Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht
Sie sich einigermaßen bewegen können, und dann dürfen Sie Ihren Freund anrufen.«
Eine heftige Mischung aus Wut, Abscheu und Fassungslosigkeit spiegelt sich auf Davids Gesicht. »Das glaube ich einfach nicht.« Sein Tonfall klingt täuschend gelassen. Das ist ein schlechtes Zeichen.
»Danke, Dr. Avery«, sage ich und winke ihn praktisch hinaus.
»Lassen Sie mich noch einen Moment mit David sprechen, bevor Sie diese Schwester hereinschicken.« Davids Wut strahlt von ihm aus wie seismische Wellen. Zum Glück scheint Dr. Avery sie zu spüren und tritt hastig den Rückzug an.
Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hat, schiebe ich mich bis zur Bettkante vor. »Hilfst du mir auf?« Meine Stimme zieht seine Aufmerksamkeit von Dr. Avery zurück zu mir. Die wütende Miene fällt von ihm ab wie eine Maske, doch der neue Gesichtsausdruck ist nicht weniger beunruhigend ein freudloses, schmallippiges Lächeln. »Tut mir leid, Anna«, sagt er. »Ich verstehe einfach nicht, was Michael für dich tun kann, das ich nicht tun könnte.
Und es passt mir verdammt noch mal überhaupt nicht, dass Avery seine Meinung in einer Sache äußert, die ihn nichts angeht. Er kennt dich gar nicht. Und Michael auch nicht.« Doch während er spricht, hilft David mir vom Bett.
Sobald ich stehe, lasse ich seine Kommentare an mir vorbeiziehen und mache innerlich Inventur. Ich fühle mich überraschend gut. Ein bisschen gerädert, aber meine Beine tragen mich, und ich kann Davids stützenden Arm loslassen. David runzelt die Stirn. »Bist du sicher, dass das gut ist?« Ich gehe die zwei Schritte hinüber zu dem Waschbecken an der Wand und schaue in den Spiegel. Da fängt es plötzlich an. Ich erinnere mich.
KAPITEL 4
Donaldson liegt auf mir und drückt mir die Arme seitlich an den Körper. Bist du wach? Ich will dich wach haben. Sonst macht es keinen Spaß.
Ich höre die Stimme in meinem Kopf. Ich halte sie für eine Täuschung und glaube, dass ich träume oder noch bewusstlos bin.
Aber da erklingt die Stimme wieder.
Komm schon, Anna. Ich weiß, dass du mich hören kannst. Wir hatten hier einen kleinen, unbeabsichtigten Austausch von Körperflüssigkeiten. Tut mir ja so leid. Aber du wirst das nicht lange ertragen müssen. Mach die Augen auf. Sieh mich an.
Ich will nicht. Ich versuche sie geschlossen zu halten, ja, ich kneife die Augen mit aller Kraft zu, doch sie öffnen sich trotzdem. Ich wende den Kopf ab, um Donaldson nicht ansehen zu müssen, aber stählerne Finger packen mein Kinn und zwingen mich, das Gesicht zu heben. So ist es brav. Also, du wehrst dich jetzt nicht. Du kannst dich nicht gegen mich wehren. Sieh mir nur in die Augen.
Gefällt dir das, was du siehst? Gelbe Augen, Schlitze, wie die einer Katze, starren auf mich herab. Und noch etwas. Ein Maul mit gefletschten, spitzen kleinen Zähnen. Ich fange an zu schreien und versuche, mich zu befreien. Donaldson lacht nur.
Seine Hände sind überall auf meinen Brüsten, zwischen meinen Beinen, dann zerreißen sie den Kragen meiner Bluse und legen meinen Hals bloß. Ich tue das Einzige, was mir übrigbleibt. Ich beiße ihn, immer wieder, spüre die Haut an seiner Wange und seinem Hals reißen und schmecke das metallene Aroma seines Blutes in meinem Mund.
Das scheint ihn nicht zu stören. Er schiebt mir den Rock hoch, öffnet seine Hose und drängt sich an mich. Sein Mund liegt heiß an meinem Hals, seine Zähne zwicken und reißen und brechen schließlich durch die Haut. Alles verändert sich.
Sein hartes Glied elektrisiert mich. Ich spüre zittrige Erregung. Nein. Ich will das nicht.
»Doch, du willst es«, erwidert er, als hätte ich laut gesprochen. Dann ist er in mir, füllt mich aus, treibt mich zum Wahnsinn.
Ein Stöhnen kommt über meine Lippen. Ich recke mich ihm entgegen, umklammere seine Hüften mit den Beinen und presse ihn an mich, während ich mit den Händen seinen Kopf an meinen Hals drücke. Gierig lecke und sauge ich an dem Blut, das von seiner Wange rinnt. Mein Körper vibriert wie flüssiges Feuer.
Ich will nicht, dass es aufhört. Nichts davon soll aufhören. Ich kann nicht genug bekommen.
KAPITEL 5
»Anna ?« Davids Stimme von weit, weit weg. »Anna? Was hast du? Du bist weiß wie die Wand.« Seine Worte klingen verzerrt, als spreche er unter Wasser. Seine Hand legt sich auf meine Schulter und führt mich zurück zum Bett.
»Ich wusste doch, dass du noch nicht aufstehen solltest. Dieser verdammte Avery. Was für ein sadistischer Quacksalber ist der
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