Apocalypsis 1 (DEU)
treten. Gott braucht Sie, Peter.«
Peter atmete aus. »Sie sagen also, dass das Böse etwas Materielles ist. Etwas, das sich vor Urzeiten Nester in dieser Welt gebaut hat, in denen es tausend Jahre schläft und irgendwann wieder erwacht.«
Laurenz nickte.
Peter schüttelte unwirsch den Kopf. »Ich glaube das nicht. Das ist absurd!«
»Können Sie sich vorstellen, wie schwer es für mich war, das zu akzeptieren?«, sagte Laurenz. »Ich glaube fest an die Auferstehung des Leibes Christi und der Heiligen Jungfrau, genau wie ich an die Existenz des Satans glaube. Aber dennoch war das Böse an sich für mich immer etwas zutiefst Menschliches. Etwas, mit dem der Mensch von Anbeginn an infiziert ist. Etwas, zu dem er sich frei bekennen oder von dem er sich abwenden kann. Etwas, dass allein durch die Barmherzigkeit Gottes in Grenzen gehalten wird. Aber zu akzeptieren, dass das Böse eine Substanz hat, dass es sich an verschiedenen Orten der Welt verbirgt, aus dem Boden heraussickert wie giftige Miasmen aus einem erloschenen Vulkan, ein Parasit, der an der Welt nagt und sich von ihr nährt, ein Wesen , das nicht durch das Wirken Gottes, sondern durch magische Zeichen und Siegel daran gehindert wird, empor zu brechen und die Welt ungehindert zu verschlingen – das war eine unerträgliche Vorstellung.«
»Ich glaube es immer noch nicht!«, erklärte Peter.
»Und was glauben Sie dann?«
Ja, was glaubst du? Woran glaubst du eigentlich noch?
Peter zögerte. »Ich glaube, dass dieses Böse nur ein Etikett ist. Was auch immer Sie in der Nekropole entdeckt haben, was auch immer unter diesem Stein in Uganda oder sonstwo verborgen liegt, was auch immer die Träger des Lichts suchen – es wird etwas sehr Reales sein. Unerklärlich vielleicht – aber real. Genauso real und von Menschen gemacht wie dieses Amulett. Genauso real wie Seth und die Träger des Lichts . Real, rätselhaft, mächtig, gefährlich und – vergänglich.«
»Du meinst, was es auch ist, es lässt sich vernichten?«, fragte Maria.
»Genau das meine ich. Vernichten, neutralisieren, erklären, analysieren, einordnen, einsperren, auf den Mond schießen, umwandeln. Vielleicht liegt darin das Geheimnis der Alchemie. Sie haben daran geglaubt, dass sich alles umwandeln lässt. Warum sollte ein ehemaliger Papst dann nicht auch daran glauben, dass sich etwas Böses in etwas Gutes umwandeln ließe.«
Er sah, dass Sophia Eichner ihn jetzt anlächelte.
»Ich bete dafür, dass Sie Recht behalten«, seufzte Laurenz. »Aber ich fürchte, Sie irren sich.«
Peter straffte sich. »Wie auch immer. Die Gefahr ist dennoch viel konkreter. Die Träger des Lichts sind vermutlich im Besitz einer verheerenden alchemistischen Waffe.«
In knappen Worten berichtete Peter, was er über die alchemistischen Formeln und das Rote Quecksilber herausgefunden hatte.
»Zusammen mit dem, was Sie herausgefunden haben, Laurenz«, endete er, »ergibt das für mich nur eine ziemlich simple Schlussfolgerung: Die Träger des Lichts suchen etwas, das im Vatikan verborgen liegt. Möglicherweise den Templerschatz, ich weiß es nicht. Das Amulett ist jedenfalls nur ein Teil davon. Deswegen greifen sie die Kirche an. Ganz konkret und direkt. Sie planen einen Anschlag auf das Konklave. Und zwar mit einer alchemistischen Bombe, die den Vatikan vernichten und die versammelten Kardinäle töten soll. Und zwar morgen. Und diese Bombe, winzig klein und dennoch vermutlich von der Sprengkraft einer kleinen Atombombe, ist bereits in Rom. Möglichweise schon im Vatikan. Wenn wir das verhindern wollen, dann sollten wir uns allmählich auf die Suche machen.«
»Der gesamte Vatikan wurde in den letzten Tagen von Spezialeinheiten durchsucht«, wandte Don Luigi ein. »Vor allem der Bereich um die Sixtinische Kapelle. Man hat keinerlei Hinweise auf eine Bombe gefunden.«
»Es sind sieben«, erklärte Maria. »Und sie sind sehr klein.«
»Das ist Unfug!«, rief Laurenz dazwischen. »Das ergibt doch alles keinen Sinn. Wenn Seth wirklich Rotes Quecksilber und Gold herstellen kann, warum geht er dann so umständlich vor? Nein, ich glaube, es geht ihm um etwas ganz anderes.«
»Und woran denken Sie?«, hakte Don Luigi nach.
Laurenz schwieg. Entweder, weil er es selbst nicht wusste, oder weil er seine Vermutung für zu ungeheuerlich hielt.
»Vielleicht haben Sie Recht«, sagte Peter langsam. »Diese Bomben könnten auch nur eine weitere falsche Fährte sein. Ich habe in den letzten Tagen oft darüber
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