Antrag nach Mitternacht
Arme rieb, als könnte sie auf diese Weise vertreiben, was sie gefühlt hatte.
Aber das war doch albern. Ein paar Küsse waren nicht das Gleiche, wie das Bett mit einem Mann zu teilen. Nur weil sie mit jeder Faser auf Sinclairs Berührungen reagiert hatte, bedeutete das nicht, dass ihr auch das gefiel, was unweigerlich gefolgt wäre. Immerhin war sie genauso gebannt gewesen, als sie Andrew kennenlernte. Ihr Herz hatte ungestüm geschlagen, und seine honigsüßen Liebesschwüre hatten sie regelrecht berauscht.
Doch als der eheliche Akt vollzogen wurde, verwandelten sich all ihre Erwartungen in eine bittere Enttäuschung. Liebevolle Blicke und sanfte Küsse waren einem verschwitzten Leib und tierischen Grunzlauten gewichen.
Bei Rochford würde es nicht anders sein, und es wäre dumm von ihr, auf etwas anderes zu hoffen. Ein Mann wollte eine Frau nicht nur küssen und streicheln. Er wollte sie ins Bett holen, ihr die Kleider vom Leib reißen und sich auf sie stürzen. Sie würde es bedauern und verabscheuen, so wie sie es bei Andrew getan hatte, und sie würde bei seinen Berührungen genauso starr daliegen.
Und Sinclair wiederum würde sie mit der gleichen Enttäuschung und Abscheu betrachten wie vor ihm Andrew.
Francesca schüttelte den Kopf. Das wäre noch schlimmer als das, was ihr ihre Ehe gebracht hatte. Denn damit würde sie die wunderschönen Erinnerungen zerstören, die sie und Sinclair einmal verbunden hatten. Praktisch alles war ihr lieber als der Gedanke, Sinclair könnte sie auf die gleiche Weise ansehen wie zuvor Andrew.
Seufzend verließ sie das Zimmer und begab sich nach oben, wo ein leeres Bett auf sie wartete.
10. KAPITEL
Im Verlauf der nächsten Tage bekam Francesca den Duke nicht zu Gesicht. Aber das war auch nicht anders zu erwarten gewesen, wie sie sich selbst sagte. Ihre Rolle bei der Suche nach einer Braut für ihn war weitgehend abgeschlossen. Nun lag es an ihm, um die Auserwählte zu werben. Natürlich interessierte es sie, für welche der Frauen er sich entschieden hatte, doch sie konnte nicht davon ausgehen, weiterhin an dem Prozess beteiligt zu werden.
Sie kam sich ein wenig verloren vor, was ebenfalls nicht weiter erstaunlich war. Die Suche nach der geeigneten Braut, die Planung, das Fest – das alles hatte viel von ihrer Zeit in Anspruch genommen. Kein Wunder, wenn ihr Leben ihr nun mit einem Mal leer und trostlos erschien.
Da war immer noch Harriet Sherbourne, um die sie sich zu kümmern hatte, aber selbst in ihrem Fall war Francescas Beteiligung von nun an deutlich geringer. Für diese Woche plante sie einen Opernbesuch mit Sir Alan und Harriet, außerdem wollte sie das Mädchen morgen zu einem Musikabend und in der kommenden Zeit zu verschiedenen Festen und Bällen begleiten.
Die eigentliche Arbeit jedoch war getan. Francesca war davon überzeugt, dass die junge Frau Einladungen von jenen Damen erhalten würde, denen sie auf der Soiree vorgestellt worden war. Was sie an Harriets Frisur und Kleidern verbessert hatte, sollte zudem genügen, um auf Bällen zum Tanzen aufgefordert zu werden und Männer dazu zu veranlassen, mit ihr zu flirten. Sie würde schon dafür sorgen, indem sie bei den jungen Männern entsprechende Bemerkungen fallen ließ, um deren Aufmerksamkeit auf Harriet zu lenken.
Angesichts der Tatsache, dass weder die junge Dame ein Interesse daran hatte, einen Ehemann zu finden, noch ihr Vater, würden in dieser Saison für sie keine außergewöhnlichen Bemühungen notwendig sein.
Es war also wirklich nicht verwunderlich, dass sie sich langweilte und sich sogar ein wenig einsam fühlte. Und ebenso blieb es nicht aus, dass ihre Gedanken immer wieder zu jenem eigenartigen Zwischenfall mit Rochford zurückkehrten.
Wenn sie nur daran dachte, was er mit ihr gemacht hatte, erwachten die Erinnerungen an die Empfindungen, die bei ihr ausgelöst worden waren. Sie schloss die Augen und ließ sich einen Moment lang von ihnen treiben.
Warum hatte er das bloß getan? fragte sie sich. Welches Spiel hatte er mit ihr gespielt? Sie glaubte ihm kein Wort, dass er so vorgegangen war, weil er von ihr einen Ratschlag hören wollte. Bei jedem anderen Mann hätte sie gesagt, dass er sie hatte verführen wollen. Aber bei Rochford war diese Absicht ausgeschlossen.
Oder etwa nicht?
Natürlich verstand er zu flirten. Er hatte mit ihr geflirtet, als er um sie warb – auf seine ganz eigene, leicht ironische und verhaltene Weise. Und auch bei den diversen Unterhaltungen, die sie beide in
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