshof, und in den Ferien darf sie mit Erlaubnis ihrer Eltern auch schon mal länger bleiben. Barbara Blocksberg, die große Hexe, ist häufig auf Hexenkongressen zu Gast. Bernhard Blocksberg ist dann »Strohwitwer« und macht es sich mit einem Krimi in seinem Lieblingssessel gemütlich. Bibis Eltern wissen, dass ihre pferdebegeisterte Tochter auf dem Martinshof gut aufgehoben ist. Für Bibi ist der Hof eine zweite Heimat geworden und jedes Mal vergießt sie beim Abschied bittere Tränen.
»Aber«, so tröstet Frau Martin sie immer, »wer nicht geht, kommt nicht wieder. Bis zum nächsten Mal, Bibi!«
Leider vergeht für Bibi die Zeit daheim viel zu langsam, aber auch eine kleine Hexe muss zur Schule gehen und das Jahr besteht nun mal nicht nur aus Ferien. Doch irgendwann ist es endlich wieder einmal so weit. Hei! Die Schultasche fliegt in die Ecke, Bibi packt eilig zusammen, was sie für den Aufenthalt auf dem Martinshof braucht, verkleinert ihr Gepäck kurzerhand mit einem Hexspruch und steigt dann auf Kartoffelbrei.
»Eene meene Faschingsschwof, düse ab zum Martinshof! Hex-hex!«, befiehlt sie ihrem Besen und ab geht die Post!
Ist das eine Freude, wenn die beiden Mädchen sich wieder sehen! Ihr erster Weg führt Bibi in den Pferdestall zur Box ihrer Lieblingsstute Sabrina. Im Nu hat sie Sabrina gesattelt, Tina macht den Hengst Amadeus zum Ausritt bereit und dann ist ein Wettreiten angesagt. Ein Wettreiten? Nein, bei einem belassen es die Mädchen nicht, mindestens dreimal am Tag galoppieren sie über Wiesen und Wege und schmettern dabei ihr Lied.
Sie haben es selbst komponiert und getextet und sind darauf mit Recht sehr stolz:
Hufe klappern, Pferde traben,
springen übern Wassergraben,
über Stock und über Stein,
wer kann das wohl sein?
Das sind Bibi und Tina
auf Amadeus und Sabrina!
Sie jagen im Wind,
sie reiten geschwind,
weil sie Freunde sind!
Weil sie Freunde sind!
Und ist der Graben mal zu breit,
für Bibi ist das keine Schwierigkeit!
Aufgesessen, lang die Zügel,
sattelfest den Fuß im Bügel,
über Felder, über Weiden,
jeder kennt die beiden!
Gefahr im Wald
I hr morgendlicher Ausritt führte Bibi und Tina an diesem Tag durch den Falkensteiner Forst. Sie hatten einen großen Bogen gemacht und waren jetzt auf dem Heimweg. Nun war, wie immer, ein Wettreiten angesagt.
Dumpf dröhnte der Hufschlag von Amadeus und Sabrina auf dem Waldboden. Sie prusteten und schnaubten und legten sich tüchtig ins Zeug, denn jede der beiden Reiterinnen wollte natürlich gewinnen. Heute aber war Bibi bereits früh in Führung gegangen.
»Endspurt, Sabrina!«, spornte sie ihre Stute an. »Tempo!«
»Los, Amadeus!« Tina gab so schnell nicht auf. »Bis zur Wegkreuzung da vorne!«
Doch gleich darauf hatte Bibi als Erste das Ziel erreicht.
»Zu spät!«, lachte sie. »Schon gewonnen!«
Die Mädchen parierten die Pferde durch, die nun in einen lockeren Trab fielen.
»Aber nur knapp!«, meinte Tina. »Die letzte Etappe zum Martinshof gewinnen wir!« Sie tätschelte ihrem Hengst den Hals. »Stimmt's, Amadeus?«
Amadeus warf den Kopf nach hinten und wieherte lauthals.
»Ihr habt null Chance«, sagte Bibi. »Heute ist Sabrina unschlagbar.«
»Ha! Das werden wir ja sehen«, entgegnete Tina.
Sie ritten gemächlich weiter, als Bibi plötzlich ihr Pferd zügelte.
»Warte, nicht so schnell«, flüsterte sie.
»Wieso?«, fragte Tina erstaunt. »Ist euch die Puste ausgegangen?«
»Nein«, antwortete Bibi. »Ich will nur den Specht da drüben
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