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Ansichten eines Klaus - Roman

Ansichten eines Klaus - Roman

Titel: Ansichten eines Klaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael-André Werner
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umständlich umbringen wollte. Warum nicht Gift oder ab in den Sack und dann in den Fluss, wie man’s früher gemacht hat. Wieso einen Kasten bauen, eine Giftkapsel, eine Mechanik mit Hammer, einen Ionendetektor, eine radioaktive Quelle. Mein Opa hat mir mal erzählt, dass sie im Krieg Katzen mit Knüppeln totgeschlagen und sie dann gegessen haben. Aber auf so umständliche Weise. Eine vergiftete, radioaktiv verstrahlte Katze, die will ja auch keiner mehr essen.
    Petra löst ihr Haargummi, fährt sich ein paarmal mit der rechten Hand durchs Haar und bindet dann alles wieder zu einem Pferdeschwanz zusammen – alles ganz langsam. Dann nippt sie an ihrer Tasse. Die muss doch schon längst leer sein. Aber wahrscheinlich trinkt sie gar nicht richtig. Trinkstreik. Ich trinke erst wieder, wenn ich weitererzählen darf!
    Na gut.
    »Na gut«, sage ich, »wenn weiter nichts ist. Ich geh dann wieder runter.«
    »Warte doch mal!«, ruft sie, dann schweigt sie wieder und nippt an der Milch.
    »Ja, was denn?« Ich stütze mich mit beiden Händen am Tisch auf. Nur, damit sie sieht, dass ich es ernst meine.
    »Ich erzähl ja gleich weiter. – Interessiert dich das gar nicht?«
    »Nö.«
    »Aber das sind doch deine Freunde!«
    Das wäre mir neu. »Alexander war in der Parallelklasse«, sage ich. »Wir hatten nur Sport zusammen, zweimal die Woche. Und Ilka ...«
    »Egal. Also ...«, sagt sie und nippt an der Milch.
    Ich sehe wieder raus. Was hatte dieser Schrödinger eigentlich gegen Katzen? Hätte er nicht einen Hund nehmen können oder einen Hamster oder was man sonst so nimmt als seriöser Wissenschaftler. Gab’s damals schon Versuche mit Affen?
    »Hörst du zu?«, fragt Petra.
    Nee, eigentlich nicht.
    »Du hast ja gar nichts gesagt.«
    »Mann!« Sie nippt wieder. Das wird ein langer, langer Abend – oder ich geh wirklich bald runter. Gut, je früher sie weitererzählt, desto früher sind wir fertig.
    »Also?«, sage ich, damit ist sie zufrieden, sie nimmt meine Entschuldigung an und erkennt daran mein Interesse an der Geschichte, das gar nicht da ist.
    »Also«, sagt sie. »Wo war ich?«
    »Alexander und Ilka haben sich getrennt«, sage ich.
    »... ja, jedenfalls hatten sie sich dann geeinigt, von wegen Dreier im Bett zu Therapiezwecken und ihre Wahl, also ihre Wahl, Ilkas Wahl, fiel auf Clara.«
    Ich überlege, wer Clara ist und ob ich sie überhaupt kenne und wenn, dann in welchem Zusammenhang. Halbspanierin ist sie, so viel hatte ich mitbekommen, aber sonst?
    »... jedenfalls fand Ilka, dass Clara irgendwie keine Gefahr wäre.«
    »Gefahr?«
    »Für die Beziehung.«
    »Weil Alexander sowieso schon mal was mit ihr hatte?«, überlege ich laut.
    »Nein, eben nicht.« Petra verdreht die Augen. »Das ist es ja eben.« Sie hebt die Tasse, stellt sie wieder zurück. »Oder hast du was anderes gehört?«
    »Ich? Nein.« Wie soll ich auch was anderes gehört haben? Das meiste weiß ich von Petra, und wenn ich nicht einmal weiß, wer Clara ist ...
    »Jedenfalls, waren sie zweimal zusammen im Bett – zu dritt.«
    »Schön.«
    »Einzelheiten erspar ich dir.«
    »Ich danke.« Einzelheiten will ich auch gar nicht wissen. Wahrscheinlich kennt sie auch keine Einzelheiten und will nur angeben. Ich kann mir nichtvorstellen, dass Ilka das in aller Ausführlichkeit berichtet hat.
    »Dann hat sich Clara in Alexander verknallt.«
    »Na, wie das eben so mit Frauen passiert, wenn sie Alexander kennenlernen.« Obwohl mir das immer irgendwie ein Rätsel war.
    »Blödmann!«
    »Anwesende ausgenommen.« Ich grinse.
    »Ich war nicht verknallt, es war nur ...«
    »Egal jetzt. Erzähl weiter.«
    »Also, Clara verknallt sich in Alexander. Alexander trifft sich ein paarmal mit ihr, nur so. Kaffeetrinken. Das kriegt Ilka mit, weil die beiden natürlich zusammen gesehen werden.«
    »Selbst schuld.«
    »Na, Alexander will ja offenbar nichts von Clara und denkt deshalb auch nicht daran, sich zu verstecken, aber für Ilka ist das gegen die Spielregeln. Zu dritt im Bett, ja. Aber alleine treffen is nicht. Ilka bricht das Experiment sofort ab. Stellt Clara zur Rede. Die fühlt sich ausgenutzt. Von Alexander, weil er sich mit ihr trifft, und sie ein bisschen knutschen, wie Clara zugibt ...«
    »... oder behauptet. Erwähnte ich, dass Frauen manipulativ sind?« Petra kuckt streng. »Sein könnten?«
    »... wie Clara erzählt, er aber sonst nichts von ihr will, schon gar nicht Ilka ihretwegen verlassen.«
    »Hat sie das so gesagt?«
    »Ilka? Nee, Clara, die hat

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