Beraten, Trainieren, Coachen
Vorwort des Herausgebers
In kaum einem anderen Berufsfeld liegen Scharlatanerie und Genialität so eng beieinander wie in der HR-Beratung. Mangels eines eindeutigen Berufsbildes bieten vielerorts selbst ernannte Glücksritter ihre Leistungen im Markt feil. Sei es unter der Überschrift „Führungstraining mit Pferden“ oder „Astro-Coaching mit Herz & Hirn“, das Ziel bleibt gleich. Die offerierten Leistungen sollen den Klienten helfen, mindestens ein besserer Mensch zu werden oder (unbescheiden) zu den Erfolgreichsten der Welt aufzuschließen.
In der Folge ist ein Streit entbrannt, ob die Entwicklung von Personen überhaupt etwas Sinnvolles hervorbringen kann. Das Pendel schwankt zwischen einer methodengetriebenen Euphorie und einem ausgeprägten Kulturpessimismus. Die Optimisten frohlocken, dass bei richtiger Gestaltung des Lernarrangements selbst die menschenscheusten Wesen zu Spitzen-Führungskräften werden können. Die Skeptiker hingegen rufen laut, alles sei „(Weiterbildungs)Lüge“ und verdächtigen alle Maßnahmen der Personalentwicklung als unnütz.
Auch die Fachwelt ist in dieser Frage gespalten. Angesichts einer unübersichtlichen und unbefriedigenden (Markt-)Situation wird schon seit geraumer Zeit diskutiert, wie die Qualifikation des Personals in der HR-Beratung professionalisiert werden kann, um zumindest die größte „Quacksalberei“ zu verhindern. Es wird unter anderem die Forderung nach einer stärkeren „Kriterienorientiertheit“ gestellt. Gemeint ist eine Spezialisierung und Akademisierung des Berufswissens hin zu einem Expertenstatus (vgl. z. B. Faulstich, Döring et al.).
Die HR-Berater sollen in die Lage versetzt werden, in konkreten Situationen ihre Qualifikation angemessen anzuwenden. Dazu bedarf es Voraussetzungen.
Gefordert werden:
festgelegte Ausbildungs- und Fortbildungswege für den Zugang zum Expertenstatus,
klar definierte Zugangsvoraussetzungen, welche den Bewerberkreis einschränken und ein Mindestmaß an Homogenität sichern,
spezifische Einkommens- und Aufstiegschancen, welche ein Sozialprestige verleihen und ein auf die Arbeitstätigkeit bezogenes professionalisierungstypisches Ethos ermöglichen,
Interessenvertretungen in Form von Berufsverbänden zur Durchsetzung von Interessenlagen.
In den letzten Jahren hat sich einiges getan. So schießen die Aus- und Fortbildungen für Trainer, Coachs und Berater wie die Pilze aus dem Boden und auch die Hochschulen haben sich dieses Marktes angenommen. Seit Längerem existieren so auch einige Angebote von zielgruppenspezifischen, postgradualen Studiengängen im deutschsprachigen Raum. So bietet z. B. die Universität Bern das Nachdiplomstudium „Weiterbildungsmanagement“, die Universität Bielefeld das weiterbildende Studium „Betriebliche Bildung/Personalentwicklung“, die Universität Dresden das Ergänzungsstudium „Berufliche Erwachsenenbildung“, die Universität Landau den Studiengang „Bildungsmanagement“ mit Masterabschluss oder die Deutsche Weiterbildungsuniversität die Qualifizierung „Bildungs- und Kompetenzmanagement“ an. Dennoch besteht hier mit Sicherheit für die Zukunft ein noch größeres Potenzial.
Das vorliegende Buch liefert einen wertvollen Beitrag zu einer Professionalisierung von HR-Beratern. Es führt leicht verständlich und fachkundig in das Berufsfeld ein. Es erläutert die Basiskompetenzen der Berater und kann sich die augenzwinkernden Praxiskommentare nicht verkneifen, die den Alltag ausmachen.
Ich wünsche Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, eine gewinnbringende Lektüre. Vielleicht werden auch Sie angesteckt von der Begeisterung unserer Autoren, die seit vielen Jahren in diesem Berufsfeld tätig sind. Für diejenigen unter Ihnen, die bereits Kolleginnen und Kollegen sind, bin ich mir sicher, dass auch Sie noch einigeneue Hinweise erhalten oder einfach die eine oder andere überspitzt formulierte Situation wiederfinden, die Sie in Ihrem Alltag bereits erlebt haben. Auch wenn ich persönlich auf nahezu zwanzig Jahre Erfahrung im HR-Consulting zurückschaue: Das Buch hat es in sich!
Matthias T. Meifert
Mitglied der Geschäftsleitung und
Herausgeber der Edition Kienbaum bei Haufe
Vorwort der Autoren
Sie werden feststellen, dass wir uns beim Verfassen dieses Buches an die männliche Schreibweise gehalten haben. Dies soll ausdrücklich keine Geringschätzung weiblicher Berater, Trainer oder Coachs bedeuten. Entschieden haben wir uns für diese Schreibweise lediglich aufgrund
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