Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
soll. Ich habe den Vorsitz, obwohl ich mich dagegen gesträubt habe. Micah und sein Rudel bleiben in der Stadt.
Ich bin jetzt mit ihm zusammen. Ich habe aber Jean-Claude deswegen nicht verlassen. Bin also mit beiden zusammen. Ich kann nicht mehr die Augen davor verschließen, dass ich sein menschlicher Diener bin. Jean-Claude hat es nicht entsetzt, was ich mit Orlando King gemacht habe. Er war erfreut. Erfreut, weil wir gesiegt haben, weil wir alle überlebt haben, er und Micah scheinen miteinander klarzukommen, zumindest bis jetzt. Ich warte zwar immer noch darauf, dass wieder die Hölle losbricht und sie übereinander herfallen, aber so wen, so gut.
Wir konnten Joseph retten, und seine Frau ist nun schon seit vier Monaten schwanger - ein Rekord. Narcissus hat sich als Hermaphrodit entpuppt, und er ist ebenfalls schwanger. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich vermehren sollte, vor allem eingedenk dessen, wer der Vater ist. Aber das ist nicht meine Entscheidung.
Der Kobrakönig und sein Sohn sind beide tot. Chimera hat ihre Widerstandskraft gebrochen und sie dann getötet.
Ich wache jetzt morgens zwischen Micah und Nathaniel auf. Man kann die Ardeur nicht jeden Tag an derselben Person befriedigen, das hält nicht mal ein Lykanthrop aus. Darum heißt es ja, dass ein Sukkubus und ein Inkubus am Ende sein Opfer umbringt. Man kann jemanden buchstäblich zu Tode lieben. Also sättige ich mich an Micah und Nathaniel. An Micah als meinem Nimir-Raj und an Nathaniel als meinem Pomme de sang. Nein, ich schlafe nicht mit Nathaniel. Beide scheinen mit dem Arrangement zufrieden zu sein. Ich allerdings finde es immer noch ein bisschen befremdlich. Ich hoffe nach wie vor, dass die Ardeur nur vorübergehend ist.
Belle Mortes Leute haben Jean-Claude angerufen. Sie verhandeln mit ihm, damit Musette, Belles rechte Hand, zu Besuch kommen darf. Allein bei der Erwähnung des Namens sind Asher und Jean-Claude blass geworden.
Ronnie ist entsetzt, dass ich beinahe draufgegangen wäre, doch das macht sie nicht pragmatischer, was das Thema meines Liebeslebens angeht. Wir sehen uns nicht mehr sehr oft. Vielleicht könnte Micah mein Trainingspartner werden.
Ich liebe Richard noch immer, aber das spielt keine Rolle mehr. Es geht einfach nicht mit uns beiden. Er kann nicht akzeptieren, was er ist und was ich bin. Keiner von uns kann sich ändern, und ich will das auch gar nicht mehr. Micah nimmt mich, wie ich bin, ohne Einschränkungen. Er liebt mich, einschließlich meiner Pinguinsammlung und meines kaltblütigen Pragmatismus. Es stört ihn nicht, wenn überall Leichen rumliegen, so wenig wie Jean-Claude. Ich hoffe, dass Richard eines Tages mit sich ins Reine kommt, aber das ist nicht mehr mein Problem. Ich schütze das Rudel, ob mit oder ohne ihn.
Im Übrigen weiß ich, wenn ich in seidenen Laken aufwache, dass ich bei Jean-Claude bin, und wenn ich in Baumwollwäsche aufwache, bin ich zu Hause. Aber wo auch immer, Micah liegt neben mir. Ich schlafe an seiner warmen glatten Brust, im Duft seiner Haut. Manchmal riechen die Laken nach Jean-Claudes Rasierwasser, manchmal nicht. Manchmal hat Micah ein ordentliches Bissmal am Körper und ich spüre Jean-Claude in seinem Sarg zur Ruhe kommen, zufrieden und satt von meinem Sex und Micahs Blut. Das Leben ist wirklich schön, selbst wenn man tot ist.
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