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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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daher ein wenig Verständnis dafür.«
     
    »Wo hast du denn während des Essens gesessen?« fragte Stepan Arkadjewitsch.
     
    »Wir saßen am zweiten Tisch, hinter den Säulen.«
     
    »Wir haben seinen Sieg gefeiert«, sagte der hochgewachsene Oberst. »Das ist nun schon sein zweiter Kaiserpreis. Wenn ich nur bei den Karten soviel Glück hätte wie er mit den Pferden! Aber wozu verlieren wir die kostbare Zeit? Ich gehe in unseren Höllenpfuhl.« Damit entfernte er sich von dem Tische.
     
    »Das ist Jaschwin«, antwortete Wronski auf Turowzüns Frage und setzte sich auf einen neben ihnen frei gewordenen Platz. Nachdem er ein ihm angebotenes Glas Wein ausgetrunken hatte, bestellte er seinerseits eine neue Flasche. Mochte es nun eine Folge der Klubstimmung oder des genossenen Weines sein, Ljewin ließ sich mit Wronski in ein Gespräch über die beste Rinderrasse ein und freute sich sehr darüber, daß in seinem Herzen keine feindselige Gesinnung gegen diesen Mann mehr vorhanden war. Er sagte ihm unter anderem sogar, er habe von seiner Frau gehört, daß sie ihn bei der Fürstin Marja Borisowna getroffen habe.
     
    »Ach, die Fürstin Marja Borisowna, das ist eine prächtige Dame!« rief Stepan Arkadjewitsch und erzählte über sie eine Anekdote, durch die er alle zum Lachen brachte. Besonders Wronski lachte so herzlich, daß Ljewin sich mit ihm vollständig ausgesöhnt fühlte.
     
    »Nun, wie steht's? Alle fertig?« fragte Stepan Arkadjewitsch und stand lächelnd auf. »Dann wollen wir gehen!«
     

8
     
    N achdem Ljewin vom Tische aufgestanden war, ging er mit Gagin durch die hohen Räume nach dem Billardzimmer und hatte beim Gehen das Gefühl, als ob seine Arme besonders regelmäßig und leicht schlenkerten.
     
    Als er durch den großen Saal kam, stieß er auf seinen Schwiegervater.
     
    »Nun, wie ist's? Wie gefällt dir unser Tempel des Müßiggangs?« fragte der Fürst, indem er ihn unter den Arm faßte. »Komm, wir wollen uns ein bißchen Bewegung machen.«
     
    »Ich wollte sowieso schon ein bißchen umhergehen und mich umsehen. Es ist hier alles sehr reizvoll.«
     
    »Ja, dir ist das interessant. Aber meine Interessen sind hier schon ganz andere als die deinigen. Du, wenn du diese alten Männerchen ansiehst«, sagte er und wies auf einen alten Klubgenossen mit gekrümmtem Rücken und hängender Unterlippe, der in seinen weichen Stiefeln, kaum die Füße weiterrückend, ihnen entgegenkam, »du meinst wohl, die seien gleich von vornherein als Knickepeter geboren?«
     
    »Was heißt das: als Knickepeter?«
     
    »Na ja, du kennst nicht einmal diesen Ausdruck. Das ist hier bei uns im Klub ein Fachausdruck. Du weißt doch, wenn man Ostereier rollt und zuviel mit ihnen rollt, dann wird aus dem Ei ein sogenannter Knickepeter. So geht es auch unsereinem: man fährt in den Klub, immer und immer wieder, und wird auf die Art ein Knickepeter. Ja, du lachst; aber unsereiner denkt schon daran, wann er selbst zu den Knickepetern gehören wird. Kennst du den Fürsten Tschetschenski?« fragte der Fürst, und Ljewin sah ihm schon am Gesichte an, daß er etwas Spaßhaftes zu erzählen beabsichtigte.
     
    »Nein, ich kenne ihn nicht.«
     
    »Wundert mich. Der Fürst Tschetschenski ist eine sehr bekannte Persönlichkeit. Na, aber es kommt nicht darauf an. Er tut weiter nichts als Billard spielen. Also noch vor drei Jahren gehörte er nicht zu den Knickepetern und spielte sich als den Forschen auf. Und er selbst nannte andere Leute Knickepeter. So kommt er denn einmal hier an, und unser Pförtner ... du weißt wohl: Wasili; na, dieser Dicke; er ist groß in Witzen. Also da fragt ihn Fürst Tschetschenski: ›Na, Wasili, wer ist denn schon da? Sind Knickepeter da?‹ Und der antwortet ihm: ›Sie sind der dritte.‹ Ja, ja, mein Lieber, so geht es einem!«
     
    Miteinander plaudernd und Bekannte, auf die sie trafen, begrüßend, wanderten der Fürst und Ljewin durch alle Zimmer: durch das große, wo schon die Spieltische standen und die gewohnten Partner um niedrigen Einsatz spielten; durch das Sofazimmer, wo Schach gespielt wurde und Sergei Iwanowitsch mit jemandem ein eifriges Gespräch führte; durch das Billardzimmer, wo sich in der Nische mit dem Sofa eine lustige Champagnergesellschaft niedergelassen hatte, zu der sich inzwischen auch Gagin gesellt hatte; auch in den Höllenpfuhl warfen sie einen Blick, wo sich eine Menge Herren, die pointieren wollten, um einen Tisch drängten, an dem Jaschwin bereits saß. Bemüht,

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