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Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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stehen und dreht sich zu mir um.
    »Also, wir haben es geschafft. Und was jetzt?« Ich blicke mich nach einem sicheren Platz für die Waffe um. Sie soll nicht nass werden. Ich finde einen kleinen Felsvorsprung und deponiere die Waffe und Lawsons Polizeimarke außer Reichweite der tosenden Brandung. Dann drehe ich mich um, und wir stehen einander gegenüber. Die Höhle wirft schroffe Schatten, und im Spiel von Licht und Dunkel sieht er aus wie der Hofnarr auf einer Joker-Karte. Er schaut finster drein, hält sich aufrecht und strahlt sture Entschlossenheit aus.
    Aber ich entdecke gerade eine weitere vampirische Besonderheit. Die Fähigkeit, Angst zu riechen. Und im Augenblick stinkt er vor Angst zum Himmel.
    KAPITEL 28
    »Okay, Lawson«, sage ich. »Halten wir es einfach. Du weißt, was ich von dir will. Du kannst es mir jetzt sagen, und du wirst überleben und weiter gegen Vampire kämpfen können. Wenn du es mir nicht sagst, könnte ich mir das mit dem Trinken bei unschuldigen Opfern anders überlegen und es vielleicht doch mal ausprobieren.« Er macht immer noch einen auf »Ich habe keine Angst vor dir«, mit gerunzelter Stirn und steifer Haltung. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Also schön. Dann helfe ich dir auf die Sprünge. Er ist etwa eins fünfundneunzig groß, wiegt gut hundertzwanzig Kilo, hat breite Schultern und ist gebaut wie ein FootballSpieler, ach ja, er war auch mal einer. Wird bei der Öffentlichkeit sicher nicht gut ankommen, wenn bekannt wird, dass ein bekannter FootballStar von einem Haufen State Trooper auf Vampirjagd entführt wurde. Könnte sogar das Ende deiner Karriere bedeuten und einen längeren Allinclusive-Aufenthalt in einer besonders sicheren staatlichen Einrichtung. «
    Seine Miene meint: »Ich werde dir gar nichts sagen«, doch seine Schultern sinken ein bisschen herab. Er bemüht sich, knallhart zu klingen, als er sagt: »Falls du von deinem so genannten Partner sprichst wie kommst du darauf, dass wir etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben?«
    Ich lasse ein leichtes Lächeln um meine Mundwinkel spielen. »Nun, zunächst einmal weißt du offenbar, dass er mein Partner ist. Zweitens weißt du, dass er verschwunden ist, eine Tatsache, die ich nur zwei Menschen mitgeteilt habe, denen ich sehr viel mehr vertraue als dir. Also, ich frage dich jetzt zum letzten Mal auf die nette Art. Wo ist er?«
    Lawson wird allmählich weich, aber er ist noch nicht davon überzeugt, dass ich eine echte Bedrohung darstelle. Das sehe ich in seinen Augen. Vielleicht muss ich etwas energischer werden. Ich habe das noch nie getan, aber nun finde ich, es ist Zeit, festzustellen, wie mein Vampirgesicht auf ihn wirkt. Ich weiß nicht mal genau, wie man das macht, denn bei Donaldson geschah die Verwandlung eher instinktiv, aus Selbstschutz.
    Also denke ich an alles, was mir in den letzten paar Tagen angetan wurde, an den Brand und gleich mehrere Versuche, mich umzubringen, an David, der völlig unschuldig in diese Sache hineingezogen wurde, und daran, dass dieses Arschloch die Antworten hat, die ich brauche und ich spüre, wie die Veränderung beginnt. Ich beobachte sie in Lawsons Augen. Er weicht zurück, als hätte er keinen Menschen mehr vor sich, sondern ein Tier. Ich höre ein knurrendes Fauchen und merke, dass es aus meiner Kehle kommt. Ich spüre, wie meine Hände sich zu Fäusten ballen und meine Lippen die Zähne entblößen. Das Blut singt in meinen Adern, und der Hunger nach ihm wird zu einem überwältigenden Drang, der das bisschen Menschlichkeit verschluckt, das ich noch in mir trage.
    Plötzlich bin ich nicht mehr sicher, ob ich noch kontrollieren kann, was hier geschieht. Ich werde unwillkürlich zu ihm hingezogen, mein Blick hängt an seinem Hals, denn das Blut, das dort pulsiert, ist auf einmal der Mittelpunkt meines Universums. Nichts ist mehr wichtig, außer dass ich trinke.
    »Hör auf, bitte.« Es ist zu spät. Ich habe ihn angesprungen und reiße am Kragen seines T-Shirts, der allein noch zwischen mir und dem Quell des Lebens steht. Er strauchelt rückwärts und stürzt. Ich lande auf ihm. Zähne schnappen in die Luft und kommen seinem Hals immer näher.
    »Bitte. Ich sage es dir. Ich weiß, wo er ist.«
    Anna, hör auf. Meine kleine Stimme ist wieder da. Ich schüttele den Kopf. Nein.
    Lawson kreischt jetzt vor Angst und versucht, sich unter mir herauszuwinden. Ich halte seine Schultern gepackt . Du musst aufhören. Er weiß etwas.
    Ich kann nicht.
    Doch. Du kannst.

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