Mutter war schön, nicht wahr?«
»Ja, das war sie, Nikolas. Sie wollte uns schützen bis zuletzt. Erinnerst du dich wieder an sie?«
»Ich muss jetzt gehen, Peter.«
Halt ihn auf! Lass ihn nicht gehen!
»Wo ist die siebte Bombe, Nikolas? Sprich mit mir!«
Wieder das heisere Lachen. »Weißt du das noch immer nicht?«
»Wo ist sie, verdammt?«
» Du bist die siebte Bombe, Peter! Für den Fall, dass etwas schief läuft. Und jetzt bist du genau da, wo sie platziert werden sollte.«
Die Panik war jetzt ein Raubtier, das seine Eingeweide zerfleischte.
»Was soll das heißen, ich bin die Bombe?«
»Schau dir deine linke Hand an.«
Peter betrachtete seine Handfläche. Jetzt erst fiel ihm auf.
Scheiße!
Ein schwaches rötliches Glimmen, kaum zu erkennen, selbst in der Dunkelheit seines Verlieses. Ein kleiner rötlicher Schimmer aus der Mitte seiner Handfläche, wie ein strahlendes Wundmal.
»Verdammt! Verdammte Scheiße! Wie habt ihr das gemacht?
»Sie wurde dir auf der Ile de Cuivre implantiert.« Nikolas’ Stimme klang erschöpft.
»Warum habe ich nichts davon gemerkt? Keine Schmerzen, keine Schnittwunde, nicht mal eine verdammte Naht?«
»Wir haben bessere Verfahren. Es ist nur eine kleine Ampulle. Aber sie wird ihren Zweck erfüllen. Das Licht hat das rote Quecksilber bereits aktiviert. Du kannst die Reaktion nicht mehr aufhalten. In ein paar Stunden ist alles vorbei. Hoathahe Saitan!«
Peter konnte hören, wie Nikolas sich stöhnend aufrichtete. Wie seine Schritte sich langsam entfernten.
Nein! Nein, Nein, Nein!
»GEH NICHT!«, brüllte Peter in das Dunkel. »Nikolas! Bleib hier! Bitte, bleib hier!«
Doch Nikolas verschwand. Verschwand ohne Gruß, ohne Abschied aus seinem Leben. Ließ ihn zurück wie ein nutzlos gewordenes Geschenk. Mit der Stille, die sich auf Peter absenkte, verdichtete sich auch wieder die Dunkelheit. Das einzige, was Peter in der Dunkelheit sah, war ein schwaches rötliches Glimmen in seiner Handfläche.
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Von:
[email protected] An:
[email protected] 19. Mai 2011 7:03:11 GMT+02:00
Betr.: Laurenz
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
ich muss Sie erneut um Ihre Unterstützung bitten. Wie ich soeben erfahre, ist Franz Laurenz von den italienischen Behörden verhaftet worden und wird derzeit vernommen. Ich brauche Ihnen nicht zu verdeutlichen, was das im Nachgang der Operation »Tempel« bedeutet.
C.K.
Chaim Kaplan
Chief Rabbi of Jerusalem ABD
Hekhal Shelomo
85 King George St. POB 2479
Jerusalem 91087
Israel
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Von:
[email protected] An:
[email protected] 19. Mai 2011 8:29:43 GMT+03:00
Betr.: Re: Laurenz
Verdammt, Jude, dann tu doch was!
Sheik Abdullah ibn Abd al Husseini
The Permanent Committee for Islamic Research and Fataawa
Makkah Al-Mukarramah
PO Box 8072
Saudi-Arabia
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XCII
19. Mai 2011, Vatikanstadt
I nnerhalb eines Tages hatte sich Rom verändert. Der Himmel spannte sich noch genau so blau über den sieben Hügeln wie am Vortag, die Luft war noch genau so warm, und der Tiber floss immer noch genau so unerschütterlich und träge durch sein Bett wie immer. Aber dieser Tag begann stiller als jemals sonst. Kaum Verkehr auf den Straßen. Als spüre die ewige Stadt, dass ihre Tage nun endlich gezählt waren und ihr Untergang bevorstand. Eine namenlose, unnatürliche Last bedrückte die Menschen, die über die Via della Conciliazione zum Petersplatz pilgerten, um zu beten und auf die nächste fumata zu warten. Als wüssten sie, dass der Tag gekommen sei, an dem alle Offenbarungen sich erfüllen würden. Schweigen lastete über dem Petersplatz. Selbst die allgegenwärtigen Fernsehteams wirkten weniger geschäftig als sonst, richteten ihre Kameras auf die Sixtinische Kapelle und gaben mit gedrückter Stimme nur knappe Kommentare an ihre Redaktionen durch. Obwohl niemand dieses Gefühl benennen konnte, teilten doch alle eine seltsame Beklommenheit, die sich wie ein Schatten auf jedes Gemüt legte. Das Gefühl, dem Ende nah zu sein.
Während Franz Laurenz, Urs Bühler und eine junge Clemensschwester namens Maria immer noch von der italienischen Polizei verhört wurden, diskutierten die Kardinäle im Gästehaus Santa Marta das mysteriöse Verschwinden von Kardinal Menendez. Der Kardinal war am Morgen nicht zum Frühstück erschienen. Als man sich nach mehrfachem Klopfen schließlich dazu durchgerungen hatte, seine Suite zu öffnen, fand man nur ein unberührtes Bett vor. Weder hatte irgendjemand gesehen, wann und wie