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Anna Marx 9: Feuer bitte

Anna Marx 9: Feuer bitte

Titel: Anna Marx 9: Feuer bitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
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er sich noch in Brüssel herum? Sie hat eine Antwort gefunden, die tausend Fragen aufwirft. Und was soll sie jetzt tun?
    Fjodor steht vor ihr und hat das Telefon in der Hand. »Polizei anrufen«, sagt er, und Anna antwortet: »Ich brauche jetzt eine Zigarette.«
    »Pfui Teufel. Du fängst gerade an, gut zu riechen. Sei tapfer, Anna. Rauch enthält Benzol und Blausäure. Rauchen kann zu Durchblutungsstörungen führen und verursacht Impotenz …«
    »Halt die Klappe, Fjodor. Du hast nie geraucht und bist impotent. Auch Nichtraucher müssen sterben.« So wie David, der nach Auskunft des Hotelpersonals Nichtraucher war. In der Wohnung, beim Gespräch mit Helena, hat es nach Martins Zigarren gerochen. Alles Rauch, Anna hat lange gebraucht, um hindurchzusehen. »Jetzt hole ich mir Zigaretten, und dann rufe ich die Kommissarin an.«
    »Weißt du, wie spät es ist?«
    »Es ist nie zu spät«, murmelt Anna, schon auf dem Sprung zur Tür. »Fjodor, ich danke dir für alles. Du hast etwas gut bei mir …«
    »Hundert Euro!«, ruft er ihr nach, doch Anna hört es nicht mehr. Sie geht auf die Straße, auf der Suche nach einem Zigarettenautomaten. Der »Mondscheintarif« ist dunkel, nur oben, in Sibylles Wohnung scheint noch Licht. Vermutlich stillt Archie das plärrende Kind, denkt Anna. Sie wird in aller Freundschaft versuchen, ihn zu mögen. Wenn die Kneipe offen hätte, müsste sie jetzt nicht durch die Straße wandern. Mitternacht, die Zeit für streunende Katzen und einsame Seelen, die keine Ruhe finden. Aufstrebende Jungverbrecher, die nach Opfern suchen, die sie ausrauben oder einfach nur erschlagen könnten. Süchtige alte Damen, die ihren Joint brauchen. Wie konnte Martin sie nur so täuschen? Jenseits moralischer Entrüstung, die sie kaum empfindet, schmerzt der Betrug. Die Missachtung der schönen Stunden, die sie ja durchaus hatten. War es ihm egal, ihr einen Toten zu hinterlassen? Martin, der Mörder: Das dringt noch nicht ganz zu ihr durch. Es ist zu verrückt. Vielleicht beginnt sie zu verstehen, wenn sie endlich an ihr Gift kommt …
    Der Automat an der Ecke schluckt Euromünzen und spuckt nichts aus. Der Klassiker, denkt Anna, und schlägt mit der Faust gegen das Glas. Es tut weh, auch das, und sie drückt die Retourtaste, doch der widerliche Kasten behält Geld und Zigaretten. Es waren ihre letzten Münzen. Im Störungsfall möge man sich an den Hersteller wenden, steht klein gedruckt in der Ecke. Sie hat ihr Handy nicht mit, und wenn, würde ihr das in diesem Augenblick auch nichts nützen. Der Händler würde sowieso nicht abnehmen.
    Zigarettenpackungen grinsen sie im Schein der Straßenlampen höhnisch an. Rauchen ist tödlich. Sie könnte jetzt einen Herzinfarkt bekommen – vor lauter Zorn. Martin hatte ein schwaches Herz, wie die Obduktion ergab. Nein, David hatte ein schwaches Herz. Beide, und angeblich fühlen eineiige Zwillinge den Schmerz des anderen. Ob Martin etwas spürte, nachdem er zugeschlagen hatte? Brechende Knochen, und dann hat er alles sorgfältig abgewischt und hat sich davongemacht und Anna den Schlamassel hinterlassen …
    Sie hämmert gegen den Automaten, als wären ihre Fäuste aus Stahl. So vertieft ist Anna in ihren Boxkampf, dass sie den Streifenwagen zuerst nicht wahrnimmt, der neben dem Gehweg geparkt hat. Ein Polizist steigt aus dem Wagen und legt seine Hand auf Annas Schulter. »Na, was machen wir denn da?«
    Anna hält inne und dreht sich wütend um. »Wonach sieht es denn aus?«
    »Versuchter Diebstahl? Sachbeschädigung? Erregung öffentlichen Ärgernisses?«
    Anna sieht in Polizistenaugen, die schläfrig und ein bisschen gelangweilt aussehen. Ein dicker, gemütlicher Bulle, so einem hat sie schon mal in den Unterleib geschossen, weil er sie umbringen wollte. »Bemerken Sie einen Riss im Glas? Oder Zigaretten in meiner Hand? Diese Maschine hat mich um mein Geld betrogen, Sie Idiot.«
    »Beamtenbeleidigung.« Er verstärkt den Druck seiner Hand, und Anna versucht sich aus seinem Griff zu befreien.
    »Widerstand gegen die Staatsgewalt.«
    »Lassen Sie mich los, Sie Komiker.«
    Die Bezeichnung scheint ihn wirklich zu treffen. Der Bulle winkt seinem Kollegen, der im Auto geblieben war. »Hilf mir mal, die Dame zur Räson zu bringen. Können Sie sich ausweisen?«
    Das alles ist ein Witz, über den ich morgen lache, denkt Anna. »Nein, ich wollte ja nur schnell zum Automaten, weil ich keine Zigaretten mehr hatte.«
    Der zweite Bulle sieht nicht so gelangweilt aus. Er ist jünger

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