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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Landes zu rauben. Sie schüttelte nur den Kopf.
    »Das ist ein Fehler«, sagte Mrs Walsh. »Sie sollten sich diese Ausstellung auf gar keinen Fall entgehen lassen. Ich selbst war bereits zweimal dort und habe nicht einmal die Hälfte von allem gesehen, was es zu bestaunen gibt. Und dabei vergeht keine Woche, in der nicht neue Stücke hinzukommen.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht, und Bast musste nicht einmal hinter diese Maske schauen, um zu wissen, dass ihr Einfall alles andere als spontan war, sondern sie das Gespräch so oder so auf das Thema gebracht hätte. »Ich frage mich, ob Sie mit Ihrer Suche nicht dort anfangen sollten.«
    »Im Museum? Warum?«
    »Warum nicht?«, erwiderte Mrs Walsh. »Einen Versuch wäre es wert, meinen Sie nicht auch?« Sie winkte ab, als Bast widersprechen wollte. »Jacob ist in irgendwelchen Geschäften unterwegs und wird erst am späten Nachmittag zurückkehren, aber er hat mir fest versprochen, schon einmal gewisse Erkundigungen einzuziehen, was Ihre Freundin angeht.« Ihr Lächeln änderte sich, wurde eine Spur nachsichtiger. »Geben Sie ihm eine Chance, und sei es nur, um seine Ehre nicht zu verletzen.«
    Bast antwortete nicht sofort darauf. Mrs Walshs Pläne gefielen ihr ganz und gar nicht, erschreckten sie sogar ein bisschen, aber sie sagte sich auch, dass es ohnehin zu spät war, um Maistowe jetzt noch von irgendetwas abhalten zu wollen. Wahrscheinlich würde er ohnehin nichts herausfinden. Wenn es ihr nicht gelang, Isis zu finden, was sollte da ein Mann wie Jacob Maistowe ausrichten?
    »Ich verstehe nicht so ganz …«, begann sie, nur um von Mrs Walsh sofort unterbrochen zu werden.
    »… wie Ihnen diese Ausstellung helfen soll, Ihre Freundin zu finden?«
    Bast nickte.
    »Möglicherweise gar nicht«, gestand Mrs Walsh. »Aber auf der anderen Seite … wer weiß? Wenn Ihre Freundin Ägypterin ist wie Sie, dürfte diese Ausstellung zweifellos ihr Interesse gefunden haben. Sechs Monate sind eine lange Zeit. Es wäre immerhin möglich, dass sie schon dort gewesen ist, und vielleicht erinnert man sich ja an sie.«
    »Wenn sie auch nur halb so auffällig ist wie ich, meinen Sie?«, vermutete Bast.
    Mrs Walsh wirkte ein bisschen verlegen. Bast bedauerte ihre eigenen Worte auch schon beinahe wieder, gestand sich zugleich aber auch ein, dass Mrs Walsh möglicherweise recht hatte. Isis war wohl nicht so auffällig wie sie; sie war weder schwarz noch von so außergewöhnlicher Größe. Doch wer immer sie sah, hätte schon blind sein müssen, damit sie als durchschnittliche Engländerin durchging – oder auch überhaupt als durchschnittlich.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, fuhr Mrs Walsh fort, die ihr Schweigen offensichtlich als Zustimmung auslegte oder doch zumindest als das Zögern, das es bedeutete. »Und ich werde ein Nein nicht akzeptieren. Das sind Sie mir schuldig, nach all der Aufregung, die Sie in meinen friedlichen Tagesablauf gebracht haben.« Sie knibbelte ihr verschwörerisch zu. »Wenn Sie wirklich darauf bestehen, in ein anderes Hotel zu ziehen, dann akzeptiere ich das und werde nicht versuchen, Sie von irgendetwas zu überzeugen, das Sie nicht wollen. Aber warten Sie wenigstens ab, bis Jacob zurück ist, und hören sich an, was er herausgefunden hat – oder auch nicht. Und machen Sie einer alten Frau die Freude und begleiten mich ins Museum. Wir fragen dort nach Ihrer Freundin. Selbst wenn man sie dort nicht kennt, verspreche ich Ihnen ein ganz erstaunliches Erlebnis.«
    Bast war regelrecht entsetzt. Sie würde Gloria Walsh ganz bestimmt nicht mit dorthin nehmen, und noch viel weniger würde sie warten, bis Maistowe zurück war und ihr die Ergebnisse seines kleinen Detektivspieles präsentierte. Sie musste verschwinden. Jetzt.
    Und hörte sich zu ihrer eigenen Überraschung antworten: »Nun ja, wahrscheinlich haben Sie recht. Ein weiterer Tag macht sicherlich keinen Unterschied mehr.«
    Sie fragte sich selbst, warum sie nicht den Mund gehalten hatte.

    Diese Frage stellte sie sich eine Stunde später noch immer, ohne eine Antwort darauf gefunden zu haben oder sich auch nur weniger über ihre eigene Reaktion zu wundern, die so ganz und gar nicht typisch für sie war, als sie zusammen mit Mrs Walsh aus der Kutsche stieg und schaudernd den Mantel enger die Schultern zusammenzog. Sie war nicht einmal ganz sicher, ob dieses Frösteln nur an der äußeren Kälte lag oder ob sie vielleicht der Anblick, der sich ihnen bot, so sehr irritierte, dass ihr ein kalter

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