Die Leiche am Fluß
Zu diesem Buch
«Ich habe eine neue Diät begonnen, Lewis. Kein Nikotin, wenig sehr wenig — Alkohol, viel frisches Obst und Salat, regelmäßig Gymnastik. Was sagen Sie dazu: Ich habe gerade...» Morse machte eine kleine Pause und holte tief Luft. «...Ich habe gerade ein Dutzend Liegestütze hinter mir. Vor einer Woche hätten Sie das doch nie für möglich gehalten, oder?»
Sergeant Lewis kann dem nur — irritiert und, zugegeben, etwas skeptisch — zustimmen. Aber es ist nicht nur seine seit je wenig gesunde Lebensweise, die Chief Inspector Morse zu schaffen macht. Hatte er doch gerade erst mit freundlicher Hilfe diverser Pints Best Bitter und einiger Gläser Single Malt Licht ins Dunkel um den Mord an dem Oxforder Historiker Dr. Felix McClure gebracht und den Hauptverdächtigen schon fast im Netz, da verschwindet jener spurlos. Auch das Messer, mit dem der Gelehrte durch einen einzigen Stich zum Tode befördert wurde, ist wie vom Erdboden verschluckt. Dafür erscheinen neue Verdächtige auf der Bildfläche, freilich mit hieb- und stichfesten Alibis, was den Fall ebensowenig einer Lösung näherzubringen vermag wie das unerwartete Wiederauftauchen des Hauptverdächtigen. Es ist ein kleines Präsent für den Chief Inspector, das ein fehlendes Wort in ein vertracktes Kreuzworträtsel fügt; und ein Liebesbrief lenkt Morses Ermittlungen in eine ganz unerwartete Richtung...
Colin Dexter, 1930 in Stamford, Lincolnshire, geboren, studierte in Cambridge und arbeitete an der Universität Oxford. Seinen ersten Kriminalroman schrieb er, als er bereits vierzig war. Innerhalb kürzester Zeit gelang es ihm, den begehrten Silver Dagger der britischen Crime Writers’ Association zu gewinnen; Mord am Oxford-Kanal und Finstere Gründe erhielten den Gold Dagger, die Auszeichnung für den besten Kriminalroman des Jahres.
In Großbritannien und den Vereinigten Staaten erlangte Chief Inspector Morse breite Popularität als Hauptfigur einer erfolgreichen Fernsehserie. Die Leiche am Fluß ist Cohn Dexters elfter Inspector Morse-Roman.
In der Reihe rororo thriller hegen von Cohn Dexter vor: Der letzte Bus nach Woodstock (Nr. 3142),... wurde sie zuletzt gesehen (Nr. 3156), Die schweigende Welt des Nicholas Quinn (Nr. 3102 und Neuausgabe Februar 97, Nr. 3263), Eine Messe für all die Toten (Nr. 3173), Die Toten von Jericho (Neuausgabe Oktober 96, Nr. 3242), Das Rätsel der dritten Meile (Nr. 2806), Hüte dich vor Maskeraden (Neuausgabe August 96, Nr. 3239), Mord am Oxford-Kanal (Nr. 2960), Tod für Don Juan (Nr. 3041), Finstere Gründe (Nr. 3100) sowie Ihr Fall, Inspector Morse. Stories (Nr. 3148).
rororo thriller
Herausgegeben von Bernd Jost
Deutsche Erstausgabe
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg, Juni 1996
Copyright © 1996 by Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg
Die Originalausgabe erschien 1994 bei Macmillan London Ltd.
unter dem Titel «The Daughters of Cain»
Copyright © 1994 by Colin Dexter
Umschlaggestaltung Walter Hellmann (Illustration Jürgen Mick)
Satz Bembo (Linotronic 500)
Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
1090-ISBN 3 499431890
Für die Mitarbeiter des Pitt Rivers Museum, Oxford, mit meinem Dank für ihre geduldige Hilfe.
Oxford ist das Quartier Latin von Cowley
(Anonym)
PROLEGOMENA
Mittwoch, 25. Mai 1994
(I)
Natales grate numeras?
(Zählst du deine Geburtstage voll Dankbarkeit?)
(Horaz, Briefe II)
Von montags bis freitags standen Julia Stevens’ Chancen, ihre Post zu bekommen, ehe sie zur Schule mußte, fifty-fifty.
Deshalb zögerte sie am 25. Mai um 8.15 Uhr noch einen Augenblick vor der dunkelblauen Haustür ihres Reihenhäuschens in East Oxford. Noch keine Spur von ihrem Briefträger. Aber heute würde er bestimmt etwas für sie dabeihaben.
Manchmal überlegte sie, ob sie ihren Ex-Ehemann, von dem sie sich vor acht Jahren wegen mehrfachen Ehebruchs hatte scheiden lassen, nicht doch noch ein kleines bißchen liebte. Besonders wenn sie an den Gruß dachte, den er ihr vor genau einem Jahr geschickt hatte — eine riesengroße geschmacklose Karte mit roten Rosen, über die sie sich doch mehr gefreut hatte, als sie zugeben mochte. Vor allem wegen der wenigen Worte, die er draufgeschrieben hatte: «Vergiß nicht, daß wir auch gute Zeiten miteinander hatten.»
Müßte sie es nicht — wenn überhaupt jemandem — wenigstens ihm sagen?
Aber da war ja noch Brenda. Ihre liebe, treue, unentbehrliche Brenda.
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