Animal Tropical

kommen sie wieder.«
    »Du hast überhaupt keine Linie. Du wirst immer so bleiben.«
    »Ich werde nicht immer so sein. Das hier war eine Versuchung. Und beklag dich nicht. Wir haben hier genug für zwei Monate. Mach mir ein Kind! Fünfzigmal habe ich dir das schon gesagt. Schwängere mich und führe mich mit eiserner Hand. Ich will friedlich mit dir zusammen sein, Schätzchen.«
    »Na schön, eins sage ich dir: Wenn du aufsässig wirst, sperre ich dich in die Käfige zu den zusammengerollten Schlangen …«
    »Um Himmels willen, nein, Süßer, das kannst du nicht tun, ich bin ganz lieb. Lass uns ein Geschäft aufziehen. Kauf noch zwei Kühe dazu, dann verkaufen wir die Milch.«
    »Kannst du melken?«
    »Nein, aber ich werde es lernen … es ist bestimmt nicht viel anders, als einem Zwerg einen runterzuholen.«
    »Na, das wollen wir noch sehen. Vielleicht ist die Schlangenzucht noch das beste Geschäft, so wie Jesús es gemacht hat.«
    »Ach, Süßer, wo wir gerade von Schlangen sprechen … die Nummer mit den hohen Hacken und den schwarzen Strümpfen …«
    »Coitus interruptus.«
    »Was ist das?«
    »Wir haben abgebrochen, ohne es zu Ende zu bringen.«
    »Na, dann los. Wir machen jetzt sofort weiter. Und hier kann ich schreien und unter deinem Schwanz stöhnen, so viel ich will. Gibt es hier keine Nachbarn?«
    »Ein paar halb taube Alte in zweihundert Meter Entfernung.«
    »Huuu, wie schön. Wo ich mit deinem Schwanz doch so gerne schreie!«
    Und wir legen los. Ich weiß nicht, ob ich sie schwängern werde und wir zwei oder drei Kinder bekommen. Ich weiß nicht, ob man mir ein Telefon anschließt. Ich glaube, ich bin völlig abgeschnitten, denn ich sehe in der Umgebung weder Kabel noch Masten. Das Gute an der Sache ist, dass die Schwedin meine Spur verloren hat. Auf dem Berg Richtung Campo Florido gibt es zwei heimliche, aber unproblematische Hahnenkampfarenen. Und es gibt dort billigen Rum und Zigarren zu einem Peso zu kaufen. Was brauche ich mehr? Ich will keinen Computer, kein E-Mail oder Internet, will nicht, dass man mich nervt. Man soll mich in Frieden lassen und nicht stören. Im Moment bereite ich Angel und Köder vor, um Fische zu fangen. Ich kann von hier aus ein paar Riffe sehen, und das Meer ist ruhig. Gloria will mich begleiten. Umso besser. So können wir weiter über ihr Leben reden. Mal sehen, ob ich mich eines Tages dazu durchringen kann, Mucho corazón zu schreiben. Im Augenblick traue ich mich noch nicht anzufangen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie es ausgehen soll.
     
    Havanna-Stockholm
    1999/2000