Antworten auf Fragen

sagte ich, „doch Ihre Seele hat ihm nicht verziehen. Allzu viele ernste Klagen waren in Ihrer Seele gegen ihn. Im vorigen Leben fühlten Sie sich Ihrem Mann überlegen, anständiger und klüger als er. Um jemanden zu verachten oder zu verurteilen, muss man sich dem Objekt der Verurteilung überlegen fühlen. Und Sie haben Ihren Mann ständig unterdrückt, ihn in Gedanken gedemütigt. Daher konnten Sie selbst in Gedanken eine Demütigung nicht akzeptieren. In diesem Leben haben Sie begonnen, sich zu Ihrem Vorteil zu verändern. Doch Ihre Seele kann Ihnen nicht folgen. Gehen Sie und leisten Sie Abbitte für jede Aggression gegen die Liebe, dann werden seelische Änderungen leichter fallen.“
    Nach einiger Zeit kam sie erneut. Da war sie schon ein anderer Mensch. Der Gesichtsausdruck war anders, die Bewegungen waren anders.
    „Wissen Sie, meine Seele lächelt“, sagte sie.
    Auch ich versuchte zu lächeln:
    „Nun, dann ist, Gott sei Dank, alles gut.“
    Sie ging.
    Ich saß nachdenklich da. Ein Durchbruch erfolgt bei Überlastung manchmal extremer. Seit der Kindheit habe ich festgestellt, dass ich jedes Problem verstehen und lösen kann. Wenn ich es nicht sofort verstehen und lösen konnte, dann würde ich es, dass wusste ich, in fünf oder zehn Jahren verstehen. Und ich habe nie etwas vergessen. Jede Woche ändert sich grundlegend meine Vorstellung vom Weltall. Nie hatte ich das Gefühl, dass meine Aufgabe schwer ist. Eine Erklärung findet sich immer von selbst. Doch als ich begann, mit Karmastrukturen zu arbeiten, konnte ich nur noch „ächzen“. Fast jedes Mal entstand bei mir das Gefühl, dass ich nicht zurechtkommen, dass es über meine Kräfte gehen würde. Doch ohne Panikmache und Zurückhaltung kam schließlich die Lösung. Und scheinbar geringfügige Nuancen gewannen plötzlich an Bedeutung, und alles wurde sehr klar. Dem nächsten Patienten, der das Zimmer betrat, erläuterte ich:
    „Sie müssen verstehen, dass es sinnlos ist, ,Herr, nimm von mir meine Sünden, Herr, gib mir Gesundheit’ zu sagen. Auch wenn Sie sagen ,Herr, nimm die Kränkungen aus meiner Seele’, hat das wenig Nutzen. Wenn Ihre Seele schläft, wie kann da das Gebet effektiv sein? Erinnern Sie sich an die Situationen, in denen Sie stark gekränkt wurden oder in denen Sie alles, was Ihnen sehr teuer war, verloren haben. Versuchen Sie mit aller Kraft, in diesem Moment die Liebe zu Gott zu retten und zu bewahren. Wenn Sie fühlen, dass Ihnen das gelungen ist, dann beginnen Sie zu beten. Und dann wird Ihr Gebet effektiv sein.“
    Einige Minuten nach diesem Patienten kam ein junges Mädchen herein, und ich erklärte ihr:
    „Wir alle nähren uns von der Liebe, wie sich die Blätter von Feuchtigkeit nähren, die aus den Wurzeln kommt. Die Wurzeln sind nicht sichtbar, doch ohne sie ist es unmöglich zu leben. Das Göttliche ist jenseits von Raum und Zeit. Und wenn das Göttliche mit dem Menschlichen in Berührung kommt, muss sich Letzteres zurückziehen und verschwinden, sonst kommt es um und zerfällt. Die größten Anteile von Liebe erhalten wir nach dem Altwerden und dem Tod. Nur Einzelne vermochten es, sie zu erhalten und über die ganze Geschichte der lebenden Menschheit zu bewahren. Geringere Anteile von Liebe können wir erhalten, wenn wir krank oder unglücklich sind, wenn wir gekränkt oder gedemütigt werden und freiwillig an uns arbeiten, um alles Menschliche gänzlich aus dem Bewusstsein zu entfernen.“
    Wenn wir mit unserer Arbeit an uns nicht zurechtkommen, wird uns durch Kränkungen und Demütigungen, danach durch Krankheiten und Unglück, dann durch Alter und Tod geholfen. Je stärker wir unser göttliches „Ich“ fühlen, umso leichter ist es für uns, einen neuen Anteil göttlicher Liebe zu erhalten und dabei das Menschliche vor dem Zerfall zu bewahren. Das Empfinden des eigenen göttlichen „Ichs“ tritt nicht sofort ein. Es durchläuft mehrere Stadien. Zuerst lernen wir nur, das Göttliche zu sehen. Dann lernen wir, die göttlichen Funken in uns festzuhalten. Dann, indem sie regelmäßig in unserer Seele entflammen, treten sie immer häufiger in Erscheinung und verschmelzen zu unserem göttlichen „Ich“. Es entsteht gleichsam ein Vermittler zwischen unserem wahren „Ich“, das in Gott und der Liebe enthalten ist, und unserem menschlichen „Ich“, das in Körper und Bewusstsein eingesperrt ist. Das erste Stadium ist also, das Göttliche zu sehen. Das kann nur geschehen, wenn Sie den Mechanismus der