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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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KAPITEL 1
    D ie Idee zu Kleopatras Kamm kam ihr, als ihr Chef verkündete, er bedürfe ihrer Dienste nicht mehr. Genau so drückte er sich aus, er bedürfe ihrer Dienste nicht mehr. Bereits während er sprach, wusste Mari, dass es dies sein würde, was ihr von dieser Unterhaltung in Erinnerung bleiben würde. Dass der Mann, mit dem sie drei Jahre lang zusammengearbeitet hatte, sie nicht mehr brauchte. Dass er die Absicht hatte, sie loszuwerden, genau so, wie man beschloss, einen Wischlappen auszutauschen.
    Merkwürdig, dachte sie. Da hat man einen Lappen mehrere Wochen lang tagaus, tagein benutzt, vielleicht sogar monatelang. Ihn unter den Wasserhahn gehalten, ausgewrungen, die Spüle damit abgewischt und ihn über den Wasserhahn gehängt. Eines Tages betrachtet man ihn eingehender, merkt, dass er schlecht riecht, und wirft ihn weg. Dass der Geruch nur das Ergebnis langer und treuer Dienste ist, ist irrelevant. Jedenfalls, was Lappen angeht. Es ist offenbar auch irrelevant, was mich angeht.
    Der Gedanke an den Wischlappen führte dazu, dass ihr ein paar Minuten lang die Konzentration abhandenkam. Sie merkte, dass ihr nicht ganz klar war, was ihr Chef eigentlich sagen wollte. Chef traf es nicht ganz. Sie hatte ihn nie als ihren Chef betrachtet und ihn noch viel weniger so angesprochen. Schließlich kümmerte sie sich um das Meiste. Johan hatte andere
Qualitäten, beispielsweise die Ergebnisse der Arbeit anderer einnehmend und überzeugend zu präsentieren.
    Trotzdem hatte sie gerne mit Johan zusammengearbeitet. Sie war gerne seine Assistentin gewesen in dem Buchführungsunternehmen, das sie gemeinsam einige Jahre zuvor gegründet hatten, weil sie befürchten mussten, zusammen mit einigen Kollegen von der großen Firma, für die sie tätig waren, aus Einsparungsgründen wegrationalisiert zu werden. Es ließ sich nicht leugnen, dass es eine anstrengende Zeit gewesen war. Sie hatten sich nur das Nötigste an Lohn ausgezahlt, und zu Dumpingpreisen gearbeitet, um die ersten Kunden an sich zu binden. Nach den ersten Gewinnen hatten sie mit Champagner gefeiert.
    Aber obwohl sie mit ihrer Arbeit zufrieden war, fehlte ihr etwas. Bei der Arbeit sehnte sie sich weg. Sie träumte davon, dass David sie, wenn sie nach einem langen Tag nach Hause kam, mit einem Lachen empfangen würde, das »fuck them all« bedeutete. Eigentlich wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass ihr David mitten in der Nacht Eier mit Speck briet, wie er das früher getan hatte. Dann hatte er sie immer gefragt, ob das jetzt ein spätes Abendessen oder ein frühes Frühstück sei. Sie hätte ihn gern wieder so nah gehabt wie damals, als er ihr Muscheln mit Safran und Koriander kochte, während der Pie schon im Ofen stand.
    Johan war inzwischen dazu übergegangen, ihr einen uninspirierten Vortrag darüber zu halten, warum ihr Unternehmen langfristig von der Fusion profitieren würde. Mari fragte sich, wieso er ihr das alles erzählte. Für sie waren das keine Neuigkeiten. Sie war bei den Verhandlungen mit dem kleinen, ekligen Konkurrenzunternehmen, mit dem sie jetzt fusionieren würden, selbst dabei gewesen. Eigentlich hatten sie den Deal gemeinsam eingefädelt. Sie wusste es, und Johan wusste es, und beide wussten, dass beide es wussten. Ihr hatte das nichts ausgemacht, und es war ihr vollkommen gleichgültig gewesen,
ob sie eine führende oder nur eine zuarbeitende Stellung innehatte. Sie machte ihre Arbeit, und der Lohn war ausreichend.
    Johan schien sich dem Ende seiner Rede zu nähern. Er beugte sich über den Schreibtisch und unternahm jetzt tatsächlich den Versuch, ihre Hände zu ergreifen. Mari beobachtete, wie sich seine Hände plötzlich in schleimige Fangarme verwandelten, und wusste, dass sie eine Berührung nie und nimmer ertragen würde. Auf dem Schreibtisch lag eine Schere, und ihr kam der wahnsinnige Gedanke, einfach Johans Arme wie Schlangen in der Mitte durchzuschneiden, um sie so unschädlich zu machen.
    Als würde die Tatsache, dass er sie anfassen wollte, überhaupt einen Unterschied machen. Ihr war eine körperliche Beziehung zu Johan immer undenkbar vorgekommen, und ihr Körperkontakt hatte sich daher auch auf eine Umarmung zu Weihnachten beschränkt. Sie waren ungefähr gleich alt, sie war 42 und er ein paar Jahre älter. Anzüglichkeiten waren ihr jedoch erspart geblieben. Zu blond, zu rund, zu natürlich, zu in sich gekehrt, zu normal, zu nett, ja, verdammt nochmal, nicht auch zu schlapp? Jedenfalls war Johan auf dem

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