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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Leichenteile und geborstene Holzstücke lagen herum. Sicherheitsleute, Polizei und Priester in liturgischen Gewändern rannten durcheinander, schrien sich Kommandos und Hilferufe zu. Überall sah man Menschen mit schweren Verbrennungen und Verstümmelungen unter Schock.
    Alexander Duncker, der wegen einer Unpässlichkeit diesmal nicht an der Messe teilgenommen und nur von der Seite zugeschaut hatte, stürzte zu der brennenden Bühne, wo irgendwo in all dem Feuer und Rauch der Papst sein musste. Oder das, was von ihm noch übrig war.
    Als er schreiend und weinend auf die brennende Bühne kletterte, sah er schließlich als Erster das Wunder. Das Wunder von Kampala.
    Aus dem Flammenmeer auf der Bühne trat ein Mann. Nackt, mit verkohlten Haaren und Schürfwunden im Gesicht, aber sonst unverletzt. Fassungslos starrte Duncker den Mann an, der das Inferno überlebt hatte und der nun geradewegs auf ihn zukam.
    »Ich bin in Ordnung, Alexander! Bringen Sie mir ein Mikrophon. Rasch.«
    Diese simple Anweisung löste Dunckers Starre. Wie von Sinnen stürzte er davon und rief nach einem Mikrophon. Inzwischen hatten auch die Sicherheitsleute und Polizisten den unverletzten, nackten Papst entdeckt, schrien und zeigten auf ihn.
    Nackt wie der erste Mensch, den Gott erschaffen hatte, trat Johannes Paul III. an den Rand der zerstörten Bühne, die hinter ihm immer noch brannte. Und augenblicklich stoppte die Flut auf den Tribünen. Die Menschen hielten in ihrer kopflosen Flucht inne und starrten den weißen Mann an, dem irgendwer nun ein Mikrophon reichte. Stille senkte sich über das Stadion, als der Mann die Arme ausbreitete und furchtlos und mit klarer Stimme zu all jenen sprach, die diesen Anschlag überlebt hatten.
    »Fürchtet euch nicht!«, rief der Papst klar und deutlich ins Mikrophon. »Denn der Herr ist mit euch.«
    11. September 2010, Flüchtlingslager nahe Gulu, Nord-Uganda
    K urz bevor Maria und Don Luigi die Stelle im Busch mit dem flachen Monolith erreichten, wurde ihr Toyota-Pickup von belgischen Blauhelmsoldaten gestoppt.
    »Was ist los, Sergeant DeFries?«, fragte Maria einen der Soldaten.
    »Sie können hier nicht weiter, Schwester. Es gab letzte Nacht einen Überfall der LRA. Wir müssen die Stelle erst noch fotografieren und die Zeugen befragen.«
    »Oh, mein Gott!«, rief Maria alarmiert. »Gab es Tote?«
    »Zwölf. Alles ältere Leute, was schon seltsam ist. Was ebenfalls seltsam ist: Die alten Leute scheinen sich letzte Nacht alle um so einen Felsbrocken versammelt zu haben. Sieht aus, als ob es sie bei einer Art Ritual erwischt hätte.«
    Maria wechselte einen verzweifelten Blick mit Don Luigi und wandte sich dann wieder an den belgischen UN-Soldaten.
    »Ich muss die Stelle sehen, Sergeant. Bitte! Es ist wichtig!«
    DeFries zögerte.
    »Bitte, Sergeant!«
    DeFries zuckte mit den Schultern. »Ihre Entscheidung.«
    In Begleitung von DeFries standen Maria und Don Luigi kurz darauf an dem flachen Felsbrocken, den Nafuna Maria am Vortag gezeigt hatte. Ein UN-Soldat fotografierte die Stelle und trug die Position in eine Karte ein. Zwei weitere Blauhelmsoldaten befragten eine Gruppe von Acholi, die sich in einiger Distanz niedergelassen hatte und furchtsam auf die Stelle des Massakers starrte. Die Leichen der alten Leute waren noch nicht abtransportiert worden und lagen so da, wie ihre Verwandten sie am Morgen entdeckt hatten. Man hatte sie enthauptet und ihnen Arme und Beine abgetrennt. Die Köpfe hatte man in einem Kreis auf den Stein gelegt. Getrocknetes Blut bedeckte den Fels und machte die eingeritzten Zeichnungen unkenntlich. Maria erkannte Nafunas Kopf sofort wieder, in dessen Ausdruck sich immer noch unsagbares Grauen widerspiegelte. Die verstümmelten Rümpfe und Gliedmaßen der Opfer bildeten einen Kreis um den Stein herum, umschwirrt von Schwärmen von Fliegen, die sich auf den blutigen Sand stürzten.
    Maria sank kraftlos zu Boden und weinte erschüttert, flehte die Heilige Jungfrau um Kraft an, dieses Leid ertragen zu können. Bis Don Luigi sie sachte berührte.
    »Maria, Sie müssen sich etwas ansehen.«
    Maria sah auf.
    »Kommen Sie!« Don Luigi half ihr auf und führte sie um den einsamen Monolithen herum.
    »Ist das der Fels, den Nafuna Ihnen gezeigt hat?«
    Maria nickte. »Ja, warum?«
    »Schauen Sie, dort im Sand.«
    Als Maria sich die Stelle auf der anderen Seite des Steins genauer betrachtete, stieß sie einen erschrockenen Laut aus. Vor dem Stein dehnte sich eine breite Mulde aus, etwa so groß

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