Anschlag Auf Die Goetter
ständiger Mißachter von Autorität und Respekt. Außerdem hatte er sich, wie Ihr sicher wißt, heute abend betrunken. In Eurer Allwissenheit blieb Euch sicher nicht verborgen, daß ich versuchte, ihn von seinen bösen und unehrerbietigen Taten abzuhalten. Leider ist es mir nicht gelungen, was mich mit Scham erfüllt. Gemäß Euren Gesetzen und Gepflogenheiten habt Ihr mit Zhurat abgerechnet, das ist Euer gutes Recht. Wir alle wissen, daß die Götter die tatsächlichen Herren von Dascham sind und jeden bestrafen, der ihre Gesetze verletzt. Doch andererseits sind sie in der ganzen Galaxis bekannt für ihre Gerechtigkeit! Ich appelliere deswegen an sie, nicht alle Menschen wegen des Verbrechens eines Sonderlings wie Zhurat zu verdammen.«
Der letzte Teil ihrer Rede war eine glatte Lüge. 99 % der menschlichen Rasse hatten noch nie von Dascham gehört, und die wenigen, die Dascham kannten, glaubten nicht an die Existenz von Göttern auf diesem Planeten. Doch Dev hatte sich in früheren Zeiten viel mit den Religionen anderer Welten beschäftigt und festgestellt, daß alle Götter eines gemeinsam hatten: Sie waren sehr empfänglich für Schmeicheleien. In dieser kritischen Situation konnte es daher nicht schaden, die Egos der daschamesischen Götter ein wenig zu streicheln.
Nach diesen Worten trat sie zurück und beugte demütig ihr Haupt, erwartete die Antwort des Engels. Das schimmernde Wesen schien einen Moment über ihre Worte nachzudenken und begann dann zu sprechen.
»Die Götter sind gerecht«, und wieder murmelte die Menge ein Amen. »Sie haben erkannt, daß Zhurat als einziger versuchte, die Götter zu lästern und die Gläubigen abtrünnig zu machen. Er hat seine verdiente Strafe erhalten, um allen Abtrünnigen die Macht der Götter zu zeigen. Genauso werden alle sterben, die sich den Göttern widersetzen. Die anderen Menschen sind frei von der Anklage der Gotteslästerung. Deshalb haben die Götter beschlossen, sie am Leben zu lassen, um ihre Mission zu vollenden, doch der Tod ihres Kameraden sollte ihnen ein warnendes Beispiel sein. Alle sollen sterben, die die Macht der Götter bezweifeln.« Wieder ertönte aus den Kehlen der Umstehenden ein gemeinsames Amen.
»Groß sind die Götter, denn ihnen gebühren Macht und Ruhm in alle Ewigkeit.«
»Amen!«
Mit gelegentlichem Flügelschlag schwebte der Racheengel nach diesen Worten majestätisch zum Himmel empor und verschwand schließlich in der Dunkelheit. Nachdenklich starrte Dev auf das armselige Häufchen Asche, das noch bis vor kurzem ein Mitglied ihrer Crew gewesen war. Schließlich schüttelte sie langsam den Kopf und wandte sich ab. »Keine schlechte Show«, dachte sie, hütete sich jedoch, diesen Gedanken laut auszusprechen.
Mit dem Holzkarren, den die Einheimischen ihnen gegeben hatten, fuhren Dev und Dunnis zur »Foxfire« zurück. Die Hälfte des Weges sprach keiner von beiden ein Wort, sondern sie überdachten angestrengt das Geschehene. Schließlich holte Dunnis tief Luft.
»Das war gespenstisch«, murmelte er nur. Seine Stimme war klar, von Trunkenheit keine Spur. Zhurats Tod schien ihn total ernüchtert zu haben.
Dev lächelte leicht. »Dem kann ich nur beipflichten.«
»Was halten Sie davon?«
»Die Götter haben Zhurat für seine Lästerungen bestraft und einen Engel geschickt, um uns zu ermahnen, nicht mehr zu sündigen.«
Dunnis warf ihr einen irritierten Blick zu. »Glauben Sie wirklichen diesen Humbug?«
»Sie haben mich gefragt, was ich davon halte, wenn Sie eine bessere Erklärung haben, bin ich gerne bereit, sie mir anzuhören.«
»Ich dachte, ihr Eoaner glaubt an nichts, außer an euch selbst.«
»Wollen Sie mir etwa einreden, woran ich zu glauben habe?«
Der Rotschopf warf seine Hände in die Luft. »Ehrlich gesagt, Kapitän, ich weiß nicht, was ich noch glauben soll. Sie haben laufend Amen gesagt und sich verbeugt vor diesem, diesem…«
»Engel wäre, glaube ich, eine gute Bezeichnung dafür. Und ich habe mich auch nicht verbeugt. Doch wenn die Umstehenden es getan hätten, hätte ich mich angeschlossen, denn Höflichkeit und Allgemeinbildung sind Dinge, mit denen man nur gewinnen kann, wenn man sich an sie hält.«
»Aber Sie waren so devot diesem Ding gegenüber…«
»Meine, Eltern haben mich nicht dafür aufgezogen, daß ich in einem flammenden Blitz ende«, murmelte Dev.
»Ja, das ist mir klar… Aber, wenn es wirklich diese Götter gibt, warum sind sie dann nur hier auf diesem entlegenen Planeten?
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