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Anthologie - Das Lustbett

Anthologie - Das Lustbett

Titel: Anthologie - Das Lustbett Kostenlos Bücher Online Lesen
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l’Opera.
    »Dort ist eine Quelle, die unseren Bedürfnissen vielleicht entgegenkommt«, sagte Harriet und zeigte auf das Cafe de la Paix. »Weißt du eigentlich, was man sich von diesem Cafe erzählt? Wenn man lange genug dort sitzt, soll man über kurz oder lang irgendeinen Menschen treffen, den man kennt, woher er auch kommen mag.«
    »Dann wollen wir nicht dorthin gehen«, sagte ich. »Mein Professor könnte ja plötzlich auftauchen, und das fände ich gar nicht sehr lustig im Hinblick darauf, daß ich seit vier Tagen jede Vorlesung und jede Unterrichtsstunde schwänze. Wenn du dein süßes Köpfchen ein bißchen anstrengst, wirst du dich vielleicht auch daran erinnern, warum ich das getan habe.«
    »Ach was, um diese Tageszeit kommt er ganz bestimmt nicht, und außerdem ist das Konservatorium ein ganzes Stück von dieser Gegend entfernt.«
    »Dafür ist die Oper um so näher«, sagte ich. Mir fiel wieder ein, warum ich mich eigentlich ein bißchen unbehaglich fühlen sollte, aber Harriet zog mit mir los und annektierte einen Tisch an der Ecke.
    Wir hätten uns dort nicht hinsetzen sollen.
IV
    Ich hatte böse Vorahnungen. Das Cafe de la Paix war zu dieser Tageszeit nicht der richtige Ort. Folglich bestellte ich einen dreifachen Pernod, und wir saßen annähernd eine halbe Stunde da, ohne viel zu sprechen, sondern betrachteten nur das brausende Leben um uns herum und sogen den Duft in uns ein, der im Frühling für Paris so charakteristisch und unverwechselbar ist.
    Das, was ich mehr oder weniger erwartet hatte, traf auch prompt ein. Ein kühler Kuß auf die linke Wange. An und für sich ist das nichts Ungewöhnliches, aber Harriet saß zu meiner Rechten und hatte sich keinen Zentimeter bewegt.
    »Tag, Liebling, was für eine Überraschung!«
    »Monique.«
    »Sooo… du bist am Ende also doch aufgetaucht«, sagte sie und setzte sich hin, ohne Harriet eines Blicks zu würdigen.
    »Vielleicht sollte ich dich vorstellen, wenn du ohnehin die Absicht hast, ein bißchen bei uns zu bleiben«, sagte ich. »Harriet Dunbar, Monique d’Heilencourt.«
    Monique schickte einen Blick wie ein Laserstrahl über die Marmorplatte des Tisches, hellblau, eiskalt taxierend und abschätzig. Ihre blonde Kühle wurde durch eine geradezu beleidigende aristokratische Herablassung gekrönt. Harriets Lippen kräuselten sich zu einem ironischen Lächeln. In ihren Augen lag nichts als Belustigung.
    »Aha, das ist sie also. Na ja, du hast ja einen ganz guten Geschmack, obwohl ich nicht angenommen habe, daß er in dieseRichtung gehen würde. Über den neuen Stern am Nordbergschen Himmel haben wir schon eine ganze Menge gehört.«
    »Wer ist ›wir‹? Seit wann sprichst du von dir im Pluralis majestatis?«
    »Papa und ich, mein Lieber. Wir haben auch gehört, daß das kleine Fräulein Dunbar sogar recht anständig Cello spielt, jedenfalls wenn man bedenkt, daß sie nur eine Amateurin ist.«
    Ich begriff, daß Lautore im Magazin die Quelle gewesen sein mußte, und daran war ja an sich nichts Böses, aber ich wurde allmählich wütend über die ekelhafte Wichtigtuerei dieser Person.
    »Harriet spielt alles andere als amateurhaft. Sie ist die beste Cellistin, die ich je gehört habe. Eine Ausnahme mache ich vielleicht bei Rostropovitch und Casals und noch ein paar anderen.«
    »Na, na, na! Und jetzt macht ihr also schöne Musik zusammen, wie rührend! Ich hab’ mich aber nicht hierher gesetzt, um über Musik zu plaudern. Du hattest versprochen, mich anzurufen.«
    »Ja, das habe ich getan, aber ich habe nicht gesagt, wann ich anrufen würde. Du hättest eigentlich auch zwischen den Zeilen lesen müssen: Ich habe seit Wochen versucht, mich ganz langsam zurückzuziehen; du kannst mir also nicht vorwerfen, ich hätte dir noch Mut gemacht.«
    »Du mir Mut gemacht? Und was das hübsch langsame Zurückziehen betrifft: Ich muß mit dir über etwas sprechen.«
    »Schieß nur los. Harriet ist ein erfahrenes Mädchen, und wir haben keine Geheimnisse voreinander.«
    »Wie du willst, aber mach mir hinterher keine Vorwürfe. Ich war vor ein paar Tagen beim Arzt.«
    Mir wurde klar, wie der Hase lief. Ich sagte mir, daß Angriff die beste Verteidigung sei.
    »Soso – und jetzt willst du mir vermutlich sagen, ich hätte dich angebumst.«
    »Solche Ausdrücke zu hören bin ich wirklich nicht gewohnt!«
    »Du wirst sehen, der Mensch gewöhnt sich an alles. Da du meine Behauptung im übrigen nicht weiter kommentiert, nehme ich an, daß ich mit meiner Vermutung

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