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Anna Marx 9: Feuer bitte

Anna Marx 9: Feuer bitte

Titel: Anna Marx 9: Feuer bitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
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Feuchtigkeit, verstehst du: Sie würde meine Stimme ruinieren.«
    Er lebt für seine Stimme, die ihn wiederum nicht ernährt. Anna beißt ein Stück vom Käse ab: alter Gouda, und sie könnte den verrückten Russen dafür küssen. Die schlanke Seele schweigt beharrlich. »Ich nehme an, du hast keine Haftpflichtversicherung?«
    Fjodor setzt sich zu Anna auf die Couch. »Was ist das?«
    »Ach, nichts«, sagt Anna. Dass Fjodor aus seinem Jackett eine Flasche Rotwein zieht, ist besser als jede Versicherung. »Der Sommer steht bevor, es wird schon wieder trocknen«, sagt sie mit Blick zur Decke.
    »Genau, und darauf trinken wir.« Fjodor öffnet die Flasche mit dem Korkenzieher, den er immer bei sich trägt. Notbesteck, dazu zählen noch ein Schweizer Messer und eine Kapsel, von der er behauptet, dass sie Zyankali beinhalte. Ein Relikt aus revolutionären Tagen in der gefährlichen Heimat, wie Fjodor sagt. Niemand glaubt ihm, auch Anna nicht, doch seiner Aufforderung, die Kapsel zu schlucken, um die Wahrheit zu erfahren, ist noch keiner nachgekommen.
    Sie trinken den Bordeaux aus der Flasche, wie sich das gehört in gefährlichen Zeiten. Die Decke könnte einbrechen, denkt Anna, wenn sie mit Wasser voll gesogen ist. Ach, egal, der Wein und der Käse sind wundervoll, und bis morgen wird sie schon noch halten. Sie kommen nach einigen tiefen Schlucken auf Fjodors aktuelles Lieblingsspiel: Todesursachen berühmter Musiker. Einer nennt den Namen und der andere die Form des Ablebens. Fjodor fragt stets nach Komponisten, die Anna inzwischen kennt. Mozart? Schwindsucht. Schumann? In den Rhein gestürzt. Beethoven? Leberzirrhose. Sie kontert mit Popstars: Brian Jones? Im Pool ertrunken. Chet Baker? Fenstersturz. Sonny Bono? Mit Skiern gegen den Baum. Es steht neun zu sieben für Anna, und die Flasche ist beinahe leer. Das ist das Schlimmste am Trinken: leere Flaschen.
    »Ich würde ja noch eine holen, aber ich bin nicht gut auf den Füßen«, sagt Fjodor und enthüllt mit dramatischer Geste einen geschwollenen, bläulich verfärbten Knöchel. »Als die Flut kam, bin ich im Wasser ausgerutscht und wie ein Schiff durch die Wohnung gesegelt. Der Hafen war der Klavierfuß, gegen den ich mit meinem krachte. Der Medizinmann sagt, es kann Tage und Wochen dauern, bis die Verletzung geheilt ist. Was ist? Ich werde dieses Teil nicht verlieren, so schlimm ist es nicht.«
    Anna starrt auf den Fuß. Du bist Teil des Problems …
    Sie weiß jetzt, warum sie eine Idiotin ist. Endlich. »Ich habe seine Knöchel berührt«, sagt Anna leise. »Die Hose war hochgerutscht, und es erschien mir die unverfänglichste Stelle, ihn anzufassen. Ich wollte wissen, ob er tot ist.«
    »Am Knöchel? Sprich nicht in Rätseln zu mir!«
    »Er war nicht angeschwollen, verstehst du? Ich dachte noch, wie ein so schwerer Mann so zarte Knöchel haben kann. Sein rechter Knöchel … es kann gar nicht Martin gewesen sein, der da lag. Sondern David, sein Bruder. Verstehst du mich?«
    Fjodor betrachtet seinen Fuß, der in Anna immense Erkenntnisse ausgelöst hat. Körperteile unterhalb seiner Stimmbänder hat er nie ernst genommen. Mit Ausnahme seines Penis natürlich. Anna sieht aus, als ob sie Fieber hätte. »Haben die sich so ähnlich gesehen?«
    »Wie ein Ei dem anderen. Und wenn David der Tote war, dann war Martin der Mörder oder Totschläger oder was weiß ich …«
    »Wie Kain und Abel.« Fjodor legt seine weiche, weiße Hand auf Annas zitternde Finger. »Hab ich nicht gleich gesagt, dass der Mann gefährlich ist? Und ich verstehe was davon, schließlich ist mein Onkel ein Mafioso. Du musst die Polizei anrufen, Anna.«
    Steht sie unter Schock? Anna hört Fjodors Stimme wie aus der Ferne. Was redet er von Mafia und Polizei? Martin ist ein Mörder, und er hat sie benutzt für seinen gewaltigen Abgang. Was zur nächsten Frage führt, ob alles geplant war, das ganze Inselgerede, sein Zorn über ihre Weigerung … oder hat er improvisiert, als David auftauchte? Vielleicht hat er ihn ja in Annas Wohnung bestellt? Er wusste, dass sie nicht gleich zurück sein würde, weil sie ihm sagte, dass sie noch bei Sibylle vorbeischauen würde. Das Motiv? Er hat ihn gehasst, vielleicht hat David ihm gedroht … oder er brauchte einfach nur eine Leiche, um effektiv zu verschwinden. Alicia hatte Recht, und Helena nannte Anna eine Idiotin, weil nicht David, sondern Martin im Schlafzimmer war. Hat Helena ihn überrascht, oder war alles zwischen den beiden abgesprochen? Und warum trieb

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