Die Frau des Polizisten
Kapitel 1
Erika beobachtete ihren Mann, der vor der Arbeitsplatte stand; den breiten Rücken, das Spiel der Rückenmuskeln unter seinem Hemd. Sie machte ein paar Schritte über die Schwelle und verharrte regungslos. Der glatte kalte Parkettboden unter ihren bloßen Füßen ließ sie frösteln; an ihren Beinen bildete sich eine Gänsehaut. Ihr Hund kam schwanzwedelnd auf sie zugestürmt und schmiegte sein seidenweiches Fell an ihre Waden.
Sie strich ihr Kleid an den Seiten glatt, zog etwas am Stoff, damit er besser fiel, und straffte die Schultern. Er stand an der Eiswürfelmaschine, ein blauer Schein zeichnete sich hinter seiner Silhouette auf dem Küchenfußboden ab. Es klirrte, als die Eiswürfel ins Glas fielen.
Göran spürte ihre Gegenwart, und sie sah gerade noch rechtzeitig zur Seite, bevor sein Blick sie traf. Sie fühlte sich wie eine Seiltänzerin, so als könne sie jeder falsche Schritt geradewegs in den Abgrund befördern. Nur nicht zu laut atmen, mit dem Kleid rascheln, keine Bemerkung darüber machen, dass er sich einen weiteren Drink einschenkte, gar nichts sagen.
»Bist du so weit?«
Göran warf ihr über den Rand des Glases einen scharfen Blick zu, dann breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
»Verflucht, bist du hübsch. Komm her, mein Schatz!«
Er streckte einen Arm nach ihr aus, sie trat leise vor und glitt automatisch in seine Umarmung. Sein harter Bizeps schloss sich um sie; nach der Dusche verströmte sein Körpereine feuchtwarme Hitze. Zaghaft legte Erika ihr Kinn an seine Brust, vernahm seinen dumpfen regelmäßigen Herzschlag, den Duft von Seife, Waschmittel und Rasierwasser. Göran gab ein zufriedenes Brummen von sich, streichelte ihren Po und schob ihr Kleid hoch. Seine Finger waren heiß und rau auf ihrer nackten Haut. Ein Schauer überlief sie.
»So verflucht eilig haben wir es ja wohl nicht, je später der Abend, desto schöner die Gäste, meinst du nicht?«, schnurrte er genussvoll. Erika atmete lautlos mit geöffnetem Mund gegen seine Brust.
»Ist das Kleid eigentlich neu? Hast wohl schon wieder meine Brieftasche geplündert, hm?«, neckte er sie, während seine warmen Finger Erikas Pobacken kneteten. Sie biss die Zähne zusammen und schloss die Augen.
»Du hast dich doch wohl nicht für Martin so herausgeputzt, oder?«
Göran schob sie von sich, in seinen strahlend blauen Augen lauerte hinter dem alkoholbenebelten Blick ein scharfer Zug. Erika musste unwillkürlich schlucken. Sie spürte, wie sich das Ungeheuer, das Monster tief in ihm regte, wie es seinen stacheligen Schweif wie eine Peitsche schwang und hinter dem unschuldigen Blau seiner Augen rasch an die Oberfläche kam.
»Bitte, Göran …«, murmelte sie und versuchte, standfest aufzutreten und ihre Stimme zugleich sanft und fügsam klingen zu lassen. »Wir sind schon spät dran, Liebling, und ich habe Hunger, du nicht auch?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch.
Sie sah zu ihrem Mann hoch, dem blonden Wikinger, dem sie Hals über Kopf, ohne nachzudenken, umnebelt von Leidenschaft, verfallen war, etwas, wovor sie ihre Freundinnen immer gewarnt hatten. Er sei der schönste Mann, der ihr jebegegnet sei, so hatte sie ihn ihren Freundinnen beschrieben. Görans Augen verdunkelten sich, bis seine Pupillen jedes Licht in sich aufgesogen hatten. Sein Griff um ihre Oberarme wurde fester.
»Jetzt red nicht schon wieder vom Essen, Erika.« Göran lachte trocken und drängte sie rückwärts zum Flur. »Übrigens, du solltest mehr Sport treiben, wir fangen am besten gleich mit einer kleinen Trainingseinheit im Bett an, Herzchen.«
Erika stolperte rückwärts über die Schwelle. Das Geräusch ihrer Füße auf dem Dielenboden klang wie nasses Platschen, als Göran sie rückwärts schob. Der Hund huschte wie ein Schatten durch den Flur zu seinem Korb im Wohnzimmer. An der Schlafzimmertür schlug sie sich die Hacken an der Türschwelle an, strauchelte und fiel rückwärts auf das Doppelbett. Görans schwerer Körper lag auf ihr. Einen flüchtigen Moment wehrte sie seine Küsse ab, die auf ihren Hals einprasselten, stemmte sich gegen seine Hände, die an ihrer Kleidung zerrten, bis die Erkenntnis sie wie ein Schlag in die Magengrube traf – sie hatte die hauchdünne Grenze überschritten, durch ihre Unvorsichtigkeit war das Ungeheuer in ihm erwacht.
Dass sie nicht gleich erkannt hatte, dass hinter der Fassade männlicher Geborgenheit dieser böse Zug in ihm schlummerte. Warum nur war sie nicht
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