Anwaltshure 3
dich nie mehr sehen wird? Nicht weil Laura ein anständiges Mädchen ist, verglichen mit dir. Und auch nicht, weil sie so schön und so intelligent ist. Ja nicht einmal wegen des ungeheuren Vermögens, das sie eines Tages erben wird. Nein! Nur aus einem einzigen Grund: Sie ist die Tochter des Lord Chief of Justice.«
Die Tochter des obersten Juristen des Vereinten Königreichs! Tja, wie hätte ein Mann in Dereks Position eine bessere Verlobte finden können. Außer ...
»Aha. Der Lord Chief of Justice akzeptiert also einen Schwiegersohn, der vor der Polizei auf der Flucht ist ...« Es war der letzte Trumpf in meinem Ärmel. Mehr gab es nicht. Und ich hatte die Karte noch nicht ganz gespielt, da war mir schon klar, dass mein Gegenüber das mit Abstand bessere Blatt besaß.
»Oh, er hat mir bereits seine volle Unterstützung zugesagt. Immerhin weiß er seit ein paar Tagen, dass seine über alles geliebte Tochter von eben jenem fälschlicherweise gesuchten Mann ein Kind erwartet.«
Mein Kopf begann zu glühen. Dann wurde mir eiskalt. Es war wie ein Schlag in die Magengrube. Ich taumelte, Tränen schossen in meine Augen, die ich bekämpfte.
»Emma ... versteh mich nicht falsch ...« In einer bemüht- verbindlichen Geste streckte er seine Hand nach mir aus, doch ich wehrte seine Berührung ab, suchte mir einen Stuhl zum Hinsetzen.
»... ich will dir nicht wehtun, Emma. Aber jetzt geht es um Dereks zukünftiges Leben. Wenn die Verlobung mit Laura platzt, geht er ins Gefängnis. Und zwar für eine sehr lange Zeit. Wenn nicht sogar Schlimmeres! Deine Gefühle für ihn in allen Ehren, aber bitte glaube mir ... von einem inhaftierten – oder gar toten – Mann hättest du auch nichts. Zumal wenn eine andere sein Kind erwartet.«
Hatte ich gedacht, ich hätte die Minenfelder hinter mit gelassen? Hatte ich gedacht, alle Gefahren seien verflogen, nur weil ich dort oben in seinen Armen gelegen hatte?
Laura war schwanger von ihm! Das ultimative Zeichen, dass zwei Menschen zusammen gehörten. Er gehörte zu ihr, nicht zu mir. Das Auf und Ab meines Lebens wollte einfach kein Ende nehmen. Es hörte nicht auf!
»Emma ... Ich kann ihn nicht beschützen. Nicht mehr.« George klang, als läge ihm wirklich daran, mich in sein Boot zu holen. Dann aber legte er noch ein weiteres Holz auf die Flammen. »Derek hat sich in eine Situation manövriert, wo ich niemanden mehr finden kann, der irgendwie bereit wäre, sich für ihn aus dem Fenster zu lehnen. Wenn sich in den richtigen Kreisen in London derzeit zwei Leute treffen und der Name Derek McLeod fällt, gehen sie schnell wieder auseinander.«
Mit einem beinahe hypnotischen Blick fixierte er mich, die Hände an meinen Oberarmen, als wolle er mich auf keinen Fall gehen lassen, bevor er mir nicht seinen Standpunkt klargemacht hatte. »Emma! Hör mir zu: Laura ist Dereks letzte Chance, seinem sicheren Untergang zu entgehen! Er hat zu vielen Leuten Probleme gemacht. Mächtigen Leuten. Die wollen ihn aus dem Weg haben. Ultimativ. Und jetzt rede ich nicht vom Gefängnis. Das kann man überleben. Akzeptier es! Hilf ihm! Er soll Laura heiraten und ihr Vater wird dafür sorgen, dass er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen kann.«
Energisch drehte ich mich von einer Seite zur anderen, bis George seine Hände herabgleiten ließ. Dann wandte ich mich zum Gehen.
»Ich wusste, du bist vernünftig und hilfst ihm«, sagte er zufrieden. Er hatte sich wieder aufgerichtet und eine neue Zigarette angezündet.
An der Tür drehte ich mich noch einmal um und sah ihm genau in die Augen. Mitten hinein in dieses wunderbare, tiefe Blau. »George?«
Vor meinem inneren Auge rasten all jene Bilder vorbei, die mich seit so langer Zeit mit Derek verbanden. Was wir gemeinsam erlebt hatten, die Auseinandersetzungen, die wir uns geliefert hatten. Ja, auch den Sex, der – manchmal brutal, aber immer erfüllend – meinen Körper zu durchströmen vermochte, wie mein Blut. Das, was er mit den »Avengers« auf die Beine gestellt hatte. Und auch Jays Tod. Die Art, wie er auf diese Nachricht reagiert hatte ...
George drehte sich zu mir um. Freundlich und erwartungsvoll. Selbstsicher. »Ja«, sagte er.
Ich stellte mich sehr gerade hin. Die Hand an der Klinke: »Weißt du was? ... Du kannst mich mal!«
Er sah mich lange an und dann sagte er ganz ruhig: »Jederzeit. Aber das weißt du ja, meine Süße!«
Internet-Story »FesselSpiele«
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