Anna, 13, (un)verliebt
ist schwer zu überprüfen. Jetzt muss ich Kamillentee trinken, aber das ist egal, obwohl ich das Zeug hasse. Ich muss Flecki weitersuchen, ich muss sie finden. Und wenn ich sie nicht finde, muss ich Zettel an die Bäume hängen mit ihrem Bild drauf: »Katze entlaufen!«
Jedes Mal, wenn ich solche Zettel gesehen habe, war mir ganz komisch zumute. Ich dachte immer: Die armen Leute! Und jetzt gehöre ich selbst dazu. Ich muss schon wieder heulen.
Flecki, wo bist du?
Nachmittags
SIE IST WIEDER DA!
Und nicht nur sie!
Flecki hat Junge bekommen, ganz still und leise, keiner hat’s gemerkt. Ich habe sie im Heizungskeller gefunden in einer alten Kiste. Um sie herum lagen fünf kleine Kätzchen und nuckelten gierig. Meine Flecki ist Katzenmama! Ich bin ja so stolz. Und froh und glücklich und überhaupt ALLES !
Flecki hat sich auch gefreut, mich zu sehen, schließlich bin ich ja die Oma der Kleinen. Sie ist jetzt viel dünner; kein Wunder. Vier Kätzchen sehen genauso aus wie sie und eines ist pechschwarz. Die sind ja so süß! Wir werden sie alle behalten, das habe ich Flecki versprochen.
Abends
Noch eine gute Nachricht: Beim Abendessen hat Papa erzählt, dass er einen neuen Job und einen neuen Chef hat.
»Na und?«, hat John gefragt. Für ihn sind Chefs grundsätzlich schrecklich. Wenn John mal aus der Schule raus ist, wird ihm niemand mehr was vorschreiben dürfen, niemals, sagt er. Deshalb kommen für John nur zwei Berufe in Frage: Bundeskanzler und Fußballnationaltrainer.
Aber dann hat Papa erzählt. Sein bisheriger Chef war eine Chefin und ein unglaublicher Drache. Sie hat die Mitarbeiter tyrannisiert und es gab so viel Ärger im Büro, dass Papa abends immer gereizt war, und deshalb gab es immer Streit. Jetzt hat Papa sich in eine andere Abteilung versetzen lassen und alles wird gut.
»Also keine Freundin?«, fragte John fast enttäuscht.
Papa sah ihn verständnislos an.
»Wir wollten euch mit unseren Problemen nicht belasten«, erklärte Mam. »Eltern müssen sich um die Sorgen ihrer Kinder kümmern, nicht umgekehrt. Deshalb haben wir euch nichts erzählt und alles still und heimlich geklärt.«
Na toll, das ist ja auch prima gelungen! Aber John und ich haben ihnen verziehen; Hauptsache, jetzt herrscht Frieden.
Papa gab Mam einen Kuss zum Beweis, dass jetzt alles besser wird. Und weil die Gelegenheit günstig war, habe ich gleich die Nachricht hinterhergeschoben, dass ich alle fünf Kätzchen behalten will.
»Auf keinen Fall!«, hat Mam gerufen.
»Na, woll’n mal sehen …«, hat Papa gesagt.
Ich weiß schon, wie ich sie nenne: Alba, Bijou, Flöckchen, Happy und Milli.
»Das sind ja alles Mädchennamen«, hat John gesagt. Und gleich seine Vorschläge für Katerchen gemacht: Amor, Bello, Luzifer, Emil und Maradonna.
Ich weiß noch nicht, ob es Jungs oder Mädchen sind. Ist aber auch egal, meine Namen sind schöner.
»Wer ist denn der stolze Kater – äh, Vater?«, fragte John.
Woher soll ich denn das wissen? Flecki ist genau wie ich: Manches behält sie für sich.
Donnerstag, 27. März
Lilly war heute nicht in der Schule. Ich war gestern ja auch nicht da, aber Mam hatte angerufen und mich krank gemeldet. Von Lilly gibt es keine Nachricht, sagte Herr Krüger.
Komisch. Normalerweise erledigt Patti so was, Lillys Mutter geht ja immer schon früh zur Arbeit. Hoffentlich ist sie nicht schlimm krank, übermorgen fängt der Tanzkurs an.
Mittags
Ich habe es John erzählt. »Ruf sie an!«, hat er gesagt und meine Frikadelle gegessen.
Ich denk ja gar nicht dran! Unser Streit ist noch nicht vergessen.
15 Uhr
Eben hat Patti angerufen, ziemlich genervt.
»Sag Lilly, sie soll sofort Max vom Kindergarten abholen! Der sitzt da und brüllt alle zusammen, weil er endlich nach Hause will. Und sie soll gefälligst ihr Handy einschalten, damit man sie erreichen kann!«
»Aber Lilly ist nicht hier. Sie war auch nicht in der Schule.«
Am anderen Ende war erst mal nur Schweigen.
»Was sagst du da? Sie ist doch heute Morgen pünktlich hier losgegangen …«
Pattis Stimme klang ein bisschen besorgt. Sie holt jetzt Max ab, obwohl das eigentlich Lillys Job ist. Das gibt noch Ärger, das hab ich im Gefühl.
16.30 Uhr
John findet das Ganze seltsam. Er meint, das sei gar nicht Lillys Art. Ach nee – alter Klugscheißer! Ich kenne sie ja wohl am besten. Aber er hat recht.
John darf sich jetzt mal nützlich machen und bei Lilly zu Hause anrufen. Sie ist bestimmt schon längst da und wir sitzen hier und
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