Anwaltshure 3
Ich war an einem Punkt angelangt, wo mir einfach alles egal war. Ich konnte Derek doch gar nicht verlieren! Denn ich hatte ihn nie besessen ...
Lediglich wütende Gastspiele hatte Derek in meinem Leben gegeben. Mehr nicht. Und jetzt würde er sich bei Laura zurückmelden. Ich war raus!
Neben seinem Bett stehend, hielt ich ihm sowohl Teller als auch Handy hin. Er nahm das Telefon zuerst und ließ mich den Teller beiseite stellen.
An der Tür hielt er mich auf. »Bleib doch!«, sagte er beiläufig, doch ich schüttelte nur den Kopf und verschwand.
Nein, zuhören musste ich nicht. Seine Stimme, erfüllt von Liebe und Sehnsucht nach Laura oder auch diesen alltäglichen Tonfall zweier Menschen, die sich vertraut sind, die aus einer gemeinsamen Quelle schöpfen.
Auch wenn ich seine Stimme hörte, so konnte ich doch nicht verstehen, was er genau sagte und erst, als das Gespräch beendet war, rief er mich wieder herein. Etwas in mir bäumte sich dagegen auf, so dienstbar ihm gegenüber zu sein, doch ich fügte mich trotzdem. Warum, wusste ich nicht.
»Laura macht sich sofort auf den Weg«, erklärte er ruhig. Seine Stimme, seine Haltung – alles an Derek war wieder Robin, der Kopf der »Avengers«. Und ich war wieder lediglich die Nutte, die ihm bei der Umsetzung seiner Pläne half.
***
Es war spät in der Nacht, als die Scheinwerfer über die Hauswand streiften und mich aus einem leichten Dämmerschlaf rissen, in den ich auf meinem Posten im Wohnzimmer-Erker gefallen war. Bewusst hatte ich keinen Schlafanzug angezogen, sondern wartete in meinen Sachen auf die Ankunft der Königin.
Noch ehe sie klingeln konnte, hatte ich die Vordertür geöffnet und sie eingelassen.
»Wie geht es ihm?«, war das Erste, was sie fragte und sah mich mit hektisch flackerndem Blick an.
»Soweit ganz gut. Er schläft noch viel.«
Sie nickte und schaute die Treppe hinauf, als erwartete sie, dort oben jemanden zu entdecken.
»Kann ich dir etwas anbieten? Tee? Kaffee?«
»Tee. Wenn du mir einen Tee machen könntest. Das wäre sehr nett. Ist er oben?«
Ich nickte, auch wenn es mich alles kostete.
Am Fuß der Treppe blieb sie stehen, sah hoch und drehte sich dann zu mir um, die ich noch in der Tür wartete. »Emma?«
»Ja?«
»Danke.«
Ohne zu reagieren verzog ich mich in die Küche. Ich spürte, wie sich meine Tage als Heilige dem Ende entgegen neigten.
Das Wasser prasselte im Kocher und der Teebeutel rutschte in die Tasse. Oben blieb alles ruhig. Wie viel Zucker nahm Laura wohl in ihren Tee? Hörte man es hier unten, wenn oben das Bett quietschte? Ich würde den Zucker in einem Schälchen daneben stellen. Ich zuckte zusammen. Hatte ich ein Aufstöhnen gehört? Nein. Alles blieb still. Die Milch goss ich in das Kännchen mit dem zotteligen Highland-Rind vorn drauf. Konnte es wahr sein, dass ich hier wie ein Dienstmädchen stand und den Tee für die Verlobte meines Wasauchimmer richtete, während sich die beiden oben auf dem Bett wälzten? Vielleicht blies sie ihm auch nur einen, weil er sich wegen der Schmerzen nicht bewegen konnte.
Tasse, Milch, Zucker auf ein Tablett.
Erwartete Laura ernsthaft, dass ich jetzt da oben anklopfte? Nein! Ich würde das Tablett vor die Tür stellen, schnell klopfen und dann in mein Zimmer verschwinden. Man brauchte keine große Fantasie, um sich vorzustellen, wie er aussah, wenn er nackt auf dem Bett lag, während sie die Tür aufhielt, um den Tee entgegenzunehmen ...
Mit festem Schritt stieg ich gesammelten Sinnes nach oben. Was dann geschah, erwischte mich eiskalt.
Ein Schrei wie von einem Tier. Dann krachte etwas gegen die Wand. Splitter? Derek schrie gellend: »NEIN!!!«. Dann krachte es wieder. Es klang, als habe man ein wildes Tier dort oben eingesperrt, das sich nun seinen Weg nach draußen freikämpfte.
Plötzlich, ich stand erstarrt auf der Treppe und sah aus dem Augenwinkel John und Tammy herbeieilen, wurde die Tür zu Dereks Zimmer aufgerissen und Laura stand mit vor Schrecken weit aufgerissenen Augen vor mir. »Emma!«, brüllte sie.
Augenblicklich ließ ich das Tablett fallen und stürmte los, begleitet von Lauras Schreien: »Hast du es ihm nicht gesagt? Himmel Herrgott! Ich dachte, er wüsste es!«
Derek warf sich gegen den Schrank. Die Tür splitterte. Blut floss aus der Wunde an seinem Bein. Sein ganzer Körper war zerkratzt. Als er jetzt merkte, dass der Schrank nicht nachgeben würde, wandte er sich der Nachttischlampe zu. Er packte sie, riss den Stecker aus der Steckdose und
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