antares
Das half, den Blutfluß zurück ins Gehirn zu fördern. ANTARES berechnete und vollführte währenddessen selbständig weitere Ausweichmanöver. Die Farbstreifen der Suchradare rundherum wurden wieder grün. Die älteren Rapier-Raketensysteme in der Nähe von Traumland hatten auf jeder Startrampe lediglich zwei Raketen und waren also zurück auf Suchmodus gegangen, während die Mannschaften neue Abschüsse vorbereiteten.
Maraklow sah fasziniert zu, wie ANTARES automatisch die Maschine auf vollen Schub steigerte und mit kurzen Stößen seines multigerichteten Radars das ganze Gelände um Traumland abzusuchen begann und so tief flog, wie es nur ging. Sein Schleudersitz richtete sich wieder auf, je mehr die G-Kräfte nachließen, und er konnte sich ein wenig entspannen. Bis die dort unten eine neue Rakete abschußfertig hatten, war er längst über alle Berge.
Ein Warnton oben Mitte ertönte. Zugleich erschien auf dem Radarmonitor ein blaues dreieckiges Symbol, auf dessen Spitze ein langes grünes Dreieck stand. Maraklow stellte eine Gedankenanfrage an ANTARES. Sie wurde ihm sofort beantwortet.
Ein Jäger F-16 Falcon, der mit seinem nagelneuen APG-91-Radar den Himmel absuchte. Die F-16, die nun bald fünfundzwanzig Jahre auf dem Buckel hatte, war so vielen Änderungen unterzogen worden, daß von dem ursprünglichen Flugzeug kaum noch etwas übrig war. Ursprünglich gar nicht dafür konstruiert, verfügte sie jetzt über den Bogen-Effekt, über riesige Deltaflügel, und die Fähigkeit, aus jeder Höhe jedes beliebige Boden- oder Luftziel anzugreifen. Und wie das funktionierte, sah Maraklow jetzt, als ihn das grüne Dreieck fixierte, auf ihn herunterschoß und seinen Dream Star binnen Sekunden wieder gefunden hatte.
Er kommandierte augenblicklich hartes Abdrehen und suchte nach einem Geländeversteck. Er wußte, daß die F-16 selten allein flogen, daß aber immer nur einer sein Radar aktivierte, während sich die anderen mit Leitstrahl an ihren Staffelführer hängten und sich so an ihr Ziel heranpirschten. Das Angriffsradar öffneten sie erst im allerletzten Moment.
Ein weiteres Gedankenkommando... und Maraklow verließ der Mut. Bei der gegenwärtigen niedrigen Flughöhe verbrauchte er viel zuviel Treibstoff. Er konnte es sich nicht leisten, in eine Situation zu geraten, in der er mit dem Ausweichen vor Raketen der F-16 Zeit und Treibstoff verschwendete.
Erst recht nicht konnte er sich auf direkte Luftkämpfe mit ihnen einlassen - zumal Verstärkung für sie zweifellos schon unterwegs war, höchstwahrscheinlich die F-15 vom Stützpunkt Davis-Monthan in Tucson. Viele Möglichkeiten blieben ihm nicht mehr. Genau gesagt, sogar nur eine einzige: so schnell wie möglich durch die Luft sausen.
Er stellte fest, wie die beste Flughöhe war, um einen Überblick über fünfhundert Meilen Umkreis zu haben: 6500 Fuß. Er wies den Computer an, diese Höhe und die optimale Geschwindigkeit einzuhalten sowie seine Daten ständig der sich laufend verringernden Treibstoffmenge und damit dem Gesamtgewicht anzupassen, desgleichen die Flügelstellung. Er konnte sich keinerlei Flugveränderungen mehr erlauben, weder Triebwerksschub noch Lage, noch Höhenveränderungen oder irgendwelche Verteidigungsmanöver. Die einzige Wahl, die ihm blieb, war Zero Q, nämlich alle aerodynamischen Daten auf Null - was unveränderlich bedeutete - und bei größtmöglicher Fluggeschwindigkeit auf direktem Weg zur Grenze.
Er ließ sich den günstigsten Flugweg unter Vermeidung von Siedlungszentren und Verteidigungsbereichen bis zu dem kleinen ausgetrockneten See Laguna de Santiaguillo berechnen, wo Kramer und Moffitt im nördlichen Zentralmexiko mit einem Tankwagen auf ihn warten sollten. Laguna di Santiaguillo war ein aufgelassenes Trainingszentrum am Fuß der Berge der westlichen Sierra Madre, das in bequemer Reichweite zweier mexikanischer Luftwaffenstützpunkte - Mazatlan und Monterrey - lag. Nicht gerade die ideale Position, dachte Maraklow, aber so kurzfristig war nichts anderes machbar gewesen.
Der Computer hatte die Antwort nach relativ langen zweieinhalb Sekunden: dreihundert Meilen zum Golf von Kalifornien, dann siebenhundertfünfzig den Westrand der westlichen Sierra Madre entlang, anschließend über das Tal des Flusses Remedias hinweg nach Laguna de Santiaguillo. Er flog mit Mach 1,1, rund 900 mph, und verbrauchte stündlich zwanzigtausend Pfund in den Tanks. Mit anderen Worten, er erreichte Laguna de Santiaguillo mit dem letzten Tropfen
Weitere Kostenlose Bücher