Anschlag Auf Die Goetter
existiert nicht mehr. Wenn ich ihn jetzt leben lasse, bin ich indirekt für die Qualen und Leiden verantwortlich, die er Millionen intelligenter Lebewesen zufügen wird. Und diese Verantwortung ist zu groß für mich, ich kann damit nicht leben.«
Dunnis sagte nichts mehr. Im stillen wußte er, daß Dev recht hatte. Larramac würde seinen Zorn und seine Frustration an den Einheimischen auslassen, die sich nicht wehren konnten. Außerdem hatte er versucht, sie zu töten, um sie am Start zu hindern – und er würde es wieder versuchen, bekäme er je die Möglichkeit dazu.
Mit Tränen in den Augen vollführte Dunnis die nötigen Schaltungen, transferierte Energie auf den Schießstand.
»Die Energiekanonen sind feuerbereit«, krächzte er. Langsam wandte Dev sich um.
»Vielen Dank, Gros«, sagte sie ruhig. Sie stellte das Zielsuchgerät auf den Berg Orrork ein, konzentrierte sich ganz auf ihre Aufgabe, bannte den Gedanken aus ihrem Bewußtsein, daß sie mit der Vernichtung des Berges auch ein Menschenleben zerstörte. Ohne Zögern feuerte sie.
Ungeheure Energieblitze zuckten durch die Atmosphäre nach unten, gewaltige Explosionen ließen im Umkreis von Hunderten von Kilometern die Oberfläche erbeben. Der Berg brach auseinander, gab den Blick frei auf das innere Heiligtum. Wieder feuerte Dev, und mit einer gewaltigen Explosion sank die Hochburg der Götter in sich zusammen.
»Ich glaube, das genügt«, sagte sie leise. »Es ist möglich, daß die Hallen am Fuße des Berges verschont geblieben sind, und mit ihnen hoffentlich auch Roscil. Allein wird er es nie schaffen, den Berg Orrork wiederaufzubauen. Er wird gezwungen sein, zu leben wie ein Sterblicher, nicht wie ein Gott!« Langsam begab sie sich wieder zu ihrer Beschleunigungsliege zurück. »Sobald wir in unsere eigene Zivilisation zurückkehren, werden wir wohl die Ereignisse auf Dascham etwas entschärft wiedergeben müssen. Was ich über die besonderen Vollmachten eines Raumkapitäns in einer Notsituation gesagt habe, entspricht der Wahrheit. Doch es findet sich sicher immer ein Ankläger, der versuchen wird, uns die Schuld am Tod von Larramac zu geben, was, wie ihr euch sicher denken könnt, endlose Gerichtsverhandlungen nach sich ziehen würde. Selbst wenn wir freigesprochen würden, hätten wir es unendlich schwer, wieder eine Arbeit zu finden. Ich glaube nicht, daß einer von euch das will. Sagen wir also einfach, Roscil sei im Kampf mit den Göttern umgekommen, was teilweise ja auch stimmt.«
»Und was ist mit den Einheimischen?« fragte Dunnis. »Was geschieht mit ihnen nun, da ihre Götter tot sind?«
»Sie werden es nicht gleich bemerken, also eine Weile weiterleben wie bisher. Vielleicht brauchen sie Monate oder Jahre, bis sie entdecken, daß sie frei sind, vielleicht sogar Jahrhunderte. Den Einfluß, den die Götter auf ihre Mentalität und ihre Kultur genommen haben, werden sie ohnehin nie ganz abschütteln können, sowenig wie die Menschheit in der Lage ist, die Anfänge ihres Seins aus der Erinnerung auszulöschen. Wir haben diese Anfänge benutzt, um uns weiterzuentwickeln – und ich bin sicher, sie werden es ebenso machen.«
Sie wandte sich an Bakori: »Navigator, errechnen Sie den Kurs nach Windsong, ich möchte so schnell wie möglich von hier weg.« Langsam stieß die »Foxfire II« durch die Atmosphäre von Dascham in den Weltraum hinaus, ließ hinter sich eine Welt zurück, die erst noch entdecken mußte, daß sie erwacht war.
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