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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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Gespenst umhergezogen war.

    Ja, es gab eine Geschichte zu erzählen. Tatsächlich.
    Doch zu diesem Zeitpunkt konnte ich das noch nicht zugeben.
    Du fühltest dich elend wegen deiner Erinnerungen an Armand, weil du daran dachtest, wie er in die Morgensonne eingegangen war. Du hast um Armand getrauert.
    »Gab es eine Bindung zwischen euch?«, fragtest du.
    »Verzeih meine Unverfrorenheit, aber ich meine, ob es irgendeine Beziehung zwischen dir und Armand gab, als ihr euch kennen lerntet, weil Marius euch beiden die Dunkle Gabe geschenkt hatte. Dass keine Eifersucht zwischen euch war, weiß ich, ich kann es spüren. Ich würde den Namen Armand nicht erwähnen, wenn ich merkte, dass es dich schmerzt. Aber sonst ist da auch nichts, außer Schweigen. Gab es keine Verbindung zwischen euch?«
    »Leid ist die einzige Verbindung. Armand überließ sich der Sonne. Und Leid verbindet am leichtesten und am sichersten.«
    Du lachtest verhalten.
    »Was kann ich tun, damit du meine Bitte erhörst? Hab Mitleid mit mir, huldvolle Herrin, vertrau mir dein Lied an.«
    Ich lächelte geduldig, aber ich fand dennoch, dass es unmöglich war.
    »Es gäbe zu viele Dissonanzen, mein Lieber«, wandte ich ein. »Es gäbe zu viel –«
    Ich schloss die Augen.
    Ich hatte sagen wollen, dass mein Lied viel zu schmerzlich sei, um es zu singen.
    Plötzlich richteten sich deine Augen nach oben. Dein Gesichtsausdruck wandelte sich. Es sah fast so aus, als versuchtest du absichtlich den Anschein zu erwecken, als fielest du in Trance. Langsam drehtest du den Kopf und zeigtest auf etwas in der Nähe des Tisches. Dann erschlaffte deine Hand.
    »Was ist los, David?«, fragte ich. »Was siehst du da?«
    »Gespenster, Pandora, Geister.«
    Du hast dich geschüttelt, als wolltest du wieder einen klaren Kopf bekommen.
    »Aber davon kann keine Rede sein«, wandte ich ein.
    Doch ich wusste, dass du die Wahrheit sprachst. »Die Dunkle Gabe nimmt uns diese Fähigkeit. Selbst unsere uralten Hexen, Maharet und Mekare, haben uns das er-zählt. Sie sagten, nachdem erst einmal das Blut Akashas in sie eingedrungen war und sie sich in Vampire verwandelt hatten, konnten sie nie wieder Geister sehen oder hören. Du warst doch kürzlich bei ihnen. Hast du ihnen von deiner Fähigkeit erzählt?«
    Er nickte. Offensichtlich hinderte ihn ein Loyalitätsge-fühl daran, zuzugeben, dass sie das nicht konnten. Doch ich wusste es auch so. Ich konnte es in seinen Gedanken lesen, und ich hatte es bemerkt, als ich mit den uralten Zwillingen zusammentraf, denselben Zwillingen, die die Königin der Verdammten niedergestreckt hatten.
    »Ich kann die Geister sehen, Pandora«, sagtest du und sahst sehr bekümmert aus. »Wenn ich es darauf anlege, kann ich sie überall sehen und an ganz speziellen Orten, wenn sie selbst es wollen. Lestat sah den Geist von Roger, der sein Opfer in Memnoch der Teufel war.«
    »Aber das war eine Ausnahme, das lag an der leiden-schaftlichen Liebe, die die Seele dieses Mannes erfüllte und so dem Tod trotzte oder vielleicht das Erlöschen der Seele hinauszögerte – das ist etwas, das wir uns nicht erklären können.«
    »Ich sehe zwar Geister, aber ich bin nicht hierher gekommen, um dich damit zu belasten oder zu erschrek-ken.«

    »Du musst mir mehr darüber erzählen«, sagte ich.
    »Was hast du jetzt gerade gesehen?«
    »Einen schwachen Geist, der niemandem schaden könnte. Es war nur eines dieser beklagenswerten Menschenwesen, die nicht wissen, dass sie gestorben sind.
    Sie bilden wirklich so etwas wie eine Atmosphäre rund um den Erdball. Man nennt sie die ›Erdgebundenen‹.
    Aber, Pandora, es gibt in mir anderes als dies zu erforschen.«
    Du fuhrst fort: »Anscheinend entlässt jedes Jahrhundert eine neue Art von Vampiren, oder lass es mich so ausdrücken: Unser Entwicklungsweg war am Anfang genauso wenig festgelegt wie der von den Sterblichen.
    Vielleicht werde ich dir eines schönen Abends alles, was ich erlebe, erzählen – von diesen Geistern, die ich nie so klar sehen konnte, als ich sterblich war –, ich werde dir von etwas erzählen, das Armand mir anvertraut hat, von den Farben, die er sah, wenn er ein Leben auslöschte, wie die Seele den Körper in Wellen farbigen Lichtes verließ!«
    »Davon habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Ich sehe das auch!«, sagtest du.
    Ich merkte, dass es dich fast unerträglich schmerzte, von Armand zu sprechen.
    »Aber was war bloß in Armand gefahren, dass er an die Echtheit des Schweißtuchs glaubte?«, fragte

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