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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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PROLOG
    Dänemark, 865 n. Chr.
    Das Knistern der Holzscheite war das einzige Geräusch im Großen Saal. Die flackernden Fackeln in den Wandhaltern warfen einen schwachen gelblich roten Schein über die versammelten Krieger, deren Mienen wie versteinert waren. Jeder von ihnen dachte über die Bedeutung der Nachricht nach, die ihnen soeben überbracht worden war. Trauer und Unglauben erfüllten sie, als sie den Blick auf die drei Brüder richteten, die auf dem erhöhten Podest an der Tafel saßen. Die Söhne von Ragnar Lodbrok musterten den Überbringer der Botschaft mit scheinbar gelassener Miene, doch ihre Augen verrieten Fassungslosigkeit, Bestürzung und Zorn.
    „Ragnar ist tot?“, fragte Halfdan düster, eine Hand fest um die Armlehne seines Stuhls geklammert. „Bist du sicher?“
    „Ganz sicher, Herr.“
    Jarl Wulfrum, der rechts von Halfdan saß, schwieg beharrlich. Auch sein Gesicht zeigte keine Regung, nur seine blauen Augen funkelten vor kaltem Zorn wie Eis. Unwillkürlich schloss er die Hand fester um das Heft seines Dolchs, so wie sein Waffenbruder neben ihm den Knauf seines Schwertes umklammerte. Wulfrum war einfach nicht in der Lage, Ragnars Tod zu begreifen. Ragnar, der Krieger, der Heerführer; furchtlos, mächtig und von seinem Volk wie ein König verehrt. Ragnar der Schreckliche, der viele Schiffe anführte, deren bloßer Anblick das Herz eines jeden Feindes vor Angst erstarren ließ. Ragnar, der für ihn wie ein Vater gewesen war, der ihn als Zehnjährigen aus den schwelenden Überresten seines Zuhauses geholt hatte, rings um sie die leblosen Körper seiner ganzen Familie. Ragnar, der mit seiner rauen Herzlichkeit den Sohn seines verstorbenen Freundes in seine Obhut genommen hatte, um ihn wie ein eigenes Kind großzuziehen. Der Mann, der ihm sein erstes Schwert geschenkt und ihm alles beigebracht hatte, was er wissen musste, um ein Krieger zu werden. Und nun war er tot.
    Wulfrum verbarg seinen Schmerz, wie er es seit Jahren tat. Welches übellaunige Schicksal sorgte nur dafür, dass er jedes Mal verschont blieb, während die Menschen, die er liebte, sterben mussten? Ein Mann machte sich verwundbar, wenn er zu sehr liebte. Diese Lektion hatte er schon früh in seinem Leben lernen müssen, und jetzt wurde sie ihm ein weiteres Mal erteilt, als wolle jemand dafür sorgen, dass er sie nicht vergaß. Er presste die Lippen fester aufeinander. Das hier erforderte Rache. Die Blutfehde, durch die seinerzeit seine Familie ausgelöscht worden war, hatte schon viele Opfer gefordert. Wie hoch würde erst der Preis für den Mord an Ragnar sein?
    Halfdan riss ihn mit einer Frage an den Boten aus seinen Gedanken.
    „Wie ist es passiert?“
    „Als wir uns der Küste von Northumbria näherten, kam ein schrecklicher Sturm auf, der viele unserer Schiffe in den Untergang riss. Diejenigen, die es bis ans Ufer schafften, wurden von König Ellas Soldaten angegriffen. Wir waren deutlich in der Unterzahl, und viele unserer Leute sind gefallen. Ragnar wurde gefangen genommen, und der König ordnete seine sofortige Hinrichtung an.“ Der Mann verstummte einen Moment und musste tief durchatmen. „Er ließ ihn bei lebendigem Leib in eine Bärengrube werfen.“
    Die Anwesenden schnappten erschrocken nach Luft.
    „Und wie kommt es, dass du überlebt hast, Sven?“ Ivars Tonfall war kühl, er betrachtete den Boten von Kopf bis Fuß, doch der Mann hielt der Musterung stand.
    „Wir kämpften uns den Weg zu unserem Schiff frei und stachen wieder in See. Bei Anbruch der Nacht machten wir kehrt, und Bjorn ging im Morgengrauen an Land. Er beherrscht die Sprache der Angelsachsen, und so erfuhr er die Wahrheit auf einem Markt. Es heißt, bevor Ragnar starb, stimmte er ein Totenlied an, in dem er prophezeite, seine wütenden Söhne würden ihn rächen. Dann begann er zu lachen und hörte nicht mehr auf. Die Leute erzählten, dass er lachend starb.“
    Ragnars Mut war legendär, zweifellos war er dem grausamen Tod tapfer entgegengetreten. Dass er nicht in einer Schlacht sein Leben verloren hatte, war allerdings tragisch, konnte er doch so nicht nach Walhalla aufsteigen, um an Odins Tafel zu speisen.
    „Ihr habt nicht versucht, Ragnar zu rächen?“, wollte Ubba wissen.
    „Was hätten wir bewirken können? Wir waren eine Handvoll gegen Hunderte von ihnen.“
    Ubbas Hand wanderte zu seiner Axt, doch Halfdan schüttelte den Kopf.
    „Sven hat recht. Unter diesen Umständen wäre es eine Dummheit gewesen, König Ella

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