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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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fortsetzen! Ich will in das Café kommen, in dem du jeden Abend in Gedanken versunken sitzt. Ich werde dich finden. Lass uns miteinander reden.«
    »Du hast mich also dort gesehen.«
    »Oh, schon oft«, gabst du zu. »Ja.« Du sahst wieder einmal weg. Ich merkte, du wolltest so deine Gefühle verbergen. Dann richteten sich deine dunklen Augen erneut auf mich.
    »Pandora, die Welt ist unser, nicht wahr?«, flüstertest du. »Ich weiß nicht, David. Aber ich werde dich morgen Abend erwarten. Warum hast du mich nicht dort ange-sprochen? Wo es warm und hell ist?«
    »Ich hätte es bei weitem aufdringlicher gefunden, mich dir in dem geheiligten Refugium eines stark besuchten Cafés zu nähern. Man geht schließlich dorthin, um allein zu sein. Das hier erschien mir irgendwie angemessener.
    Und noch etwas: Ich wollte kein Voyeur sein. Wie viele Neulinge muss ich mich jede Nacht nähren. Es war ein unglücklicher Zufall, dass wir uns in diesem Moment sahen.«
    »Das ist bezaubernd, David«, antwortete ich. »Es ist lange her, seit mich jemand bezaubert hat. Ich werde dich dort treffen … morgen Abend.«
    Und dann packte mich eine gewisse Bosheit. Ich rückte näher an dich heran und umarmte dich, in dem Bewusstsein, dass die Härte und Kälte meines jahrhundertealten Körpers die verborgensten Saiten des Schreckens in dir erklingen lassen würden, du Neugeborener, der du noch als Sterblicher durchgehen kannst.
    Aber du bist nicht zurückgeschreckt. Und als ich dich auf die Wange küsste, hast du den Kuss erwidert.
    Jetzt, da ich in diesem Café sitze und schreibe … vielleicht in dem Versuch, dir mit diesen Worten mehr zu geben, als du verlangst … frage ich mich, was ich getan hätte, wenn du mich nicht geküsst hättest, wenn du zu-rückgefahren wärst mit der für die Jungen so typischen Furcht.
    David, du bist wahrhaftig ein Rätsel.
    Du siehst, dass ich begonnen habe, nicht etwa mein Leben zu schildern, sondern das, was in den letzten beiden Nächten zwischen dir und mir vor sich ging.
    Erlaube mir das, David. Erlaube, dass ich über dich und mich spreche, dann kann ich vielleicht mein verlorenes Leben wieder finden.
    Als du heute Abend dieses Café betratest, machte ich mir keine großen Gedanken wegen der Notizbücher.
    Zwei hattest du bei dir. Sie waren sehr dick. Ihr Leder roch gut und alt, und erst als du sie auf den Tisch legtest, offenbarte mir ein Funke deines disziplinierten, ver-schlossenen Geistes, dass sie etwas mit mir zu tun hatten.
    Ich hatte diesen Tisch in der voll besetzten Mitte des Raumes gewählt, als wollte ich im Zentrum dieses Stru-dels aus menschlichen Gerüchen und Aktivitäten sein.
    Du schienst zufrieden, furchtlos und dich ganz und gar in vertrauter Umgebung zu fühlen.
    Wieder trugst du einen umwerfenden, modern geschnittenen Anzug, dazu ein Cape aus feiner Wolle, sehr ge-schmackvoll, aber auch sehr europäisch – altes Europa –
    , und mit deiner goldbraunen Haut und den strahlenden Augen brachtest du jede Frau dazu, sich nach dir umzu-drehen – und einige Männer ebenfalls.
    Du hast gelächelt. Ich bin dir sicher wie eine Schnecke vorgekommen mit meinem Kapuzenumhang und den großen goldfarbenen Brillengläsern, die mein Gesicht fast zur Hälfte bedeckten. Dazu hatte ich eine Spur billi-gen Lippenstift aufgelegt, ein weiches, lila angehauchtes Rosarot, das ein bisschen an blaue Flecken erinnerte. In dem Spiegel des Ladens hatte es sehr verführerisch gewirkt, und mir gefiel, dass ich meinen Mund nicht zu verbergen brauchte. Meine Lippen sind mittlerweile fast farblos. Mit diesem Lippenstift konnte ich lächeln. Ich trug meine üblichen Handschuhe aus schwarzer Spitze, die die Finger oben frei lassen, damit ich mehr Gefühl darin habe, und die Nägel hatte ich geschwärzt, damit sie in dem Café nicht wie Kristall funkelten. Ich streckte dir die Hand entgegen, und du drücktest einen Kuss darauf.
    Wieder erlebte ich deine Unerschrockenheit und deine Umgangsformen. Und dann empfing ich ein herzliches Lächeln von dir, ein Lächeln, das sicherlich deine früheren Züge beherrscht hat, denn es war viel zu weise für jemanden, der so jung und von so kräftiger Statur ist. Ich staunte über das vollkommene Bild, das du von dir geschaffen hast.
    »Du weißt gar nicht, wie ich mich freue, dass du gekommen bist«, sagtest du, »dass ich mich hier zu dir an den Tisch setzen darf.«
    »Du selbst hast diesen Wunsch in mir geweckt«, antwortete ich und hob die Hände. Ich sah, dass du benommen

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