Anita Blake 06 - Tanz der Toten
seiner Lederhose. Für das Messer lag ich in einem schlechten Winkel, und ich hatte es erst halb draußen, als er mir die Hand in die Unterhose schob.
Ich schrie. Ich kreischte: »Richard!«
Macht strömte über mich. Bei Jean-Claude sah ich damals seine brennenden blauen Augen in mich eindringen. Mit Richard als Fokus war nichts zu sehen, aber zu riechen: der Wald, seine Haut, Jean-Claudes Eau de Cologne. Ich konnte sie beide auf der Zunge schmecken wie einen starken Wein, einen Schluck nach dem andern.
Gabriels Hand erstarrte. Er blickte mich an. »Was hast du gerade getan?« Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
»Hast du geglaubt, es würde einfach sein, mich zu vergewaltigen?« Ich lachte, und das zermürbte ihn. Ich sah in den grauen Augen tatsächlich so etwas wie Angst. Er hatte seine Hand nach oben bewegt. Sie nicht mehr in der Unterhose zu haben war eine unaussprechliche Verbesserung. So sollte er mich nie wieder anfassen. Niemals.
Ich hatte zwei Möglichkeiten. Ich konnte bluffen und hoffen zu fliehen, oder ich konnte wieder mit dem Sex anfangen und ihn töten. Das zweite Zeichen gab mir nicht so viel mehr Macht. Eigentlich verschaffte es den beiden Männern mehr Zugkraft hinsichtlich meiner Macht als andersherum. Also war der Sex die Wahl.
»Was läuft denn schief?«, fragte Raina von der Kamera her.
»Gabriel bekommt kalte Füße«, sagte ich. Ich stemmte mich auf die Ellbogen. Das Messer im Boden hielt meine Haare fest, aber ich richtete mich weiter auf und riss mir ein Büschel Haare aus. Es war nur ein kleiner Schmerz, aber ich wusste, es würde Gabriel aufreizen. So war es auch.
Ich setzte mich auf, hatte die Beine rechts und links von seinen Oberschenkeln. Er hob mich an, indem er die Hände unter meinen Hintern schob, setzte sich kniend zurück und trug mich auf den Schenkeln. Er musterte mich, und ich sah etwas in seinen Augen passieren, fühlte es durch seine Hände beben. Zum ersten Mal glaubte er, ich könnte ihn vielleicht doch töten, und das geilte ihn auf. Seine Angst war der Durchbruch.
Er küsste mich sanft auf die Wange. »Nimm das letzte Messer, Anita. Los, nimm es.« Dabei beugte er sich über mich, wanderte mit sanften Bissen meine Wange hinunter. Ich spürte den Druck der Reißzähne am Kinn, dann am Hals. Er setzte die Zähne an meinen Hals, drückte langsam, aber immer kräftiger zu, während er über die Haut leckte.
Ich griff nicht zum Messer. Ich fuhr mit den Händen in seine dicken Haare und riss sie vom Kopf weg. Seine Zähne drückten sich weiter in meine Haut. Er schob die Hände in meinen Slip, fasste meine Pobacken. Ich versteifte mich, dann zwang ich mich, locker zu lassen. Die Sache würde funktionieren. Sie musste funktionieren.
Ich betastete sein Gesicht. Seine Zähne bissen so weit zu, dass das erste Blut kam. Ich keuchte auf, und seine Krallen bohrten sich in mich. Ich schob die Finger an seinen Wangen hinauf, zeichnete die Augenbrauen nach. Er hob den Kopf, um Luft zu holen, den weiten Blick auf nichts gerichtet, die Lippen ein wenig auseinander. Ich liebkoste sein Gesicht und zog es an mich zu einem Kuss. Ich fuhr über seine dichten Brauen. Als er mich küsste, schloss er die Augen, und ich schob die Daumen über seine Lider. Sie flatterten leicht. Dann stieß ich die Daumen in beide Augen, bohrte sie hinein, als wollte ich sie bis in sein Gehirn treiben und auf der anderen Seite wieder raus.
Gabriel bäumte sich kreischend auf. Seine Krallen rissen mir den Rücken auf. Ich schnappte nach Luft, hatte aber keine Zeit zu schreien. Ich zog das große Messer aus der Rückenscheide.
Statt meiner schrie Raina. Ich stieß Gabriel das Messer unter die Rippen, trieb es ihm ins Herz. Er versuchte, sich nach hinten abzurollen, aber ich saß auf seinen Knien. So lehnte er nur den Oberkörper nach hinten. Ich jagte die Klinge durch ihn durch, fühlte die Spitze an der anderen Seite austreten.
Plötzlich war Raina da, packte mich an den Haaren und schleuderte mich von ihm herunter. Ich flog durch die Luft, krachte gegen die Kulissenwand, die mich nicht aufhielt. Die Wand zerbrach. Ich lag auf dem Bauch und musste das Atmen neu lernen. Mein Puls war so laut, dass ich ein paar Sekunden lang taub war. Die Taubheit in meinem Körper ließ stufenweise nach und ließ mich wissen, dass ich zerkratzt und blau geschlagen, aber nichts gebrochen war. Aber eigentlich hätte sein müssen. Zwei von Jean-Claudes Zeichen,
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