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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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    Die meisten Leute starren meine Narben nicht an. Natürlich gucken sie, aber dann sehen sie woandershin. Sie wissen schon: ein kurzer Blick, hastiges Wegsehen, dann ein zweiter Blick. Aber sie machen es schnell. Die Narben sind noch nicht Freak-Show-tauglich, aber durchaus fesselnd. Captain Pete McKinnon, Feuerwehrmann und Brandstiftungsermittler, saß mir gegenüber, die großen Hände um das Glas mit Eistee, das Mary, unsere Sekretärin, ihm gebracht hatte. Er starrte auf meine Arme. Nicht gerade die Stelle, wo die meisten Männer hingucken. Aber es war nicht sexuell gemeint. Er betrachtete meine Narben und schien nicht im Geringsten verlegen zu sein.
     
    Der rechte Arm war mir zweimal mit einem Messer aufgestochen worden. Die eine Narbe war alt und weiß, die andere noch neu und rosa. Der linke Arm sah schlimmer aus. Ein Wulst Narbengewebe am Ellbogen. Ich würde den Rest meines Lebens Gewichte stemmen müssen, damit sich die Narben nicht versteifen und die Beweglichkeit des Arms nicht verloren geht, das meint jedenfalls mein Physiotherapeut. Dann war da noch die kreuzförmige Brandnarbe, die inzwischen ein bisschen krumm geworden war durch die Kratzwunde, die ich mir von einer Hexe eingehandelt hatte. Und es gab noch ein oder zwei weitere Narben, die unter der Bluse verborgen waren, aber der Arm war wirklich am schlimmsten.
     
    Bert, mein Boss, verlangte neuerdings, dass ich im Büro die Kostümjacke oder langärmlige Blusen trug. Er sagte, dass manche Klienten starke Vorbehalte gegen meine, äh ..., beruflich erworbenen Verletzungen hätten. Seitdem trug ich keine langärmligen Blusen mehr. Er stellte die Klimaanlage jeden Tag ein bisschen kälter ein. An diesem Tag war es so kühl, dass ich Gänsehaut hatte. Alle anderen kamen im Pullover zur Arbeit. Ich durchstöberte die Geschäfte nach bauchfreien Oberteilen, um demnächst meine Rückennarben zur Geltung zu bringen.
     
    McKinnon war mir von Sergeant Rudolph Storr geschickt worden. Sie hatten auf dem College zusammen Football gespielt und waren seitdem Freunde. Dolph gebrauchte das Wort nicht leichtfertig, darum wusste ich, dass sie einander wirklich nahestanden.
     
    »Was ist mit Ihrem Arm passiert?«, fragte McKinnon schließlich. »Ich erledige im Auftrag des Staates die Hinrichtung von Vampiren. Die sind manchmal vertrackt.« Ich trank einen Schluck Kaffee. »Vertrackt«, wiederholte er und lächelte.
     
    Er stellte sein Glas auf den Schreibtisch und zog sich das Jackett aus. Seine Schulterbreite stimmte etwa mit meiner Körpergröße überein. Er war nur knapp von Dolphs zwei Meter vier entfernt, aber wirklich knapp. Er war erst etwas über Vierzig, aber seine Haare waren vollständig grau, an den Schläfen wurden sie schon weiß. Er wirkte deswegen nicht würdevoller, er sah nur müde aus.
     
    Bei den Narben war er mir voraus. An den Armen hatte er Brandnarben von den Händen bis unter die kurzen Ärmel seines weißen Oberhemds. Die Haut war rosa, weiß und braun gesprenkelt wie bei einem Tier, das sich regelmäßig häutet.
     
    »Das muss wehgetan haben«, stellte ich fest. »Hat es.« Er saß da und begegnete mir mit einem langen festen Blick. »Bei solchen sieht man auch schon mal ein Krankenhaus von innen.«
     
    »Klar.« Ich schob meinen linken Ärmel hoch und entblößte die glänzende Stelle, wo mich eine Kugel gestreift hatte. Seine Augen weiteten sich ein klein wenig. »Nachdem wir uns jetzt gezeigt haben, wie hart wir sind, können wir vielleicht zur Sache kommen. Warum sind Sie hier, Captain McKinnon?«
     
    Er lächelte und hängte sein Jackett über die Stuhllehne. Dann nahm er sein Glas vom Schreibtisch und trank. »Dolph hat gesagt, Sie mögen es nicht, wenn man Sie taxiert.«
     
    »Ich bestehe nicht gerne Prüfungen.« »Woher wissen Sie, dass Sie bestanden haben?« Jetzt musste ich lächeln. »Weibliche Intuition. Also, worum geht es?« »Wissen Sie, was ein Feuerteufel ist?« »Ein Brandstifter«, antwortete ich.
     
    Er sah mich erwartungsvoll an. »Ein Pyrokinetiker, der mittels psychischer Kräfte Feuer erzeugen kann.« Er nickte. »Haben Sie mal einen erlebt?« »Ich habe Filme von Ophelia Ryan gesehen«, sagte ich. »Die alten Schwarzweißstreifen?« »Ja.« »Sie ist schon tot, wissen Sie.« »Nein, das wusste ich nicht.«
     
    »Ist in ihrem Bett verbrannt, Selbstentzündung. Viele Pyrokinetiker enden so. Als ob sie die Kontrolle verlieren, wenn sie alt sind. Sind Sie mal einem persönlich begegnet?« »Nein.«

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