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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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hören … » Ich bin nicht im Auto umgekommen …  «
    »Ach du Schande!«, sagte Bree.
    Ich bin nicht im Auto umgekommen.
    Vor einiger Zeit hatte ihre erste tote Seele behauptet, dass er nicht im Meer umgekommen sei. Bree hatte etliche Risiken auf sich genommen, um das zu beweisen – und dass der Himmlische Gerichtshof ihn zu Unrecht wegen Habgier verurteilt hatte.
    Marlowe’s. Lindsey. Blut. Blut. Blut.
    Und jetzt flehte sie hier dieser Probert Chandler, von schrecklichen schwarzen Flammen umgeben, doch tatsächlich um Hilfe an.
    »Großartig«, sagte Bree ein wenig bitter. »Einfach großartig. «
    Beaufort & Compagnie hatten doch einen neuen Klienten.

Nichts stand in seinem Leben ihm so gut,
Als wie er es verlassen hat.
William Shakespeare, Macbeth
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass meine eigene Schwester sich vor das gesamte Fernsehpublikum von Savannah gestellt und dieses kleine Miststück verteidigt hat!« Antonia schwang ihre Beine über die Lehne des Theatersitzes vor ihnen und verdrehte die Augen. Bree saß neben ihr in der zweiten Reihe des Theaters von Savannah.
    Es war sechs Uhr dreißig am Abend.
    Drei Stunden zuvor – zwanzig Minuten nach ihrer Begegnung mit Probert Chandlers Geist und zehn Minuten nachdem Bree von Carrie-Alice einen Vorschuss über fünftausend Dollar erhalten hatte – war der Ü-Wagen des Fernsehens vor dem Haus der Chandlers vorgefahren. Der Medienrummel hatte den ganzen Nachmittag gedauert. Um fünf Uhr dreißig hatte Bree die letzten Reporter weggescheucht und war aufgebrochen. Nachdem sie unterwegs am Park Avenue Market angehalten hatte, um Snacks zu besorgen, war sie direkt zum Theater gefahren, um sich von ihrer Schwester ein bisschen bemitleiden zu lassen.
    Doch da biss sie auf Granit.
    »Warum lungerst du eigentlich nicht am Bahnhof rum, um Aufträge an Land zu ziehen?«, fügte Antonia hinzu. »Dort würdest du zumindest anständigere Klienten finden.«
    »Sei nicht so zynisch«, entgegnete Bree mit düsterer Miene.
    Auf der Bühne wurden gerade die letzten Vorbereitungen für die abendliche Aufführung von Die Rückkehr des Sherlock Holmes getroffen. Hoch über der Bühne bastelte ein Techniker an der Beleuchtung für die Reichenbachfälle herum. »Zu blau!«, schrie ihm Antonia zu. »Versuch’s mal mit Filter Nummer zwei!« Sie kritzelte etwas in ihr Skript, dann sagte sie: »Deine Haare haben allerdings toll ausgesehen. Dieses Weißblond kommt auf dem Bildschirm normalerweise nicht allzu gut rüber.«
    Brees Haar war lang, dicht und silberblond. Es hatte ihr immer wieder Probleme bereitet, bis sie dann dazu übergegangen war, es zu Zöpfen zu flechten und diese um den Kopf zu winden. Es war schönes Haar, doch schönes Haar war kein mildernder Umstand, selbst im Süden nicht. Genau genommen machte es Bree auffälliger, als sie zu sein wünschte. Über Lindseys Eskapade war, wie Bree schon erwartet hatte, in den Sechs-Uhr-Nachrichten berichtet worden. Im Augenblick galt Lindsey in Savannah als persona non grata, ebenso wie jeder andere, der sich für sie einsetzte. Als Bree mit demAbendessen für Antonia in der Hand ins Theater gekommen war, hatte einer der Platzanweiser ein missbilligendes Zischen ausgestoßen und gemurmelt: »Pfui Teufel!«
    »Geschenkt«, erwiderte Bree, um dann hinzuzufügen: »Bekomme ich nicht wenigstens ein paar Pluspunkte dafür, dass mir der Geduldsfaden nicht gerissen ist?«
    »Du hast dem Reporter keins auf die Nase gegeben, das stimmt schon. Aber andererseits bist du extrem schnippisch rübergekommen.«
    Bree drückte ihrer Schwester ein Thunfischpanini in die Hand. »Halt die Klappe und iss.«
    Antonia führte das Sandwich zum Mund, hielt aber inne und richtete den Blick auf die Bühne. »Perfekt!«, rief sie. »Das hätten wir!« Sie seufzte. »O Gott, o Gott. Irgendwas wird bestimmt schieflaufen. Aber wir sind immer und immer wieder jede Szene durchgegangen. Jetzt liegt alles in Gottes Hand, Bree. In Gottes Hand.« Sie biss in ihr Sandwich und fing an, hektisch zu kauen.
    »Wird schon klappen!«, sagte Bree. »Und heute Abend ist ja noch gar nicht Premiere, sondern erst Generalprobe.«
    »Die Kritiker!« Antonia hörte sich an wie Richard III., der nach einem Pferd rief, so verzweifelt klang ihre Stimme. »Die Kritiker!«
    »Werden begeistert sein. Jedenfalls sind die lokalen Kritiker hier doch immer sehr wohlwollend, wenn es um einheimische Inszenierungen geht. Selbst wenn man die Musicalversion von Gilligans Insel

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