Anita Blake 06 - Tanz der Toten
Lykanthropen, sprich Gefängnis, zu bringen. Man kommt nur freiwillig dorthin, aber wenn man da einmal eingecheckt hat, ist es fast unmöglich, wieder auszuchecken. Ich sagte ihnen, ich würde selbst auf mich aufpassen. Sie schimpften mit mir, und ich empfahl ihnen, sich zum Teufel zu scheren.
Meine erste Vollmondnacht verbrachte ich mit Richard und dem Rudel, um zu sehen, ob ich bei ihrem Todestanz mitmachen würde. Es kam nicht dazu. Entweder hatte ich enormes Glück gehabt, oder ich konnte die Lykanthropie so wenig bekommen wie ein Vampir. Danach wollte Richard nicht mehr viel mit mir zu tun haben. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen.
Ich liebe ihn noch immer. Ich glaube, er liebt mich auch noch. Ich liebe auch Jean-Claude. Aber nicht auf dieselbe Weise. Ich kann es nicht erklären, aber Richard fehlt mir. In Jean-Claudes Armen kann ich das für kurze Zeit vergessen.
Dass wir beide an Jean-Claude gebunden sind, ist nicht gerade hilfreich. Richard ist zweimal versehentlich in meine Träume eingedrungen. Ihn so nah bei mir zu haben ist unaussprechlich qualvoll. Richard kämpfte dagegen an, aber am Ende musste er sich von Jean-Claude zeigen lassen, wie er sich beherrschen kann, damit er nicht ständig in uns eindringt. Er redet mit Jean-Claude mehr als mit mir.
Das Triumvirat ist reichlich nutzlos. Richard ist zu wütend auf mich, empfindet zu viel Selbstverachtung. Ich weiß nicht, wie er mit dem Rudel klarkommt. Er hat allen verboten, mit mir über Rudelangelegenheiten zu reden, aber er hat auch keine neue Gefährtin gewählt.
Willie McCoy und den anderen Vampiren, die ich versehentlich aus dem Sarg gerufen habe, scheint es gut zu gehen. Bin mächtig erleichtert. Monicas Kind kommt im August. Der Befund war negativ. Kein Vlad-Syndrom. Sie scheint mich jetzt für ihre Freundin zu halten. Bin ich nicht, aber manchmal helfe ich ihr. Jean-Claude spielt den guten Meister und kümmert sich um sie und das Kind. Monica redet ständig davon, dass ich den Babysitter mache. Das meint sie hoffentlich nicht ernst. »Tante Anita« sagt sie zu mir. Ich glaub, mir wird schlecht. Noch komischer ist »Onkel Jean-Claude«.
Mein Vater hat mich im Fernsehen an Jean-Claudes Arm gesehen. Er hat angerufen und eine sehr besorgte Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Meine Familie ist streng katholisch. Für sie gibt es keine guten Vampire.
Vielleicht haben sie recht. Ich weiß es nicht. Kann ich denn noch die Geißel der Vampire sein, obwohl ich mit dem Oberblutsauger ins Bett gehe?
Aber klar doch.
Weitere Kostenlose Bücher