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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Montgomery Street brachten, wo ich sie dann abgeholt habe. Dort habe ich mit einem Detective gesprochen. Sam Hunterhieß er, glaube ich. Oder so ähnlich. Irgendwo muss ich noch seine Karte haben.«
    »Ich kenne Lieutenant Hunter«, sagte Bree, um dann zu ihrer eigenen Überraschung, weil sie noch nie darüber nachgedacht hatte, hinzuzufügen: »Das ist eigentlich ein fairer Mann.« Und viel zu hochrangig, um sich mit der Straftat einer Jugendlichen abzugeben. Sie malte ein Fragezeichen auf ihren Notizblock.
    Lindsey zog die Knie bis zum Kinn hoch und zündete sich eine neue Zigarette an. »Na ja, jedenfalls haben die mich zusammen mit ’ner Polizistin in ein Zimmer gesteckt, bis Mama dann angerannt kam, um mich zu retten.« Sie streckte die Hand aus und boxte ihre Mutter gegen den Arm, was in keiner Weise liebevoll wirkte. »Ma hat mich nicht im Stich gelassen.«
    »Und die anderen beiden Mädchen, die bei Ihnen waren? Was ist mit denen passiert?«
    »Diese zwei. Das sind meine besten Freundinnen. Meine ehemaligen besten Freundinnen.« Lindsey stieß den Rauch durch die Nase aus. »Die haben übereinstimmend gesagt, alles sei meine Schuld gewesen.« Sie beugte sich vor und flüsterte Bree ins Ohr: »Hartleys Dad ist Richter, und obwohl ihre Mom von ihm geschieden ist und wieder geheiratet hat, wird er es nicht zulassen, dass sein kleiner Liebling Ärger mit der Polizei bekommt.«
    »Ich kenne Richter Williams«, sagte Bree. Der Richter würde sicher nicht abgeneigt sein, seine Beziehungen spielen zu lassen und ein paar entsprechende Anrufe zu machen. Sie bezweifelte allerdings, dass er direkten Druck ausüben würde. Außerdem kannte sie Sam Hunter. Der wäre der Letzte gewesen, dem man hätte vorwerfenkönnen, dass er sich auf Klüngeleien einließ. Wenn Lindseys Freundinnen freigelassen worden waren, dann lag das wohl eher daran, dass die ganze Geschichte von einem glaubwürdigen Zeugen beobachtet worden und in der Tat alles Lindseys Schuld war.
    Bree seufzte. Es war nicht ihre Aufgabe, über Lindsey zu urteilen. Ihre Aufgabe bestand darin, die Interessen des Mädchens so gut wie möglich zu vertreten. Und sollte das Kind irgendetwas gestehen, dann unterlag das Brees Schweigepflicht als Anwältin. Was bedeutete, dass Carrie zunächst einmal eine Prozessvollmacht unterschreiben und ihr einen Vorschuss zahlen musste.
    Aber zuallererst musste sich Bree bereit erklären, dieses freche Kind zu vertreten.
    Das Leben war verdammt kurz. Zu kurz.
    Sie faltete die Hände auf dem Tisch und beugte sich vor. »Lindsey, Carrie-Alice, ich würde gern ein paar Telefonate machen, um einen Rechtsanwalt zu finden, der für diesen Fall genau der Richtige ist.«
    »Ich dachte, Sie würden mich aus der Sache rausholen«, sagte Lindsey.
    Bree vermied es, Carrie anzusehen. »Das werde ich auch. Aber was Sie zunächst einmal brauchen, Lindsey, ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann.« Bree hob die Hand und zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Erstens: Sie sind siebzehn Jahre alt, oder? Damit sind Sie hier in Georgia noch minderjährig, und Sie brauchen einen Rechtsanwalt, der sich mit dem Jugendgericht bestens auskennt. Das ist bei mir nicht der Fall. Zweitens: Wir haben es hier mit einem Delikt zu tun. Mit einem nicht sonderlich schweren, gewiss, aber trotzdem ist durchaus eine Anklage zu erwarten. Ich bin aber eher mit zivilrechtlichen Sachen und der Durchsetzung von Erfüllungsgarantien vertraut. Ich nehme an, Sie haben eine Anwaltskanzlei, die die Interessen der Familie vertritt?«
    »Stubblefield, Marwick«, sagte Carrie.
    Bree hätte am liebsten die Augen verdreht, unterließ es jedoch. Diese Kanzlei war für ihre spätabends im Fernsehen gezeigten Infomercials berüchtigt, in denen um Aufträge von Hirngeschädigten, Behinderten und alten Menschen, die im Supermarkt hingefallen waren, geworben wurde. Und John Stubblefield, der Seniorpartner, gehörte zu den widerwärtigsten Leuten, die Bree jemals kennengelernt hatte.
    »Stubblefield, Marwick scheinen mir allerdings eher Experten für Zivilrecht als für Strafrecht zu sein«, erwiderte Bree. »Aber es gibt hier und in Atlanta mehrere hervorragende Kanzleien, die in der Lage sind, Lindsey die Unterstützung zuteilwerden zu lassen, die sie braucht.«
    »Das war’s dann also?«, fragte Carrie.
    »Ja«, entgegnete Bree voller Entschiedenheit. »Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen würden. Ich würde gern sofort einige Anrufe machen.« Bree erhob sich. Sie hatte

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